Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
das womöglich als Kritik an seinen Fähigkeiten.«
Ohne zu zögern erklärte Mrs Hogendobber sich bereit. »Ich rufe Rick an, wenn ich mit der Arbeit fertig bin. Ich erzähle ihm das mit den Tieren. Und dass wir hierhergekommen sind. Und mehr erzähle ich ihm nicht. Wo kann ich fotokopieren, ohne dass es auffällt? Es ist ein Haufen Arbeit.«
»Im Postamt im Hinterzimmer. Ich kann extra Papier kaufen und den Zähler neu einstellen. Niemand wird etwas merken, wenn Sie das Hinterzimmer nicht verlassen. Solange ich Farbe und Papier stelle, betrüge ich den Staat nicht.«
Was Maude Bly Modena ganz bestimmt getan hatte.
20
Ned Tucker wurde von Barbara Apperton in der Citizens National Bank informiert, dass die Abhebung von seinem Konto korrekt und nach Schalterschluss mittels seiner Kreditkarte vorgenommen worden war. Ned tobte. Barbara sagte, sie wolle eine Kopie von dem Videoband besorgen, da diese Transaktionen aufgezeichnet würden. Auf diese Weise würden sie erfahren, wer die Kreditkarte benutzt hatte. Sie fragte, ob ihm die Kreditkarte abhandengekommen sei. Ned verneinte. Er sagte, er werde morgen in der Bank vorbeischauen.
Die fehlenden fünfhundert Dollar würden die Familie Tucker nicht ruinieren, aber es war eine sehr unerfreuliche Begleiterscheinung, als Ned die Rechnungen bezahlte.
Besorgt über dieses kleine Rätsel, das zu den großen, grotesken noch hinzukam, trat Susan ins Postamt und musste mit ansehen, wie Rick Shaw Harry in die Mangel nahm.
»Sie können nicht beweisen, wo Sie Freitagnacht oder Samstag in den frühen Morgenstunden waren?« Der Sheriff schob die Daumen in seinen Schulterriemen.
»Nein.« Harry tätschelte Mrs Murphy, die Rick mit ihren goldenen Augen beobachtete.
Susan trat an den Schalter. Rick ließ nicht locker. »Niemand war an einem der beiden Mordabende bei Ihnen?«
»Nein. Nicht nach elf am Abend von Maudes Ermordung. Ich lebe jetzt allein.«
»Das sieht nicht gut aus mit Ihren Tieren in Maude Bly Modenas Laden. Was haben Sie vor? Was verbergen Sie?«
»Nichts.« Das war nicht ganz wahr, denn unter dem Schalter verborgen lagen, ordentlich in einen dicken Umschlag gesteckt, Claudius Crozets Briefe. Mrs Hogendobber hatte Kopien von den Rechnungsbüchern zu sich nach Hause geschmuggelt.
»Sie behaupten, Ihre Katze und Ihr Hund seien in den Laden gelangt, ohne dass Sie die Tür aufgemacht hätten?« Ricks Stimme triefte von Ungläubigkeit.
»Ja.«
»Bob Berryman hat uns reingelassen«, sagte Mrs Murphy, aber niemand hörte auf sie.
»Zisch ab, Shaw«, knurrte Tucker.
»Sie verlassen die Stadt nicht, ohne mich zu informieren, Mrs Haristeen.« Rick schlug mit der flachen rechten Hand auf den Schalter.
Susan mischte sich ein. »Rick, Sie können unmöglich glauben, dass Harry eine Mörderin ist. Die einzigen Leute, die beweisen können, wo sie mitten in der Nacht waren, sind die, die verheiratet und ihren Ehepartnern treu sind.«
»Und das schließt viele in Crozet aus«, bemerkte Harry sarkastisch.
»Und die, die zusammen sind, können für den jeweils anderen lügen. Vielleicht ist das alles gar nicht die Tat eines Einzigen. Vielleicht ist es Teamarbeit.« Susan hievte sich auf den Schalter.
»Diese Möglichkeit ist mir nicht entgangen.«
Harry brachte ihren Mund an Mrs Murphys Ohr. »Was hast du in Maudes Laden gemacht, du Teufel?«
»Hab ich doch gesagt.« Mrs Murphy berührte Harrys Nase.
»Sie sagt dir was«, bemerkte Susan.
»Dass sie Katzenkekse will, möchte ich wetten.« Harry lächelte.
»Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter«, warnte Rick.
»Tu ich nicht.« Harrys Gesicht verfinsterte sich. »Aber ich weiß nicht, was ich machen soll, genauso wenig wie Sie. Wir sind nicht blöde, Rick. Wir wissen, dass der Mörder jemand aus dieser Gegend ist, jemand, den wir kennen und dem wir vertrauen. Kein Mensch schläft mehr ruhig in Crozet.«
»Ich auch nicht.« Ricks Stimme wurde sanfter. Eigentlich mochte er Harry ganz gern. »Hören Sie, ich werde nicht bezahlt, um nett zu sein. Ich werde bezahlt, um Ergebnisse zu erzielen.«
»Das wissen wir.« Susan schlug die Beine vor dem Tresen übereinander. »Wir wünschen Ihnen, dass Ihnen das gelingt, und wir helfen Ihnen auf jede mögliche Weise.«
»Danke.« Rick tätschelte Mrs Murphy. »Was hast du da drin gemacht, Miezekatze?«
»Hab ich doch gesagt«, stöhnte Mrs Murphy.
Als Rick gegangen war, flüsterte Susan: »Wie sind sie in den Laden gekommen?«
Harry seufzte. »Wenn ich das
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