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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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seiner Sichtweise etwas Wahres ist«, gab Ferguson zu bedenken.
    »Also, ich kapiere nicht, wie sich irgendwer davon beleidigt fühlen kann«, sagte Roger. »Mein Großvater war ein Held.«
    »Sie verstehen doch sicherlich, dass viele Menschen bis heute um diejenigen trauern, die damals ermordet wurden«, wandte Mrs. Ali in versöhnlichem Ton ein. »Tausende sind umgekommen, darunter offenbar auch die meisten Fahrgäste im Zug Ihres Großvaters.«
    »Man kann doch von einem einzelnen Menschen nicht erwarten, dass er einen ganzen Zug verteidigt!«, sagte Roger.
    »Natürlich nicht.« Dagenham klopfte dem Major auf die Schulter. »Ich persönlich finde ja, es wäre durchaus auch gerechtfertigt gewesen, wenn er aus einem Fenster gesprungen wäre und seine eigene Haut gerettet hätte.«
    »Schade, dass er nicht besser vorgewarnt war«, rief Ferguson. »Dann hätte er die Passagiere anweisen können, die Sitze rauszureißen und die Fenster damit zu verbarrikadieren. Oder irgendwelche improvisierten Waffen zu basteln.«
    »Sie müssen Amerikaner sein«, entgegnete Mrs. Ali zornig. »So etwas funktioniert nämlich im Film wesentlich besser als im wirklichen Leben.«
    »Die Wahrheit gehört dem, der am hartnäckigsten bei seiner Story bleibt«, sagte Ferguson. »Wenn wir uns mit diesem Silbertablett auf einem Foto in der Zeitung sehen, Doppel-D, dann war dieser Ball ein Riesenerfolg, und den kleinen Zwischenfall hat es nie gegeben.«
    »Gut, dann holen wir jetzt das Tablett und die Gewehre und trommeln die Tänzerinnen zusammen«, sagte Dagenham. »Der Doktor mit seiner Gattin und die bezaubernde Mrs. Ali müssen auch mit drauf, und schon haben wir eine tolle Story.«
    Während sie sich zusammen mit Roger, der die Gewehre aus der Garderobe holen sollte, auf den Weg machten, zupfte Mrs. Khan ihr Haar zurecht und schlich sich dann an Daisy heran.
    »Wir wollen aber nicht im Rampenlicht stehen«, flötete sie. »Vielleicht stellen wir uns einfach in die hinterste Reihe?«
    »Wo deine Ausstrahlung bestimmt an nichts verlieren wird«, sagte Mrs. Ali.
    »Dass du nicht wusstest, wie labil der alte Mann ist, hat mich wirklich überrascht«, entgegnete Sadie Khan mit eisiger Stimme. »Ihr seid doch dicke Freunde, du und die Rasools.« Sie streckte den Kopf zu Daisy vor und fügte hinzu: »Auf seine Lieferanten kann man sich heutzutage eben auch nicht mehr verlassen.«
    »Der Fotograf wäre jetzt so weit.« Roger kam mit der Gewehrkiste auf die Gruppe zu. »Gleich werden wir für die Überreichung und die Fotos aufgestellt.«
    »Ich möchte nicht mit auf das Bild«, sagte Mrs. Ali.
    »Aus religiösen Gründen?«, fragte Roger. »Das ist natürlich verständlich.«
    »Nein, ich habe nur keine Lust, zur Schau gestellt zu werden, damit das Ganze authentisch wirkt. Für so etwas müssen Sie sich an Saadia halten.«
    »O mein Gott, ist das ermüdend!«, rief Daisy Green. »Es ist einfach ungezogen, zu unserem Fest zu kommen und dann an allem herumzumäkeln.«
    »Sei nicht so grob, Daisy«, sagte Grace. »Mrs. Ali ist eine gute Freundin von mir.«
    »Tja, Grace, das sollte dir eigentlich zeigen, dass du ein bisschen mehr ausgehen solltest«, gab Daisy zurück. »Als Nächstes lädst du dann den Gärtner zum Tee ein, ja?« Es wurde schlagartig still, und der Major sah sich gezwungen, Daisy zurechtzuweisen.
    »Ich denke, Grace kann zum Tee einladen, wen sie will, und es ist nicht Ihre Aufgabe, ihr diesbezüglich Vorschriften zu machen.«
    »Ist ja klar, dass Sie so denken«, entgegnete Daisy bösartig lächelnd. »Schließlich kennen wir Ihre Vorlieben.«
    Die Verzweiflung traf den Major wie ein Schlag aufs Ohr. Er hatte die falsche Frau verteidigt und Daisy obendrein zu weiteren Beleidigungen animiert.
    »Ich möchte nach Hause, Major«, sagte Mrs. Ali mit bebender Stimme. Sie sah ihn an, und ihren Mund umspielte ein kaum wahrnehmbares schmerzliches Lächeln. »Selbstverständlich wird mich mein Neffe zurückbringen. Sie müssen ja bleiben, um die Auszeichnung entgegenzunehmen.«
    »Nein, ich bestehe darauf, Sie in meinem Wagen nach Hause zu fahren«, sagte der Major. Er wusste, dass er sie um jeden Preis davon überzeugen musste, konnte es sich aber nicht verkneifen, Roger einen kurzen Blick zuzuwerfen. Denn er war nicht bereit, seinem Sohn die Gewehrkiste zu überlassen, solange sich sowohl Marjorie als auch Ferguson im Club aufhielten.
    »Sie müssen bei Ihren Freunden bleiben, und ich muss los und Abdul Wahid einholen«, erklärte Mrs.

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