Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Laden.
»Tucker!«, rief Pewter. »Was machst du da drin?«
»Hol mich raus. Ich erzähl dir alles später«, bat Tucker.
Mrs Murphy fragte hinter der Tür: »Sind Menschen in der Nähe?«
»In Autos. Wir brauchen einen Fußgänger.«
»Pewter, wenn du zum Geschäft zurückläufst, meinst du, du kriegst Courtney oder Market dazu, dass sie dir folgen?«, fragte Mrs Murphy.
»Mir folgen? Ich krieg sie kaum dazu, mir die Tür auf- und zuzumachen.«
»Und wenn du dir Mrs Hogendobber auf dem Weg zur Post schnappst? Sie wohnt um die Ecke.« Tucker wollte raus.
»Sie kann Katzen nicht leiden. Sie würde nicht auf mich hören.«
»Sie wird bestimmt durch diese Gasse kommen. Sie geht immer hier entlang, bei jedem Wetter. Du könntest es probieren«, sagte Mrs Murphy.
»Na gut. Aber während ich auf die alte Quasseltante warte … wie nennt Josiah sie doch gleich?«
»Eine rücksichtslose Monologistin«, antwortete Mrs Murphy, verärgert, weil Pewter auf einem Plausch bestand.
»Schön, während ich warte – warum erzählt ihr mir nicht, was ihr da drin macht?«
Mrs Murphy und Tucker schilderten das Abenteuer, aber erst nachdem sie Pewter Geheimhaltung hatten schwören lassen. Sie durfte unter keinen Umständen etwas zu Bob Berrymans Ozzie darüber sagen.
»Da kommt sie!«, rief Pewter ihnen zu. »Probieren wir’s. Los, heul, Tucker.«
Pewter stürmte auf Mrs Hogendobber zu. Sie umrundete sie. Sie warf sich auf den Rücken und wälzte sich auf dem Boden. Sie miaute und hüpfte umher. Mrs Hogendobber beobachtete es amüsiert.
»Los komm, du trübe Tasse, kapier schon«, kreischte Pewter. Sie marschierte auf Maudes Laden zu und kehrte dann zu Mrs Hogendobber zurück.
Tucker stieß ein markerschütterndes Gejaule aus. Mrs Hogendobber verhielt ihren würdevollen Schritt. Pewter lief um ihre Beine und zurück zu Maudes Laden, wo Tucker neuerliches Gejaule ausstieß. Mrs Hogendobber steuerte auf den Laden zu.
»Ich hab sie! Ich hab sie!« Pewter raste zur Tür. »Gebt Laut!«
Tucker bellte. Mrs Murphy maunzte. Pewter zog Kreise vor der Tür.
Mrs Hogendobber blieb stehen. Sie dachte angestrengt nach. Sie legte die Hand auf den Türknauf, dachte noch ein bisschen nach und öffnete die Tür.
»Freie Bahn!« Tucker stürmte aus der Tür und rannte ums Haus zum nächsten besten Baum. Mrs Murphy, die ihre Blase besser unter Kontrolle hatte, kam heraus und rieb sich anerkennend an Mrs Hogendobbers Beinen.
»Danke, Mrs H.«, schnurrte Mrs Murphy.
»Was habt ihr da drinnen gemacht?«, erkundigte sich Mrs Hogendobber mit lauter Stimme.
Tucker kam ums Haus gelaufen und setzte sich neben Pewter. Sie gab der grauen Katze einen Kuss. »Ich liebe dich, Pewter.«
»Okay, okay.« Pewter schätzte die Gefühlsaufwallung, war aber nicht besonders scharf auf Schlabberküsse.
»Kommt. Mom müsste schon bei der Arbeit sein.« Mrs Murphy stellte die Ohren auf.
Die drei kleinen Tiere jagten sich gegenseitig durch die Gasse. Mrs Hogendobber folgte ihnen, ungeheuer neugierig, wie Mary Minor Haristeens Katze und Hund in Maudes Laden geraten waren.
Harry hatte die Post noch nicht sortiert. Sie hatte Rob nicht geziemend für die Postkarte gedankt, die er ihr zugeschmuggelt hatte. Sie hatte stattdessen die Telefondrähte heiß laufen lassen, indem sie jeden anrief, von dem sie dachte, dass er ihre Tiere gesehen haben könnte.
Den Anblick von Mrs Murphy und Tucker, die zusammen mit Pewter und Mrs Hogendobber die Treppe heraufkeuchten, hatte sie nicht erwartet. Als sie die Tür öffnete, hatte sie Tränen in den Augen.
Mrs Murphy hüpfte auf ihre Arme, und Tucker sprang an ihr hoch. Harry setzte sich auf den Fußboden, um ihre Familie zu umarmen. Sie umarmte auch Pewter. Dieser Überschwang wurde Mrs Hogendobber nicht zuteil, doch immerhin stand Harry auf und gab ihr die Hand.
»Danke, Mrs Hogendobber. Ich war krank vor Sorge. Wo haben Sie sie gefunden?«
»In Maude Bly Modenas Laden.«
»Was?« Harry konnte es nicht glauben.
»Wir haben ein Geheimfach entdeckt! Und Bob Berryman hat Briefe geklaut!« Tuckers Aufregung war so gewaltig, dass sie von vorne bis hinten zappelte.
»Tucker hat ihn feste in die Fessel gebissen«, ergänzte Mrs Murphy.
»Im Laden?«
»Ja. Die Tür war zu, und sie konnten nicht raus. Ich ging durch die Gasse – meine morgendliche Leibesübung auf dem Weg zu Ihnen – und hörte den Radau.«
»Du wärst glatt vorbeigewatschelt, wenn ich nicht gewesen wäre«, verbesserte Pewter sie.
»Was haben meine
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