Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
war sehr freundlich von Ihnen, meiner Familie zu helfen, und wir hoffen, Sie auch in Zukunft als geschätzten Kunden zu behalten.«
Der Major spürte, dass sich seine Nase verzog und ihm die Tränen kamen, weil er selbst zu diesem sonderbaren, ernsten jungen Mann jeglichen Kontakt verloren hatte. Ein schwächerer Mensch hätte vielleicht nach seinem Ärmel gefasst oder eine Bitte geäußert – offenbar, dachte der Major, hatte er sich an Abdul Wahids Anwesenheit, vielleicht sogar an seine Freundschaft gewöhnt. Er zog ein Taschentuch hervor, entschuldigte sich wegen seines anhaltenden Schnupfens und schneuzte sich lautstark. Abdul Wahid und die Großtante wichen vor der unsichtbaren Bedrohung durch seine Keime zurück, und es gelang ihm, den Laden zu verlassen, ohne sich lächerlich zu machen.
Er hoffte, dass es wenigstens in der Kirche noch etwas wie Weihnachten gab. Eines Morgens ging er hin und brachte seine Leihgaben für die Krippe neben dem Altar, mehrere aus Holz geschnitzte Kamele, wie es sein Vater vor vielen Jahren zum ersten Mal getan hatte. Es war jedes Mal ein Ritual für ihn, wenn er sie aus der Teekiste auf dem Dachboden holte, aus den Leinentüchern wickelte, in die sie gehüllt waren, und das Zedernholz vorsichtig mit Bienenwachs einrieb.
Die Kirche zeigte sich wohltuend frei von jeglicher kitschigen Fertigdekoration. Außer der schlichten Krippe gab es nur zwei mit Stechpalmen bepflanzte Messinggefäße rechts und links vom Altar und ein Arrangement aus weißen Rosen auf dem Taufbecken. An einer Schnur quer über dem Gang hingen, mit Wäscheklammern aus Holz befestigt, handgefertigte Karten aus der Kirchenschule. Immer noch matt von seiner Erkältung, ließ sich der Major auf die vorderste Bank fallen, um ein paar Minuten lang seine Gedanken zu sammeln.
Der Pfarrer trat mit einer Handvoll Faltblättern aus der Sakristei und schrak ein wenig zusammen. Nach kurzem Zögern ging er zum Major hinüber und gab ihm die Hand.
»Ach, du hast die Dromedare gebracht«, sagte er und setzte sich. Der Major erwiderte nichts, sondern betrachtete das Sonnenlicht, das auf die alten Steinplatten fiel und die Staubkörnchen in der Luft aufleuchten ließ. »Schön, dass du wieder auf dem Damm bist«, fuhr Pater Christopher fort. »Wir haben gehört, dass du nach dem Ball krank warst, und Daisy wollte immer mal nach dir sehen.«
»Völlig unnötig – daher bitte keine Entschuldigungen.«
»War ja ein ziemliches Tohuwabohu, dieser Ball«, sagte der Pfarrer nach einer Weile. »Daisy war sehr aufgebracht.«
»Ach, wirklich?«, fragte der Major trocken.
»Na ja, sie sorgt sich immer so sehr um alle. Sie hat eben ein großes Herz.«
Der Major blickte ihn verwundert an. Welch rührender Irrglaube, wie er wohl vielen ansonsten nicht nachvollziehbaren Ehen zugrunde liegt, dachte er, und weil Pater Christopher seine Frau so liebte, wurde er dem Major noch sympathischer. Der Pfarrer atmete unüberhörbar tief durch.
»Wie wir gehört haben, ist Mrs. Ali zu ihrer Familie gezogen.« Er sah den Major mit nervösem, forschendem Blick an.
»So hat man es mir jedenfalls gesagt.«
Dem Major wurde die Kehle vor Traurigkeit eng. »Es hat sie hier nichts gehalten.«
»Es ist gut, bei der eigenen Familie zu leben«, meinte der Pfarrer. »Bei den eigenen Leuten. Sie hat wirklich Glück.«
»Wir hätten ihre Leute sein können«, sagte der Major leise.
Schweigend rutschte Pater Christopher auf der harten Kirchenbank hin und her. Ein paarmal öffnete er den Mund, doch er brachte kein Wort heraus. Er rang mit sich und erinnerte den Major dabei an eine Fliege, die mit einem Bein im Spinnennetz hängt.
»Hör mal, ich bin so ökumenisch eingestellt wie nur irgendwer.« Der Pfarrer legte die Hände in den Schoß und sah den Major offen an. »Ich habe schon einige gemischt religiöse Paare gesegnet, und du selbst, Ernest, hast unser religionenübergreifendes Fest besucht.«
»Ja, die jamaikanische Steelband hatte was«, erwiderte der Major in beißendem Ton. Viele Jahre lang war der anglikanischen Kirche am Ort verborgen geblieben, dass das Choralsingen mit den Katholiken des Dorfs im Gemeindezentrum möglicherweise nicht das gesamte Spektrum der Weltreligionen umfasste. In letzter Zeit hatte der Pfarrer gegen hartnäckigen Widerstand versucht, das Spektrum zu erweitern. Erst dieses Jahr hatte Alec Shaw vorgeschlagen, einen Sprecher für die Hindus hinzuzuziehen. Eine Yogalehrerin – sie war mit Alma befreundet und hatte
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