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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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insgeheim ließ ihn die Vorstellung, dass sie die Schwelle eines anderen Menschen überschritt, laut aufschreien.

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    Elftes Kapitel
    W enn es etwas gab, was der Major an Männern verachtete, dann war es der Wankelmut. Die Angewohnheit, die eigene Meinung aus einer Laune heraus oder beim geringsten Widerspruch zu ändern, das Aufnehmen und Aufgeben eines Hobbys mit dem Ergebnis, dass die dazugehörigen Golftaschen und ungenutzten Schläger in der Garage herumstanden und die verrosteten Unkrautstecher am Gartenschuppen lehnten, das Herumlavieren der Politiker, das im ganzen Land Verdruss hervorrief. Die Weigerung, sich festzulegen, widersprach seinem Ordnungssinn zutiefst. Doch in den Tagen nach dem Ausflug mit Grace und Mrs. Ali war er selbst versucht, einen Richtungswechsel vorzunehmen. Nicht nur, dass er sich im Zusammenhang mit dem Ball in eine lächerliche Situation hatte hineinziehen lassen – nein, obendrein machte er sich möglicherweise auch in Bezug auf Mrs. Ali zum Narren. Er hatte die Freundschaft mit ihr für etwas gehalten, das abseits der anderen existierte, und jetzt stürzte sie sich in die banalen Aktivitäten der Dorfdamen. Natürlich bedeutete einmaliges gemeinsames Teetrinken noch nicht Mrs. Alis vollständige Aufnahme in die weibliche Sozialmaschinerie, aber es deprimierte ihn trotzdem.
    Während sich die drögen Sonntagsstunden hinzogen, saß er, Kiplings Meisterwerk
Kim
zugeklappt auf den Knien, allein da und versuchte, nicht daran zu denken, wie sie jetzt bei einer Tasse Tee schallend lachte, während sich Grace in einem Wirbel von paillettenbesetzten und bestickten Kostümen tänzelnd vor ihr zur Schau stellte. Als ihm am Dienstag die Milch ausgegangen war, hatte er ihren Laden gemieden, war zur Tankstelle gefahren, hatte getankt und sich Milch aus dem Kühlfach neben dem Stapel von Ölkanistern genommen. Am Donnerstag hatte Alec wegen einer Runde Golf angerufen, und er war mit dem Hinweis auf leichte Kopfschmerzen ausgewichen.
    »Zu Hause hocken macht es nur schlimmer«, meinte Alec. »Eine gemütliche Runde ist genau das Richtige, um wieder auf die Beine zu kommen. Wie wär’s mit neun Löchern und hinterher Mittagessen?«
    »Mir ist, ehrlich gesagt, im Moment nicht nach Geselligkeit zumute«, entgegnete der Major.
    Alec reagierte mit prustendem Lachen. »Falls du Angst hast, den Damen vom Ballkomitee in die Arme zu laufen – keine Sorge. Daisy hat Alma nach London entführt, sie wollen sich dort Kostüme ansehen. Ich habe Alma gesagt, wenn sie für mich irgendetwas anderes als einen Tropenhelm kauft, gehe ich zum Anwalt.«
    Der Major ließ sich überreden. Zum Teufel mit den Frauen, dachte er, als er seine Golftasche holen ging. Es war doch viel besser, sich auf die Männerfreundschaften, das Fundament eines ruhigen Lebens, zu konzentrieren.
     
    Als der Major leicht verfrüht im Club auftauchte, waren die Vorbereitungen für den »Abend am Hof des Moguls« bereits in vollem Gange. In dem Anbau hinter der Grill-Bar, wo sonst immer Tee- und Kaffeemaschinen für die Morgengolfer standen, war heute nichts davon zu sehen. Man hatte alle Tische zur Seite geschoben, um vor der Bühne Platz für die Tanzproben zu schaffen. Die Kellnerinnen vom Mittagsservice waren gerade dabei, mit Mienen, die vor lauter Konzentration noch verbissener als sonst wirkten, Tücher herumzuwirbeln und mit den Füßen zu stampfen, als gelte es, Ohrwürmer zu zertreten. Sie trugen Fußkettchen mit kleinen Glöckchen, deren unablässig schrillendes Geklingel verriet, dass sich nicht eine Einzige synchron mit den anderen bewegte. Amina, die junge Frau aus dem Taj-Mahal-Restaurant, fungierte offenbar als Choreographin. George war auf einem hohen Stuhlstapel deponiert worden und kritzelte mit einem breiten Buntstift in einem dicken Malbuch herum.
    »Fünf, sechs, sieben … die Acht zwei Schläge hal-ten … stam-pfen, stam-pfen!«, rief Amina und machte es vorn mit graziösen Schritten vor, während die anderen Frauen ihr hinterhertrampelten.
    Der Major hätte es besser gefunden, wenn sie sich umgedreht und die Mädchen in den Blick genommen hätte, aber vielleicht war es einfach zu schlimm, die verschwitzten Gesichter und großen Füße über längere Zeit hinweg anzusehen. Als der Major sich so unauffällig wie möglich nach einer Teemaschine umschaute, stieß plötzlich ein dickes Mädchen in der hintersten Reihe einen Schrei aus.
    »Also, ich mache das nicht, wenn hier ständig Leute reinkommen und uns

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