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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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miteinander dieses Grundstück unbefugt betreten.«
    »Die Kinder haben gar nichts unbefugt betreten, schließlich leben sie hier«, entgegnete Alice. Die Hausmutter beeilte sich hinzuzufügen, dass die Kinder sofort nach Hause müssten und man möglicherweise den Arzt holen solle.
    »Wir haben nur kurz angehalten, wegen der Demonstranten«, sagte sie. »Dann wurde es Thomas schlecht, und er erbrach sich auf den Busfahrer. Also sind wir alle ausgestiegen, und bevor wir es verhindern konnten, sind sie vom Bus weggelaufen und haben sich verteilt, und wir konnten sie nicht mehr finden.« Sie holte tief Luft und legte die knochige Hand an die schmale Brust. »Sie gewinnen die Enten nun mal lieb, weil sie sie jeden Tag füttern und die Küken in den Klassenzimmern unter Wärmelampen aufziehen, aber so ein Problem hatten wir bisher nie.« Alice war sorgsam darauf bedacht, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. Der Major zweifelte keine Sekunde daran, wer den Kindern im Rahmen ihres Kunstunterrichts eine Lektion in Sachen Wahrheit erteilt hatte.
    »Irgendjemand hat die kleinen Rabauken angestiftet«, sagte der Busfahrer. »Und wer bezahlt mir jetzt die Reinigung?«
    »Ich helfe Ihnen, die Kinder in die Schule zurückzubringen«, sagte Alice zur Hausmutter.
    »Die kann ich dort jetzt überhaupt nicht gebrauchen, es findet gerade ein Frühstück für meine Gäste statt«, wandte Dagenham ein und trat zwischen die Hausmutter und den Weg, der zum Haus führte. »Verfrachten Sie sie wieder in den Bus!«
    Der Major räusperte sich und sah Lord Dagenham an. »Dürfte ich vorschlagen, dass Sie den Kindern gestatten, in Obhut der Hausmutter auf ihren Zimmern etwas zu essen und ein wenig zur Ruhe zu kommen?«
    »Also gut. Aber bringen Sie sie um Himmels willen durch die Hintertür herein, und sorgen Sie für Ruhe!«
    »Gehen wir!«, sagte Alice und machte sich mit der Hausmutter auf den Weg, um die Kinder die Straße hinunter zum Herrenhaus zu führen.
    Dagenham ließ den Blick über die Weide wandern, auf der die Demonstranten sich wieder in Reihen geordnet hatten und langsam auf die Hecke zugingen. Sprechchöre ertönten – »Nieder mit Dagenham« und »Wir kämpfen beinhart für unsre Heimat«. Den zweiten Slogan fand der Major ziemlich interessant; er hätte gern gewusst, auf wessen Mist er gewachsen war.
    »Wo bleibt nur die verdammte Polizei?«, fragte Dagenham. »Ich will, dass diese Leute verhaftet werden.«
    »Also, Doppel-D, ich halte es für besser, die Polizei nicht einzuschalten, wenn’s recht ist«, sagte Ferguson. »Diese Art Aufmerksamkeit brauchen wir nun wirklich nicht. Soll um Gottes willen nicht heißen, dass wir im Unrecht sind, aber solche Publicity ist im Moment einfach nicht gut für das Projekt.« Er klopfte dem Lord auf den Rücken. »Sie haben uns gerade ganz schön in Aufregung versetzt. Jetzt tischen Sie uns ein anständiges Frühstück auf!«
    »Und was soll ich mit denen da machen?«, fragte Dagenham und richtete den Blick auf die Demonstranten, die sich langsam der Hecke näherten.
    »Ach, lassen Sie die ruhig protestieren, die brauchen das, um sich gut zu fühlen«, sagte Ferguson. »Meine Leute sorgen schon dafür, dass sie nicht in die Nähe des Hauses kommen, und machen außerdem jede Menge Fotos von ihnen. Ich finde es grundsätzlich besser, die Leute in dem Glauben zu lassen, sie würden irgendwas bewirken.«
    »Klingt, als könnten Sie in diesen Dingen auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen«, bemerkte der Major.
    »Sie können heutzutage nirgendwo neunzigtausend Quadratmeter bebauen, ohne in das örtliche Hornissennest zu stechen«, erklärte Ferguson, dem der leicht angewiderte Unterton des Majors gänzlich entgangen war. »Ich verfüge über ein ausgeklügeltes System, das von reiner Kontrolle über In-Schach-Halten bis hin zu radikaler Beseitigung reicht.«
    »Ich schätze Ihre Gesellschaft, Major«, sagte Dagenham. »Ferguson, ich denke, wir sollten den Major zu unserer privaten Besprechung nach dem Frühstück hinzubitten. Sie bleiben dann einfach noch, ja, Major?«
    »Sehr gern.« Es war dem Major zwar ein Rätsel, was so wichtig sein sollte, dass es einer Besprechung bedurfte, aber der Stolz auf die Einladung ließ seine Brust doch ein wenig schwellen.
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, gab Ferguson zurück. »Und vielleicht will der Major ja auch seinen aufgeweckten Sohn dabeihaben.«
    Als sie zum Haus zurückgingen, um das Frühstück einzunehmen, und die Rufe

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