Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Nicht dass Miranda ihnen gesellschaftlich das Wasser hätte reichen können, aber Mim hatte Harry gestern Abend bei Josiah deutlich zu ihr sagen hören, dass sie dem neu gebildeten Komitee »Wir feiern Crozet« vorstehen solle, und Big Marilyn beabsichtigte, einem solchen Komitee ebenfalls anzugehören. Überdies waren die niederen Klassen mächtig geschmeichelt, wenn sie hin und wieder an den kleinen Zusammenkünften der Elite teilhaben durften. Mim war überzeugt, dass Miranda sich überschlagen würde, wenn Mim zu verstehen gab, dass auch sie in den Komiteevorstand einzutreten gedenke. Vorrangiges Ziel des Tages würde es sein, Miranda von der Religion, Port von den Enkelkindern und Elliewood von den Morden fernzuhalten. Keine Mordgespräche heute – die verbat sie sich entschieden.
Während Mim darauf wartete, dass die beiden vornehmen Damen sowie die eine weniger vornehme über die gut drei Kilometer lange Zufahrt vorgefahren kamen, erlaubte sie sich einen geistigen Rückblick auf ihre »Weiße Party«. Von Josiah in Silber und Weiß dekoriert, hatte es diejenige von Mims Partys werden sollen, über die in Town and Country berichtet wurde. Sie hatte für die Anwesenheit eines Reporters gesorgt. Josiah hatte den Kontakt mit der Presse hergestellt. Sie hätte sich nie dazu herabgelassen, offen Publizität zu suchen.
Jim hatte den Learjet zwischen New York und Kalifornien hin- und herdüsen lassen, um die Leute abzuholen. Nur zweihundert von Mims besten und liebsten Freunden.
Josiah, der sich der Planierkünste von Stuart Tapscott bediente, hatte am Ende des parkartigen Gartens einen zehn Meter langen, ovalen Teich angelegt. Die Tische wurden zwischen den Gartenwegen gedeckt, und die ganz besonderen Gäste wurden rund um den Teich platziert. Josiah kleidete den Boden des Teichs aus, sodass es ein richtiges Schwimmbecken war. Er strich den Grund kobaltblau, und unter Wasser leuchteten Lampen. Doch von der Beleuchtung abgesehen passte der Teich gut in die Landschaft. Prachtvolle Seerosen zierten die Wasserfläche, desgleichen gesetzte Schwäne, die mit Medikamenten ruhiggestellt waren. Je weiter der Abend fortschritt, desto mehr ließ die Wirkung des Mittels nach, und die Schwäne durchliefen eine Persönlichkeitsveränderung. Sie schalteten von heiter auf kampflustig um. Tropfend, flügelschlagend und heftig aufeinander einhackend schritten sie aus dem Teich, um ihren Anspruch auf Brandy und Petits Fours geltend zu machen. Sie schrien und attackierten die Gäste, von denen einige, die zu viel Brandy konsumiert hatten, in den Teich flohen. Mim selbst wurde von einem der größeren Schwäne belästigt. Sie wurde in letzter Minute von Jim gerettet, der sie einfach hochhob und den Tisch dem gierigen Vogel überließ.
Fotos von dem Debakel erschienen in großer Aufmachung in Town and Country. Das Heft, in unbeschwertem Ton gehalten, erklärte den Abend zwar nicht zur gesellschaftlichen Katastrophe, aber Mim wurmte es dennoch.
Miranda Hogendobber kam überpünktlich in ihrem uralten, aber makellosen Ford Falcon die Zufahrt hinauf, alsbald gefolgt von Elliewood und Port. Nach überschwänglichen Begrüßungen half Little Marilyn ihrer Mutter, die Damen zu verladen. Sie stieß das Pontonboot ab und winkte ihm vom Ufer aus nach. Dann setzte sie sich auf den Steg und ließ die Zehen ins Wasser baumeln.
Die erste Runde Drinks lockerte alle etwas auf. Selbst Miranda erlaubte sich ein wenig Alkohol, da er ein effektives Mittel gegen das Magenleiden war, das sie letzte Nacht heimgesucht hatte. Sie schlug die zweite Runde aus, nahm jedoch bei der dritten wieder ein winziges Schlückchen.
Mim nahm ein frisches Kartenspiel aus der Zellophanhülle, das noch nach Farbe roch. Port und Elliewood spielten gegen Miranda und Mim. Mim mühte sich unausgesetzt um Miranda, was Port und Elliewood amüsierte, die merkten, dass Mim auf irgendwas aus war. Gelegentlich winkte Mim der sonnenbadenden Little Marilyn auf dem Steg zu. Alles war einfach perfekt, denn Mim gewann.
Nach der ersten Kartenrunde bestand Mim darauf, den Motor anzuwerfen und über den See zu flitzen. Hohe Geschwindigkeiten waren eine Schwäche von ihr. Sie versetzte Port in Angst und Schrecken, die sie unentwegt anflehte, langsamer zu fahren, doch Mim, sternhagelvoll, sagte wörtlich zu Port, sie solle das Maul halten und wild und gefährlich leben.
Schließlich hielt sie das Boot für den Mittagsimbiss an. Anfangs fiel keiner von ihnen auf, dass etwas nicht stimmte.
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