Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
trampen.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage. Per Anhalter zu fahren ist alles andere als sicher, vor allem mit dem Jungen.«
»Also dann danke. Ich warte auf Sie.«
»Es wird aber eine Weile dauern.«
»Macht nichts, ich habe hier jede Menge zu tun«, erwiderte sie, während die letzten schlaffen Kellnerinnen aus der Küche hereinschlenderten. »Wir kriegen hier ein Mittagessen, und danach warten wir einfach am Eingang auf Sie.« Bei diesen Worten wurden einige Mienen aufmerksam, und der Major hatte das grauenhafte Empfinden, bei einer heimlichen Verabredung erwischt worden zu sein. Er floh, so schnell er konnte, wild entschlossen, sich seine Golftasche zu schnappen und irgendwo draußen diskret auf Alec zu warten.
»Ah, da bist du ja«, sagte Alec. »Warum drückst du dich in der Hecke herum – und ist dir eigentlich klar, dass deine uralte Tasche dich unverkennbar macht?«
»Ich drücke mich nicht herum«, entgegnete der Major. »Ich genieße schlicht und einfach ein paar Minuten ländlicher Abgeschiedenheit – und zwar zusammen mit meiner erlesenen Tasche, um die du mich beneidest und über die du dich deswegen lustig machen musst.« Beide betrachteten die Tasche, eine gut eingefettete Ledertasche, die einst dem Vater des Majors gehört hatte und noch ein kleines Lederschild des Lahore Gymkhana Clubs trug. Sie stand auf einem altertümlichen Fahrgestell mit Holzrädern und Bambusgriff und erfüllte den Major mit nicht gerade wenig Stolz.
»Ich dachte schon, du willst dem Clubsekretär aus dem Weg gehen. Soweit ich weiß, sucht er dich.«
»Warum sollte er mich suchen?«, fragte der Major, während sie sich zum ersten Abschlag aufmachten.
»Wahrscheinlich will er die Sache mit deinem Sohn in Ordnung bringen«, antwortete Alec. »Es muss da ja ein ziemliches Durcheinander gegeben haben, als er neulich hier war.«
»Mein Sohn?«, fragte der Major erstaunt.
»Wusstest du nicht, dass er hier war?« Alecs Augenbrauen schossen in die Höhe wie zwei Kaninchen, die aus einem Nickerchen aufschrecken.
»Na ja, doch, nein, natürlich – ich meine, wir haben darüber gesprochen, dass er sich um eine Mitgliedschaft bemüht.«
»Er kam am Sonntag. Ich war zufällig da. Ich glaube, er hat den Sekretär einfach ein bisschen überrumpelt. Du hattest es nicht angekündigt, und dann …« Alec schwieg ein paar Sekunden lang und fingerte an den Schlägerköpfen herum, um sich einen Driver auszusuchen. Der Major entdeckte ein leichtes Unbehagen in seiner Miene. »Hör zu, Pettigrew, er ist dein Sohn, und vielleicht solltest du mal mit ihm reden.«
»Wovon sprichst du?«, fragte der Major. Sein Magen fühlte sich an, als würde er in einem langsamen Aufzug hinunterfahren. »War das vergangenen Sonntag?« Da hatte Roger angerufen und sich entschuldigt, weil er nicht kommen konnte – sie seien den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen, die Witwe Augerspier aus dem Cottage hinauszubekommen. Sie seien zu müde, um noch etwas zu unternehmen, und würden direkt nach London zurückfahren.
»Ja, Sonntagnachmittag. Er hat offenbar geglaubt, er müsse nur kurz irgendwas unterschreiben, und das wär’s«, sagte Alec. »Hat den Sekretär ganz schön in Rage gebracht.«
»Ach, du meine Güte.« Der Major visierte das Fairway an. »Ich habe wohl vergessen, Bescheid zu geben. Das werde ich klären müssen.«
»Ich denke, es ist schon geklärt. Als Gertrude kam – Lord Dagenhams Nichte –, gab es nur noch Küsschen hier, Küsschen da und so weiter. Das hat den Clubsekretär wieder besänftigt.«
»Das war aber nett von ihr«, sagte der Major. »Ich meine, ich kenne die Frau kaum. Meine Mithilfe beim Ball wird offenbar doch anerkannt.«
»Wenn du schon mal dabei bist, könntest du Roger auch noch sagen, dass diese neumodischen Schlägerköpfe bei uns nicht erlaubt sind.«
»Er hatte Schläger dabei?« Dem Major gelang es nicht, die Bestürzung in seiner Stimme zu verbergen.
»Also, er hatte bestimmt nicht damit gerechnet, spielen zu können«, sagte Alec diplomatisch. »Wahrscheinlich wollte er nur mal seine Ausrüstung vom Pro begutachten lassen, aber weil es Sonntag war, hatte der Pro-Shop geschlossen.«
»Ja, so wird es wohl gewesen sein.« Traurig fragte sich der Major, ob Rogers Ichbezogenheit irgendwelche Grenzen kannte. »Ich werde mal ein Wörtchen mit ihm reden.« Er verpasste dem Ball einen solchen Schlag, dass dieser in hohem Bogen in das Rough rechts vom Fairway flog.
»So ein Pech aber auch!«,
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