Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
einführen.«
»Der Major ist auch Jäger. Ziemlich guter Schütze, wenn ich das sagen darf«, warf Lord Dagenham ein. »Trifft ein Kaninchen auf hundert Meter.«
»Ihr Landeier seid schon kurios«, sagte Ferguson. »Letzte Woche lerne ich einen Wildhüter kennen – macht der doch glatt mit einer Muskete aus der Zeit König Jakobs II . Jagd auf Eichhörnchen. Mit was jagen Sie, Major?«
»Ach, nur mit einer alten Flinte, die meinem Vater gehörte«, erwiderte der Major. Dass Ferguson ihn mit irgendeinem verschrobenen alten Dörfler in einen Topf warf, erboste ihn, und die Genugtuung, die Ferguson empfunden hätte, wenn der Major darauf aus gewesen wäre, Eindruck zu schinden, gönnte er ihm nicht.
»Bescheiden wie immer«, sagte Dagenham. »Der Major besitzt ein ganz wunderbares Gewehr – ein Purdey, nicht wahr?«
»Nein, ein Churchill«, korrigierte ihn der Major und ärgerte sich ein wenig darüber, dass Dagenham automatisch den berühmteren Namen genannt hatte. »Möglicherweise weniger bekannt«, fügte er, an Ferguson gewandt, hinzu, »aber auch die haben vorzügliche Gewehre hergestellt.«
»Es geht eben nichts über die Verarbeitung eines erstklassigen englischen Gewehrs«, sagte Ferguson. »Zumindest behaupten sie das, wenn sie begründen wollen, warum sie für die Herstellung von zwei zusammengehörigen Gewehren ein, zwei Jahre brauchen.«
»Ich befinde mich möglicherweise in der glücklichen Lage, meine beiden zusammengehörigen Flinten wieder zusammenführen zu können.« Der Major brachte es nicht übers Herz, die Gelegenheit, Lord Dagenham die Information persönlich mitzuteilen, ungenutzt verstreichen zu lassen.
»Ach ja, natürlich«, sagte Lord Dagenham. »Sie erben das andere von Ihrem Bruder, nicht wahr? Herzlichen Glückwunsch, mein Lieber.«
»Es ist noch nicht ganz geklärt. Meine Schwägerin, wissen Sie …«
»Es ist völlig richtig, ein paar Tage zu warten. Nach einem Begräbnis kommen immer viele Gefühle hoch«, sagte Pater Christopher. Dann beugte er seinen langen, hageren Körper über die Theke. »Eine Runde für uns, Tom. Und haben Sie einen Tisch für Lord Dagenham?«
»Zwei zusammengehörige Churchills«, sagte der Amerikaner und lächelte den Major nun schon mit etwas mehr Interesse an.
»Ja, circa 1946 . Für den indischen Markt hergestellt.« Der Major vermied es, auch nur einen Anflug von Stolz durch seine Bescheidenheit durchscheinen zu lassen.
»Die würde ich gern mal im Einsatz sehen.«
»Der Major kommt oft und macht mit«, sagte Dagenham. »Ein Glas Cabernet, bitte, Tom – und was trinken Sie, Frank?«
»Dann sehen wir uns ja bestimmt bei Doppel-Ds Jagd am elften.« Ferguson streckte dem Major die Hand entgegen und zwang ihn zu so lächerlichem Händegeschüttel, als würden sie gerade den Verkauf eines Pferdes besiegeln. Dagenham schob seine Hände in die Taschen und wirkte peinlich berührt. Der Major hielt den Atem an. Ihm war klar, dass er gleich eine persönliche Demütigung erfahren würde, aber ebenso sehr fürchtete er um seine Lordschaft. Dagenham befand sich jetzt nämlich in der grauenhaften Situation, seinem amerikanischen Gast so elegant wie möglich beibringen zu müssen, dass besagte Jagd ausschließlich für Geschäftsfreunde gedacht war, die für diesen einen Tag zum größten Teil aus London anreisen würden. Es war qualvoll mitzuerleben, wie ein anständiger Mann durch die Ignoranz eines ungehobelten Menschen in Verlegenheit gebracht wurde. Der Major spielte mit dem Gedanken, sich einzuschalten und die Sache selbst zu erklären, wollte aber nicht den Eindruck erwecken, er traue seiner Lordschaft nicht zu, sich aus einer Lage zu befreien, die einen feinfühligen Umgang mit den Regeln der Etikette verlangte.
»Ja, natürlich, Sie müssen unbedingt kommen, falls Sie können, Pettigrew«, sagte Dagenham schließlich. »Wird allerdings keine große Herausforderung sein. Es werden nur die Enten vom Teich auf dem Hügel zur Strecke gebracht.«
Dagenhams Wildhüter zog an einem kleinen Weiher inmitten eines Wäldchens auf einem Hügel über dem Dorf drei verschiedene Entenarten auf. Er inkubierte verlassene Eier, zog die Küken von Hand auf und stattete ihnen täglich – oft zusammen mit begeisterten Schulkindern aus dem Internat im Herrenhaus – einen Besuch ab, bis die Enten gelernt hatten, ihm auf Zuruf hinterherzuwatscheln. Einmal im Jahr hielt Dagenham an diesem Teich eine Jagd ab. Der Wildhüter und ein paar junge, nur für den
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