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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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dicken grauen Leib erzittern. »Mrs Murphy, dreh dich um, damit ich mit dir reden kann.«
    »Geht nicht.« Mrs Murphy kam im Rückwärtsgang aus dem Schließfach, hing einen Moment nur an den Krallen und ließ sich dann locker auf den Boden fallen.
    Gewöhnlich amüsierten sich Susan und Harry bei den artistischen Darbietungen der behänden Tigerkatze, aber heute achteten sie kaum darauf.
    Blair rief an, um Harry mitzuteilen, dass Rick Shaw beschlossen hatte, den Friedhof nicht sofort aufzureißen, und um ihr für ihre gute Nachbarschaft zu danken.
    Da Blair ein Außenstehender war, fiel der Verdacht natürlich sofort auf ihn. Immerhin waren die abgetrennten Hände und Beine auf seinem – na ja, eigentlich Herbies – Friedhof gefunden worden. Und keinem Menschen würde es jemals einfallen, Reverend Jones zu verdächtigen.
    Ideen und Fantasievorstellungen wirbelten auf wie ein Heuschreckenschwarm und sanken wieder zur Erde. Harry hörte den Leuten zu, die sich im Postamt drängten, während sie sich zugleich bemühte, ihre Arbeit zu Ende zu bringen. Die Theorien reichten von altmodischer Rache bis hin zum Dämonenkult. Da niemand eine Ahnung hatte, zu wem die Körperteile gehörten, fehlte den Theorien der Bezug zu einer persönlichen Wirklichkeit.
    Ein eigenartiger Gedanke kam Harry in den Sinn. Die meisten Mutmaßungen drehten sich um die Frage des Motivs. Warum? Die mal lauter, mal leiser werdenden Stimmen ihrer Freunde, Nachbarn und auch ihrer wenigen Feinde oder zeitweiligen Feinde gingen alle davon aus, dass das Opfer sein grausames Schicksal selbst verschuldet haben müsse. Die grundsätzliche Frage, die Harry sich stellte, galt nicht dem Motiv, sondern lautete: Warum müssen die Menschen immer dem Opfer die Schuld geben? Hoffen sie, damit das Böse abzuwehren? Wird eine Frau vergewaltigt, beschuldigt man sie, sich aufreizend angezogen zu haben. Wird ein Mann beraubt, hätte er nicht so unvernünftig sein sollen, durch die Straßen jenes Stadtviertels zu gehen. Sind die Menschen unfähig, die Willkür des Bösen zu akzeptieren? Offensichtlich.
    Als Rick Shaw mit heulenden Sirenen vorüberraste, verstummte die Gruppe und sah ihm nach. Dicht hinter Rick Shaw folgte Cynthia Cooper in ihrem Dienstwagen.
    Fair Haristeen öffnete die Tür und trat auf die Straße. Er wusste, dass Rick Shaw nicht so schnell fuhr, bloß um irgendwo Hände und Beine abzuladen; es musste wieder etwas passiert sein. Er ging zu Markets Laden hinüber, um zu hören, ob jemand frischere Neuigkeiten hatte. Harrys Nähe war ihm nicht besonders unangenehm. Fair fand, dass Frauen die meiste Zeit irrational waren; diese Meinung wurde bestärkt durch Boom Boom, die Logik für vulgär hielt. Er hatte Harry schon verziehen, dass sie ein Loch in seinen Kaffeebecher gebohrt hatte. Vor ihm tat sie so, als würde sie ihn nicht beachten, aber sie beobachtete ihn, während er nach nebenan schlenderte. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Seine Anwesenheit scheuerte wie ein Kieselstein im Schuh.
    »Hör mal, ich will meinen Fleischknochen.« Tucker wurde langsam sauer. »Das war abgemacht.«
    »Abgemacht?« Pewters lange graue Wimpern klimperten.
    Ehe Tucker es ihr erklären konnte, flog die Tür auf, und Tiffany Hayes, noch in ihrer strahlend weißen Schürze, platzte herein. »In Mrs Sanburnes Bootshaus ist ’ne nackichte Leiche ohne Kopf!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte Fassungslosigkeit, dann stürmten die Fragen auf Tiffany ein. Woher sie das wisse? Wer es sei? Und so weiter.
    Tiffany räusperte sich und trat an den Schalter. Susan kam von hinten nach vorne. Mrs Murphy und Pewter sprangen auf den Schalter und marschierten im Kreis, um sich Papiere zum Draufsetzen zu suchen, und ließen sich nieder. Tucker lief um den Schalter herum, tauchte zwischen Beinen hindurch nach vorne, um Tiffany besser sehen zu können.
    Reverend Jones, der wie immer schnell schaltete, sauste nach nebenan, um die Leute aus dem Laden zu holen. Bald war das Postamt voller, als es die feuerpolizeilichen Sicherheitsvorschriften erlaubten.
    Sobald sich alle hereingequetscht hatten, lieferte Tiffany die Fakten. »Ich hab Little Marilyn und Mr Fitz gerade ihre Eier gebracht. Sie hatte natürlich wieder was zu meckern, aber was soll’s. Ich bin wieder in die Küche, und da hat das Telefon geklingelt. Roberta hatte die Hände voll Mehl, und Jack war noch nicht im Dienst, da bin ich drangegangen. Ich hab Mrs Sanburnes Stimme erkannt, aber meine Güte, ich

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