Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
ächzend die graue Katze hoch, setzte sie zu Mrs Murphy in den Karren und rollte beide Katzen zugleich. Sie stieß mit Susan und Tucker zusammen.
Pewter langte missmutig nach oben und bekam mit den Pfoten die Ecke des Postkarrens zu fassen. Sie wollte gerade herausspringen, als Mrs Murphy gellte: »Bleib drin, du Angsthase.«
Als Antwort sprang Pewter auf die Tigerkatze; die zwei kullerten übereinander und miauten vor Vergnügen, als das Postkarrenwettrennen fortgesetzt wurde.
Susan untermalte das Ganze mit Geräuscheffekten: »Uiiih!«
»He, lass uns hinten rausgehen und ein Wettrennen durch die kleine Straße machen«, forderte Harry sie heraus.
»Au ja!«, antworteten die Tiere begeistert.
Harry öffnete die Hintertür. Sie und Susan hoben die Postbehälter vorsichtig über die Stufen, und bald sausten und jagten sie in dem schmalen Sträßchen hin und her. Market Shiflett sah sie, als er den Abfall hinaustrug, und feuerte sie an. Mrs Hogendobber beschattete die Augen und blickte von ihren Kürbissen hoch. Lächelnd schüttelte sie den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit.
Am Ende waren die Frauen total erledigt. Langsam schoben sie die Behälter zum Postamt zurück.
»Wie kommt es, dass man solche Dinge vergisst, wenn man älter wird?«, fragte Susan.
»Keine Ahnung«, lachte Harry und betrachtete Mrs Murphy und Pewter, wie sie zusammen in dem Behälter saßen.
»Ich frag mich, warum wir noch spielen?«, dachte Susan laut.
»Weil wir erkannt haben, dass das Geheimnis der Jugendlichkeit die gehemmte Entwicklung ist.« Harry boxte Susan in die Schulter. »Ha.«
Der ganze lange Tag war voller Gelächter, Sonnenschein und guter Laune. Als Harry am Nachmittag den vorsintflutlichen Traktor anließ, kam Blair Bainbridge mit seinem Transporter vorgefahren und fragte, ob sie wohl zu ihm herüberkommen könnte, um ihm bei dem alten Friedhofszaun zu helfen.
Also tuckerte Harry die Straße entlang, Mrs Murphy auf dem Schoß. Tucker fuhr bei Blair mit. Harry hob den eingefallenen Zaun an, während Blair ihn mit Betonklötzen stützte, bis er die Eckpfosten befestigen konnte. Es machte Spaß, mit Blair zu arbeiten. Harry fühlte sich den Menschen am nächsten, wenn sie mit ihnen arbeitete oder Spiele spielte. Blair scheute sich nicht, sich schmutzig zu machen, was sie erstaunlich fand, denn schließlich war er ein Stadtmensch. Vermutlich war er über sie gleichermaßen erstaunt. Sie gab ihm Ratschläge, wie er seinen Stall wiederherstellen, wie er die Boxen ausstatten und wie er Energiesparlampen aufhängen könne.
»Warum keine Glühbirnen?«, fragte Blair. »Das sieht freundlicher aus.«
»Und ist viel teurer. Warum unnötig Geld ausgeben?« Sie setzte ihre blaue Giants-Kappe wieder auf.
»Ich mag’s aber gern, wenn’s nett aussieht.«
»Hängen Sie die Sparleuchten hoch oben in den Dachfirst, und an den Boxen entlang installieren Sie normale Lampen mit Metallschirmen. Sonst werden Sie Glassplitter aus den Köpfen Ihrer Pferde klauben müssen. Das heißt, wenn Sie unbedingt Glühbirnen wollen.«
Blair wischte sich die Hände an seinen Jeans ab.
»Ich stelle mich wohl ziemlich blöd an.«
»Nein, Sie müssen einfach noch lernen, wie’s auf dem Land zugeht. Ich würde mich in New York City auch nicht zurechtfinden.« Sie machte eine Pause. »Fitz-Gilbert Hamilton sagt, Sie sind Model?«
»Von Zeit zu Zeit.«
»Arbeitslos?«
Harrys Unkenntnis bezüglich seines Berufs amüsierte ihn und machte sie ihm irgendwie liebenswert. »Nicht direkt. Ich könnte zu Aufnahmen fliegen. Ich will bloß nicht mehr in New York leben und, nun ja, ich will diese Arbeit auch nicht mein ganzes Leben machen. Die Bezahlung ist super, aber es ist nicht … das Richtige.«
Harry zuckte die Achseln. »Wer so aussieht wie Sie, soll ruhig Geld damit verdienen.«
Blair brüllte vor Lachen. Er war es nicht gewohnt, dass Frauen so offen zu ihm waren. Sie waren zu sehr damit befasst, zu flirten und es darauf anzulegen, mit ihm zum nächsten großen gesellschaftlichen Ereignis zu gehen. »Harry, sind Sie immer so direkt?«
»Eigentlich schon.« Harry lächelte. »Und he, wenn Ihnen die Arbeit nicht gefällt, hoffe ich, dass Sie schnell etwas Besseres finden.«
»Ich würde gern Pferde züchten.«
»Mr Bainbridge, ein Ratschlag in kurzen Worten. Tun Sie’s nicht.« Er machte ein langes Gesicht. Sie beeilte sich hinzuzufügen: »Es verschlingt massenhaft Geld. Besser, Sie kaufen einjährige oder ältere Pferde und dressieren
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