Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
entgegengesetzten Seiten und kamen hinter Alec wieder zusammen, der sich tief vor ihnen verneigte und dabei fast den Mikrophonständer umstieß. Lord Dagenham fing ihn mit einem raschen Sprung gerade noch auf.
»Ich erkläre diesen wunderbaren Abend offiziell für eröffnet«, rief er. »Bitte zu Tisch!«
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Siebzehntes Kapitel
T isch Nummer sechs stand sehr prominent an der Fensterseite der Tanzfläche, fast in der Mitte des Raums. Die Khans wirkten zufrieden.
»Freut mich, die Bekanntschaft eines anderen Sponsors zu machen«, sagte Mrs. Khan zu dem Paar, das schon dasaß und sich als Mr. und Mrs. Jakes entpuppt hatte. Die beiden bedienten sich bereits aus dem Brotkorb.
»Wir geben dem Club im Frühjahr immer einen hohen Rabatt auf das Unkrautvernichtungsmittel und werden dafür eingeladen. Meine Gattin schwingt ab und zu gern das Tanzbein«, erklärte Mr. Jakes. Er trug einen schlichten beigen Shalwar Kamiz, dazu dunkle Socken und Budapester. Seine Frau hatte sich in ein dazu passendes Gewand geworfen, dieses jedoch mit goldenen Plateausandalen und einem breiten goldenen Haarband kombiniert. Den Major erinnerten die beiden an Menschen in OP -Kleidung.
»Aah – ein Mambo!«, rief Mrs. Jakes und sprang so abrupt auf, dass das Besteck klirrte. Hastig erhob sich der Major. »Wenn Sie uns bitte entschuldigen.« Das Ehepaar eilte auf die Tanzfläche. Der Major nahm wieder Platz. Er wünschte, er könnte Mrs. Ali auffordern.
Nun trat Grace an den Tisch und stellte Sterling vor, der eine lange alte Militärjacke in Gelb mit schwarzen Litzen und Brustschnüren sowie auf dem Kopf eine schwarze Mütze trug, aus der hinten ein gelb-schwarzes Tuch heraushing.
»Ah, Sie sind Amerikaner?«, sagte Mrs. Khan und reichte ihm die Hand. »Was für ein beeindruckendes Kostüm!«
»Die Bengal Lancers waren angeblich ein berühmtes angloindisches Regiment«, sagte der junge Mann und zupfte die Hosenbeine der weißen Jodhpurs an den Schenkeln auseinander, um zu zeigen, wie weit sie geschnitten waren. »Allerdings ist mir schleierhaft, wie sich die Briten ihr Empire in Clownshosen erobern konnten.«
»Das sagt einer aus dem Land, das den Wilden Westen in Lederchaps und Mützen aus toten Eichhörnchen eroberte.«
»Schön, Sie wiederzusehen, Major.« Sterling streckte ihm die Hand entgegen. »Zum Schießen komisch, wie immer!«
»Und wo ist Mr. Ferguson?«, fragte Grace.
»Er kommt aus Sicherheitsgründen gern etwas später«, erklärte Sterling. »Aufsehen vermeiden.« In diesem Moment erschien Ferguson in der Tür. Er trug eine Militäruniform, die so aufwendig gestaltet war, dass sie fast echt wirkte. Abgerundet wurde das Ganze durch einen hellroten, mit Hermelin eingefassten und gefütterten Umhang. Unter den linken Arm hatte er sich einen hohen Dreispitz geklemmt, mit der rechten Hand tippte er auf seinem Handy herum. Sandy, in einem Corsagenkleid aus taubengrauem Chiffon, zu dem sie pinkfarbene Handschuhe trug, hatte die Hand in seine Armbeuge geschoben.
»Sehen Sie nur, Major, das ist doch Roger, der da mit Mr. Ferguson reinkommt, oder?«, sagte Grace.
Und er war es: In die zu enge Armeejacke seines Großvaters gezwängt, redete Roger streberhaft auf Fergusons breiten Rücken ein. Als der Amerikaner stehen blieb, um seinen Tisch zu suchen, stieß er fast gegen ihn. Sandy schien ihr bleiches diplomatisches Lächeln nur mit Mühe aufrechtzuerhalten.
»Mr. Ferguson übertrifft ja sogar unseren Maharadscha an Pracht und Herrlichkeit«, sagte Mrs. Khan.
»Wo hat er diese Aufmachung nur her?«, fragte Dr. Khan. Man sah ihm an, dass er mit seiner eigenen Kostümierung nicht mehr allzu glücklich war.
»Großartig, nicht wahr? Das ist Lord Mountbattens Vizekönigsuniform!«, rief Grace.
»Wie passend – in historischer Hinsicht.« Mrs. Alis Stimme nahm eine gewisse Härte an. »Sie scherzen doch hoffentlich.«
»Natürlich nicht das Original«, erklärte Sterling. »Von irgendeiner BBC -Produktion ausgeliehen, glaube ich.«
»Major, ist das Ihr Sohn, der den Ordonnanzoffizier von Mountbatten mimt?«, fragte Dr. Khan.
»Mein Sohn …« Der Major musste sich schwer zusammenreißen, um nicht entrüstet aufzuschnauben. »Mein Sohn ist als Colonel Arthur Pettigrew verkleidet, den er heute Abend im Unterhaltungsteil darstellen wird.« Rings um den Tisch wurde es still. Auf der anderen Seite des Raums schlurfte Roger immer noch so hinter Ferguson her, dass man ihn tatsächlich eher für einen jungen Soldaten als
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