Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
unter Besoffenen, er hatte Menschen gesehen, die zu Tode geprügelt worden waren. Die Verkehrsunfälle waren nicht viel besser, aber bei denen fiel wenigstens der Vorsatz weg. Albemarle County erlebte etwa zwei Morde pro Jahr, vorwiegend in Familienkreisen. Der hier war anders, das spürte Rick in dem Moment, als er aus dem Wagen stieg.
    Officer Cynthia Cooper war als Erste am Schauplatz angelangt. Die große, junge Polizistin, die sowohl über Verstand wie über Erfahrung verfügte, hatte das Terrain abgesperrt. Die Spurensicherung war auf dem Weg, aber Rick machte sich keine großen Hoffnungen. Die Angestellten der Baufirma Craycroft Concrete standen in der Sonne, obwohl es zu heiß war, so herumzustehen, aber sie waren wie gelähmt.
    Irgendwo schrie jemand laut. Officer Cooper zufolge war Kellys Frau zu Hause, mit Medikamenten ruhiggestellt. Rick bedauerte das, und er würde deswegen mit Hayden McIntire, dem Arzt, ein Wörtchen reden müssen. Beruhigungsmittel sollten nach der Vernehmung verabreicht werden, nicht vorher.
    Ein BMW kam quietschend durch die Einfahrt. Kelly Craycrofts Ehefrau sprang heraus und rannte zu der Mischmaschine.
    »Boom Boom!«, brüllte Rick sie an.
    Boom Boom schwang sich über die Absperrung und bahnte sich rücksichtslos ihren Weg an Diana Farrell vom Rettungsdienst vorbei. Clai Cordle, die andere Krankenschwester, konnte sie ebenfalls nicht aufhalten.
    Cynthia Cooper stürzte auf sie zu, aber eine Sekunde zu spät.
    Boom Boom kletterte die Leiter zur Öffnung der Mischmaschine hinauf.
    »Er ist mein Mann! Lasst mich zu meinem Mann!«
    »Das ist kein schöner Anblick, Mädchen.« Rick bewegte seine Massen, so schnell er konnte.
    Cynthia sprintete die Leiter hoch und packte Boom Booms Fußgelenk, aber nicht bevor die schwarzhaarige junge Frau den Kopf über die Seite der Mischmaschine hatte heben können. Nach einer Sekunde der Erstarrung sank sie ohnmächtig in Cynthias Arme zurück und hätte die junge Polizistin fast von der Leiter gestoßen.
    Rick langte hinauf und fasste Cynthia um die Taille, während Diana hinzurannte, um zu helfen. Sie schafften Boom Boom auf die Erde.
    Diana brach ein Röhrchen Amylnitrit auf.
    Cynthia riss es ihr aus der Hand. »Sie hat nichts als diese paar Minuten, bevor es sie wieder mit voller Wucht trifft. Gönnen Sie sie ihr.«
    Rick räusperte sich. Das Ganze war ihm zuwider. Es war ihm auch zuwider, dass Boom Boom sich vielleicht übergeben würde, wenn sie zu sich kam, und er hoffte inständig, sie würde es nicht tun. Blut und Eingeweide waren eine Sache, Erbrochenes war etwas anderes.
    Boom Boom stöhnte. Sie öffnete die Augen. Rick hielt den Atem an. Sie setzte sich auf und schluckte. Er atmete aus. Sie würde sich nicht übergeben. Sie würde nicht mal weinen.
    »Er sieht aus wie etwas aus dem Fleischwolf.« Boom Booms Stimme klang dünn.
    »Denken Sie nicht daran«, rief Officer Cooper.
    »Den Anblick werde ich für den Rest meines lebendigen Lebens nicht vergessen.« Boom Boom rappelte sich hoch. Sie schwankte ein wenig, und Rick stützte sie. »Es geht schon. Lassen Sie … es geht gleich wieder.«
    »Wollen wir nicht ins Büro gehen? Mit der Klimaanlage ist es bestimmt besser.«
    Officer Cooper und Boom Boom gingen in das kleine Büro, und Rick machte Diana und Clai ein Zeichen, die Leichenteile aus der Mischmaschine zu entfernen. »Lasst Boom Boom den Sack nicht sehen.«
    »Behalten Sie sie drinnen«, bat Diana.
    »Ich tu, was ich kann, aber sie ist eine wilde Hummel. War sie schon als Kind.« Rick nahm seinen Hut ab und trat ins Büro.
    Marie Williams, Craycrofts Sekretärin, schluchzte. Bei Boom Booms Anblick gab sie ein Wimmern von sich.
    Boom Boom starrte sie angewidert an. »Nehmen Sie sich zusammen, Marie.«
    »Ich hab ihn geliebt. Und wie ich ihn geliebt habe. Er war der beste Chef der Welt. An meinem Geburtstag hat er mir Rosen gebracht. Wenn Timmy krank war, hat er mir freigegeben. Ohne Lohnabzug.« Hierauf folgte ein neuerlicher Ausbruch.
    Boom Boom ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. Ein riesiges Poster hinter ihr, auf dem eine Ente vor einer tintenblauen Wand mit Schusslöchern saß und gelassen einen Drink schlürfte, verlieh dem Raum einen feierlichen Anstrich. Wenn Marie so weitermachte, würde sie sie in die Mischmaschine werfen. Boom Boom verachtete Gefühlsäußerungen. Die Umstände änderten nichts daran.
    »Mrs Williams, bitte kommen Sie mit mir in Mr Craycrofts Büro. Vielleicht können Sie seinen täglichen

Weitere Kostenlose Bücher