Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
Chase Manhattan Bank, machte sich Sorgen. In Fitz’ Fassade zeigten sich Risse. Er fuhr ein Auto zu Schrott, entkam aber unverletzt. Cabell ging nicht in die Luft. »Jungs sind eben Jungs«, befand er. Dann schwängerte Fitz ein Mädchen, und Cabell besorgte einen angesehenen Arzt, der das in Ordnung brachte. Im zweiten Sommer von Fitz’ Lehrzeit an der Wall Street schließlich erlitten er und Tommy Norton auf Cape Cod einen Autounfall. Beide waren sturzbetrunken. Zum Glück trugen sie nur Gesichtsverletzungen und Prellungen davon, als sie durch die Windschutzscheibe flogen. Da Fitz am Steuer gesessen hatte, kam er für die Arztkosten auf, was bedeutete, dass ihnen die allerbeste Pflege zuteilwurde. Aber Fitz genas nur körperlich. Er hatte das Schicksal herausgefordert und beinahe nicht nur sich, sondern auch seinen besten Freund getötet. Ein Nervenzusammenbruch war die Folge. Cabell verfrachtete ihn in eine teure, ruhige Klinik in Connecticut.
Bevor sie heirateten, hatte Fitz Little Marilyn seine Geschichte erzählt, aber seither hatte er sie nie mehr erwähnt.
Jetzt sah Little Marilyn ihn an und wusste nicht, wovon er redete. Fitz war aus vornehmer Familie, reich und amüsant. Sie konnte sich nicht erinnern, in irgendeinem ihrer Bücher gelesen zu haben, dass Männer bestätigt haben mussten, dass sie etwas wert waren. Die Bücher konzentrierten sich auf die sexuellen Freuden und darauf, wie eine Frau ihrem Ehemann durch eine berufliche Krise und durch die gefürchteten männlichen Wechseljahre half, aber davon waren sie noch Jahre entfernt. Vermutlich spielte er ihr etwas vor. Fitz war erfindungsreich.
»Ich würde dich lieben, und wenn du« – sie suchte nach etwas Abfälligem – »ein Iraker wärst.«
Er lachte. »Das ist weit hergeholt. Ach ja, der Mittlere Osten, die Bedürfnisanstalt des Menschengeschlechts.«
»Was die wohl über uns sagen?«
»Teufelssaat«, sagte er mit drohender Stimme in einem Akzent, den er für irakisch hielt.
Eines von den vierzehn Telefonen in dem überdimensionalen Haus zwitscherte. Das grelle Telefonklingeln war zu unharmonisch für Little Marilyn, die glaubte, das absolute Gehör zu haben. Deswegen gab sie bündelweise Geld für Telefone mit Vogelstimmen aus. Infolgedessen klang es in ihrem Haus wie in einer metallischen Voliere.
Tiffany erschien. »Ich glaube, es ist Ihre Mutter, Miss Mim, aber ich habe kein Wort verstanden.«
Ein kurzer Anflug von Zorn überkam Marilyn Sanburne Hamilton, und sie runzelte ihre weiße Stirn. Sie griff zum Telefon, und ihre Stimme verriet nicht die Spur von Verärgerung. »Mutter, Darling.«
Mutter-Darling tobte, raste und stieß dermaßen seltsame Laute aus, dass Fitz seine Serviette hinlegte, aufstand und sich hinter seine Frau stellte, die Hände auf ihren schmalen Schultern. Sie sah zu ihrem Mann auf und bedeutete ihm, dass auch sie kein Wort verstand. Dann veränderte sich ihre Miene; die Stimme in der Ohrmuschel hatte sich zu purer Hysterie gesteigert.
»Mutter, wir sind gleich bei dir.« Die gehorsame Tochter legte den Hörer auf.
»Was ist los?«
»Keine Ahnung. Sie hat nur geschrien und gebrüllt. Oh Fitz, wir sollten uns beeilen.«
»Wo ist dein Vater?«
»Er ist heute in Richmond auf einer Bürgermeisterversammlung.«
»Ach du lieber Gott.« Wenn Mims Mann nicht da war, ruhte die Last des Tröstens und des Zuspruchs auf Fitz. Kein Wunder, dass Jim Sanburne jede Gelegenheit nutzte zu verreisen.
13
Die Stadtbewohner, die sich nicht im Postamt versammelt hatten, waren in Market Shifletts Laden. Harry versuchte hektisch, die Post zu sortieren. Sie hatte sogar Susan Tucker angerufen und sie gebeten, ihr zu helfen. Mrs Hogendobber, die vor dem Schalter Stellung bezogen hatte, erzählte jedem ihre blutrünstige Geschichte, mit allen abscheulichen Details.
Ein energisches Kratzen an der Hintertür ließ Tucker aufmerken, und sie bellte. Susan stand auf und öffnete. Pewter kam herein, den Schwanz senkrecht nach oben, die Schnurrhaare nach vorn gestellt.
»Hallo, Pewter.«
»Hallo, Susan.« Pewter rieb sich an Susans Bein und dann an Tucker.
Mrs Murphy spielte in den geöffneten Schließfächern.
Pewter sah hoch und sprach zu dem gestreiften Schwanz, der aus Nr. 31 hing. »Drüben im Laden ist der Teufel los. Wie sieht’s hier aus?«
»Genauso.«
»Ich hab die Hand gefunden«, brüstete sich Tucker.
»Das weiß alle Welt, Tucker. Vermutlich kommst du in die Zeitung – wieder mal.« Der gelbe Neid ließ den
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