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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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Haar und großen braunen Augen, aber einem etwas zu klein geratenen Kopf, der so hoch in die Luft ragte, als hätte der Mann Angst vor seinem eigenen Hemdkragen. Er trug eine weiße Militäruniform mit einem kurzen scharlachroten Umhang und eine knapp sitzende, ordengeschmückte Mütze. Der Major sah ihn sofort auf einem Zeitungsfoto vor sich: als zweitrangiges, kurz zuvor im Verlauf eines Staatsstreichs hingerichtetes Mitglied irgendeines Königshauses. Mrs. Khan trug einen aufwendig bestickten teppichdicken Mantel und eine mehrreihige Perlenkette.
    »Jasmina«, sagte Mrs. Khan.
    »Saadia«, sagte Mrs. Ali.
    »Meine Güte, Mrs. Ali, Sie sehen ja hinreißend aus!« Der Arzt machte eine tiefe Verbeugung.
    »Danke.« Mrs. Ali ergriff ein Ende ihres Schultertuchs und warf sich, vom bewundernden Blick des Arztes in Verlegenheit gebracht, eine zweite Stoffschicht um den Hals. Sadie Khan zog einen Schmollmund.
    »Major Pettigrew, darf ich Ihnen meinen Mann, Dr. Khan, vorstellen?«
    »Angenehm.« Der Major beugte sich vor und reichte Dr. Khan die Hand.
    »Major Pettigrew, ich glaube, wir sitzen heute Abend alle zusammen«, sagte Sadie. »Sind Sie nicht auch an Tisch Nummer sechs?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Er kramte in seiner Tasche nach der Karte, die Grace ihm im Vorraum gegeben hatte, und blickte enttäuscht auf das verschnörkelte Wort »Sechs«, das mit grüner Tinte darauf geschrieben war.
    »Und deine Freundin Grace DeVere sitzt, glaube ich, auch bei uns«, verkündete Sadie, während sie sich über Mrs. Ali hinweg zum Major vorbeugte, um die Karte lesen zu können. »Das ist ja eine so reizende Dame.« Die Betonung des Wortes »Dame« war zwar kaum wahrnehmbar, aber der Major sah, dass Mrs. Ali errötete, und ein kurzes Zittern, das ihr Kinn erfasste, verriet ihre Anspannung.
    »Ein Gläschen Champagner?«, fragte einer von Mrs. Rasools Kellnern, der mit einem Tablett voll Gläsern herangehuscht war. »Oder Früchtepunsch – das wäre dann das rosa Zeug da«, fügte er, an Mrs. Ali gewandt, leise hinzu.
    »Dann nehmen wir alle Früchtepunsch – und immer schön für Nachschub sorgen, ja?«, sagte der Major. Er nahm an, dass keiner seiner Tischgenossen Alkohol trank, und wollte höflich sein, obwohl er sich ernsthaft fragte, wie er mit Kindersaft durch den Abend kommen sollte.
    »Also, ich nehme noch einen Gin Tonic«, rief Dr. Khan. »Für Sie auch, Major?«
    »Ja, ja, ihr schlimmen Männer braucht immer euren kleinen Drink«, sagte Sadie und verpasste ihrem Mann mit ihrer Krokodilleder-Clutch einen Klaps auf den Arm. »Aber machen Sie ruhig, Major.« Verlegen schweigend sahen alle zu, als die Getränke eingeschenkt wurden.
    »Sie sind bestimmt schon aufgeregt wegen des ›Tanz-Divertissements‹ vor dem Dessert«, sagte schließlich Sadie Khan und fuchtelte mit dem dicken weißen Programm herum, das die Aufschrift »Ein Abend im Palast des Maharadschas – Die Ballzeitung« trug. Sie klemmte ihren dicken Daumen, an dem ein Citrinring steckte, zwischen die Seiten, und der Major las über ihrem langen Fingernagel:
    Colonel Pettigrew, der rettende Engel
    Interpretative tänzerische Darstellung mit historischen mogulischen Volkstanzelementen. Erzählt wird die Geschichte des mutigen Gefechts, mit dem der Lokalheld Colonel Arthur Pettigrew, Angehöriger der britischen Armee in Indien, eine ganze Zugladung mordgieriger Gangster abwehrte und so das Leben der jüngsten Ehefrau eines Maharadschas rettete.
    Für seine heroische Tat wurde dem Colonel der britische Verdienstorden verliehen, und der dankbare Maharadscha beschenkte ihn mit zwei hervorragenden englischen Jagdgewehren.
    Nach der Teilung war der Maharadscha gezwungen, seine Provinz aufzugeben, konnte aber glücklicherweise mit seinen Frauen und der gesamten Großfamilie nach Genf übersiedeln. Nach der Tanzaufführung wird unser hoch geachteter Veranstaltungsvorsitzender ehrenhalber, Lord Daniel Dagenham, der Familie des verstorbenen Colonels als Anerkennung ein Silbertablett überreichen.
    »Ein Verwandter von Ihnen?«, fragte Dr. Khan.
    »Mein Vater«, antwortete der Major.
    »Welche Ehre!«, sagte Mrs. Khan. »Das freut Sie doch bestimmt wahnsinnig.«
    »Mir ist das Ganze ein bisschen peinlich«, entgegnete der Major, obwohl er einen Anflug von Genugtuung nicht leugnen konnte. Er blickte Mrs. Ali an, um zu sehen, ob sie beeindruckt war. Sie lächelte zwar, biss sich dabei aber auf die Lippe, um nicht loszukichern.
    »Das ganze Tamtam hier ist

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