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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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selbstmörderische Mission zu wiederholen. Die angeheuerten jungen Burschen begannen, die Weide zu durchkämmen, und wetteiferten begeistert darin, die kleinen grün-blauen Körper einzusammeln und dem jeweiligen Schützen über die Hecke hinweg hinzuwerfen. Augenzwinkernd schleuderte der rothaarige Junge dem Major Fergusons Erpel vor die Füße.
    »Ich glaube, das war Ihr Abschuss«, sagte der Major, packte den Vogel am Hals und gab ihn dem Amerikaner.
    »Bei dem da habe ich wohl in Ihrem Schussfeld gewildert«, erwiderte Ferguson freudestrahlend, nahm das tote Bündel und schmiss es in eine Kiste. »Durfte mir einfach nicht entwischen.«
    »Kein Problem, so ernst nehmen wir es hier auch wieder nicht«, sagte der Major, der zwar höflich sein, aber auch einen deutlichen Tadel aussprechen wollte.
    »Sie müssen mal mit mir in Schottland auf die Jagd gehen und denen zeigen, wie man locker bleibt«, sagte Ferguson. »Mein eigener Jagdleiter hat mich da mal vor meinen Gästen angebrüllt, weil ich über die Grenze zum Nachbarrevier geschossen habe.«
    »Mein Vater ist ein sehr versierter Jäger.« Wie aus dem Nichts war Roger aufgetaucht und streckte Ferguson die Hand entgegen. »Roger Pettigrew – schön, Sie kennenzulernen.«
    »Ach du lieber Himmel, es gibt Sie also gleich in mehreren Generationen!«, rief der Amerikaner und schüttelte Rogers Hand. »Wie soll man so viel geballten Humor nur aushalten?«
    »Roger behauptet von sich, keinen zu haben«, entgegnete der Major, während er seine Flinte überprüfte und nachlud. Dann wischte er sich die Hände an dem Lappen ab, der immer in der Tasche seiner Jagdjacke steckte. »Er glaubt, dass Humor von der eigenen Wichtigkeit ablenkt.«
    »Ich bin für Chelsea Equity Partners tätig«, erklärte Roger. »Wir haben für Sie mal eine Aktienemission im Zusammenhang mit der Wasseraufbereitungsanlage an der Themse gemacht.«
    »Ach, dann sind Sie also einer aus der Truppe des verrückten alten Norman«, sagte Ferguson. Der Major vermochte sich nicht vorzustellen, was Rogers imposanter, wortkarger Chef getan haben konnte, um mit einem so beleidigenden Spitznamen bedacht zu werden – es sei denn, Swithers trug jeden Tag derart lächerliche Socken. »Haben wir uns nicht beim Abschlussdinner kennengelernt?«, fuhr Ferguson fort. »Sie hatten sich kurz zuvor bei einem Tauchunfall am Great Barrier Reef den Arm gebrochen.« Mit trübseliger Faszination beobachtete der Major, wie Rogers Gesicht diverse Verrenkungen vollzog, die darauf schließen ließen, dass er geneigt war, Fergusons Vermutung zuzustimmen.
    »Nein, bei diesem Dinner war ich nicht anwesend«, sagte Roger schließlich. Offenbar hatte die Ehrlichkeit – oder die Angst vor Entdeckung – die Oberhand gewonnen. »Aber ich hoffe, dass es bald wieder Anlass zu einem solchen Geschäftsessen geben wird.« Der Major seufzte erleichtert auf.
    »Tja, könnte sein, dass ich schneller als erwartet einen Deal für Sie habe.« Ferguson legte Roger den Arm um die Schulter. »Sie sind genau der Richtige, um meinen nächsten Kauf für mich auszuhandeln.«
    »Wirklich? Also, ich stehe jederzeit zur Verfügung!«, sagte Roger strahlend.
    »Der Verkäufer ist ziemlich stur.« Ferguson grinste den Major an. »Dem geht es, glaube ich, um mehr als nur um den Preis.« Roger freute sich, als würde man ihn mit dem Kauf eines kleinen Landes beauftragen, und der Major ärgerte sich über beide.
    »Ich glaube, Mr. Ferguson hofft, dass du mich zum Verkauf meiner Gewehre überreden kannst«, sagte der Major. »Mr. Ferguson, ich kann Ihnen versichern, dass Sie diesbezüglich auf Rogers volle Kooperation zählen dürfen.«
    »Was? Ach so, ja, natürlich.« Roger errötete. »Sie sind der amerikanische Interessent.«
    »Das will ich doch hoffen«, rief Ferguson. »Machen Sie mir den Deal klar, junger Mann, und ich sorge dafür, dass der verrückte Norman Ihnen die Leitung seines gesamten Deal Teams überträgt.«
    Wieder kam der Cricketschläger im Ölfass zum Einsatz, und mit der beginnenden Kakophonie der fliehenden Enten brachen alle Männer entlang der Jagdstände abrupt ihre Gespräche ab.
    »Ich bin Ihnen selbstverständlich in jeder Hinsicht gern behilflich«, sagte Roger unschlüssig abwartend, während Ferguson mit einiger Mühe sein Gewehr lud.
    »Geh an deinen Platz, Roger!«, zischte der Major mit zusammengebissenen Zähnen. »Geredet wird später.«
    »Ach ja, stimmt, ich muss noch ein paar Enten mehr erlegen.« Der Tonfall seines

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