Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
sie. Ehrlich. Wir können uns demnächst mal zusammensetzen und darüber reden. Ich muss nach Hause, bevor es dunkel wird. Muss noch den Düngerstreuer anstellen und einen Zaunpfosten rausziehen.«
»Sie haben mir geholfen – und jetzt helfe ich Ihnen.« Blair wusste nicht, dass ein Pferd dressieren bedeutete, das Tier zuzureiten und zu trainieren. Er hatte so viele Fragen gestellt, dass er beschloss, Harry eine Pause zu gönnen. Er würde ein andermal fragen, was der Ausdruck bedeutete.
Sie fuhren zu Harry nach Hause. Diesmal fuhr Mrs Murphy bei Blair mit und Tucker bei Harry.
Mrs Murphy, die auf dem Beifahrersitz saß, konzentrierte sich auf Blair. Ein anregender Duft, der von seinem Körper ausging, kräuselte sich um ihre Nase, eine Mischung aus natürlichem Geruch, Eau de Cologne und Schweiß. Er lächelte beim Fahren. Was noch besser war, er sprach mit ihr wie mit einem intelligenten Wesen. Er sagte ihr, sie sei ein hübsches Kätzchen. Sie schnurrte. Er sagte, er sehe ihr an, dass sie eine Meisterin im Mäusefangen sei, und sobald er sich eingelebt habe, werde er sie bitten, ein, zwei Katzen für ihn zu finden. Es gebe nichts Traurigeres auf der Welt als einen Menschen ohne Katze. Sie unterlegte ihr Schnurren mit Glucksern.
Als sie in Harrys Zufahrt einbogen, war Mrs Murphy überzeugt davon, dass Blair vollkommen betört von ihr war. Dabei war es genau umgekehrt.
Die Arbeit am Zaunpfosten war nicht so einfach, wie sie geglaubt hatten, aber am Ende schafften sie es. Der Dünger konnte bis morgen warten, denn inzwischen war die Sonne untergegangen, und es schien kein Mond, in dessen Licht man hätte arbeiten können. Harry bat Blair in ihre Küche und kochte eine Kanne Jamaican-Blue-Kaffee.
»Harry«, zog Blair sie auf, »ich dachte, Sie sind so sparsam. Diese Marke kostet ein Vermögen.«
»Ich spare mein Geld für mein Vergnügen«, konterte Harry.
Während sie Kaffee tranken und die wenigen Plätzchen aßen, die Harry noch hatte, erzählte sie ihm von den MacGregors und den Jones, die Geschichte von Foxden, so wie sie sie kannte, und die Geschichte von Crozet, das nach Claudius Crozet benannt war, ebenfalls so wie sie sie kannte.
»Eins müssen Sie mir noch verraten.« Er beugte sich vor, seine sanften haselnussbraunen Augen leuchteten auf. »Warum haben alle Farmen Fox im Namen? Lauter Füchse. Fox Covert, Fox Ridge, Fox Hollow, Red Fox, Gray Fox, Wily Fox, Fox Haven, Fox Ridge, Fox Run« – er holte Luft –, »Foxcroft, Fox Hills, Foxfield, Fox –«
»Und Foxtrott?«, ergänzte Harry.
»Ach was. Das haben Sie sich ausgedacht.«
»Stimmt.« Harry brach in Lachen aus, und Blair lachte mit ihr.
Um halb zehn brach er auf. Er pfiff während der ganzen Heimfahrt. Harry spülte das Geschirr und versuchte sich zu erinnern, wann sie sich zuletzt mit einem nagelneuen Bekannten so gut verstanden hatte.
Katze und Hund kuschelten sich aneinander und wünschten, die Menschen würden begreifen, was doch auf der Hand lag. Harry und Blair waren füreinander bestimmt. Die Tiere waren gespannt, wie lange es dauern würde, bis sie es merkten, und wer, wenn überhaupt, sich ihnen in den Weg stellen würde. Die Menschen machen immer aus allem einen solchen Schlamassel.
6
Das milde Wetter hielt zur großen Freude von ganz Crozet noch drei Tage an. Mim verlor keine Zeit: Sie lag Little Marilyn in den Ohren, Blair Bainbridge zu sich nach Hause einzuladen; Mim wollte dann mal eben wie zufällig vorbeikommen. Sie bedauerte sehr, dass Blair zu jung für sie sei, und äußerte es laut, aber das war ihre übliche Masche bei gut aussehenden Männern. Jim, ihr Mann, lachte über ihre Standardbemerkung.
Fitz-Gilbert Hamiltons Arbeitszimmer erschien Blair wie eine Hymne an Princeton. Wie viel Orange und Schwarz konnte ein Mensch vertragen? Fitz-Gilbert ließ es sich nicht nehmen, Blair sein Mannschaftsfoto zu zeigen. Er zeigte ihm sogar das Squashfoto aus seiner Collegezeit in Andover. Blair fragte ihn, was mit seinen Haaren passiert sei, was Fitz-Gilbert auf seinen fliehenden Haaransatz bezog. Blair versicherte ihm eiligst, das habe er nicht gemeint; ihm sei aufgefallen, dass der junge Fitz-Gilbert blond war. Little Marilyn kicherte und sagte, als Student habe sich ihr Mann die Haare gefärbt. Fitz-Gilbert sagte großspurig, alle Jungs hätten das getan – es habe nichts zu bedeuten.
Das Ergebnis dieser Unterhaltung war, dass Fitz-Gilbert am nächsten Morgen mit blonden Haaren im Postamt erschien. Harry
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