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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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sagte Alec, und der Major wusste nicht, ob das Golferpech oder das Pech mit dem Sprössling gemeint war. Aber an diesem Tag, fand er, traf beides zu.
     
    Nachdem der Major seine Runde beendet hatte, traf er weder Amina noch George in der Grill-Bar an. Halbherzig ließ er den Blick von einem Tisch zum anderen wandern und überlegte, ob er sich vielleicht mit einem schnellen Sprint durch die Eingangshalle alle Verpflichtung vom Hals schaffen könnte.
    Da drang Aminas Stimme durch die Tür der Eingangshalle und veranlasste mehrere Mitglieder, von ihren Schokoladenkuchen aufzusehen.
    »Kein mickriger Kellner mit Fliege um den Hals sagt meinem Sohn, dass er vor dem Diensteingang warten soll!«
    »Es heißt nicht ›Diensteingang‹, sondern ›Serviceeingang‹«, stellte der Clubsekretär klar, ein zierlicher Mann mit Schweinsäuglein, der seinen grünen Clubblazer wie ein Priestergewand trug und jetzt in unschicklicher Wut von einem Fuß auf den anderen trat. »Der Haupteingang ist nur für Mitglieder und deren Gäste und nicht für Arbeiter und Angestellte!«
    »Meinen Sohn nennt keiner einen ›Diener‹ und auch keinen ›Arbeiter‹!« Amina hatte George hinter sich geschoben und pfefferte ihre schwere Sporttasche direkt vor die Füße des Sekretärs. Der Mann sprang erschrocken zurück. »Man hat uns gebeten mitzuhelfen, und keiner hier wird uns wie Dreck behandeln!«
    »Junge Frau, Sie sind eine Angestellte«, stammelte der Sekretär. »Hören Sie auf mit diesen Unverschämtheiten, oder Sie werden fristlos entlassen!«
    »Dann entlass mich doch, du Penner«, rief Amina. »Und zwar am besten sofort! So, wie du aussiehst, fällst du nämlich gleich tot um.« Tatsächlich hatte das Gesicht des Sekretärs ein ungesundes, knalliges Rot angenommen, das selbst die Kopfhaut unter seinem dünnen, sandfarbenen Haar erfasste und sich mit der Farbe seiner Krawatte biss. Der Streit ließ den Major vor Schreck erstarren. Rogers Fauxpas reichte für eine Standpauke des Clubsekretärs bereits aus, und jetzt war sein Name obendrein auch noch mit der Ungezogenheit dieser jungen Frau verknüpft. Seit dreißig Jahren hatte er keine solche Szene mehr erlebt.
    »Ich fordere Sie auf, das Gelände sofort zu verlassen«, sagte der Sekretär zu Amina. Seine Brust war so geschwellt, dass er den Major an ein fettes Eichhörnchen erinnerte.
    »Passt mir ausgezeichnet«, gab Amina zurück, hob ihre Tasche auf und schwang sie sich über die Schulter. »Komm, George, das war’s hier für uns.« Sie nahm ihren Sohn an der Hand und stolzierte zum Haupteingang hinaus.
    »Aber diese Tür ist nur für Mitglieder …«, rief der Sekretär ihr kraftlos nach.
    Dem Major, der wie angewurzelt dagestanden hatte, wurde bewusst, dass er auf die hinter ihm sitzenden Gäste den Eindruck machen könnte, er verstecke sich hinter der Tür der Grill-Bar. Er tat, als würde er einen Blick auf seine Uhr werfen, klopfte dann seine Taschen ab, als suchte er nach einem verlorenen Gegenstand, machte schließlich auf dem Absatz kehrt und ging durch den Raum hindurch auf die Terrasse hinaus. Er hoffte nur, dass er das Mädchen und das Kind in sein Auto packen und wegfahren könnte, ohne gesehen zu werden.
    Amina wartete auf dem Parkplatz. Sie lehnte an einem Betonpfosten und hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen. Er sah, dass sie einen viel zu dünnen Mantel trug und ihr Haar im kühlen Niesel allmählich zusammenfiel. George hockte zu ihren Füßen und versuchte, sein Malbuch vor dem Regen zu schützen. Weil er ihr unmöglich aus dem Weg gehen konnte, winkte er ihr zu, als wäre nichts geschehen. Amina hievte sich die riesige Sporttasche auf die schmale Schulter und trat zu ihm ans Auto.
    »Ich dachte, Sie wären schon weg«, sagte er, während er aufschloss. »Ich habe Sie überall gesucht.«
    »Ich bin gefeuert.« Sie warf die schwere, klirrende Tasche auf die Golfschläger im Kofferraum. »Irgend so ein Clubheini mit Fliege wollte, dass wir am Personaleingang warten.«
    »Ach, du liebes bisschen, er wollte Sie bestimmt nicht beleidigen«, sagte der Major, der sich dessen alles andere als sicher war. »Tut mir leid, dass Sie sich …« Er suchte nach dem richtigen Wort; »ausgeschlossen« oder »unerwünscht« trafen es zu genau und boten nicht die tröstliche Unbestimmtheit, um die es ihm ging. »… schlecht behandelt gefühlt haben.«
    »Keine Sorge, in meinem Kopf ist sowieso nicht genug Platz für irgendwelche harmlosen alten Penner, die mich

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