Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
Durchreisender, so eine Art wandernder Serienmörder. Ich glaube das nicht. Ich glaube, der Mörder ist einer von uns.«
Ein lautes Knacken im Kamin ließ ihn auffahren. Er setzte sich wieder hin.
»Ich bring dir den Kakao, und wenn du ihn nicht willst, dann trinkt ihn eben die Katze. Er wird an dieser entsetzlichen Schweinerei nichts ändern, aber du wirst dich besser fühlen.«
Es läutete an der Haustür. Carol öffnete. Zwei Tassen Kakao. Sie bat Blair Bainbridge in die Bibliothek. Auch er wirkte erschöpft.
Reverend Jones erhob sich von seinem Sessel, um seinen hereingeschneiten Gast zu begrüßen.
»Oh, bitte bleiben Sie sitzen, Reverend.«
»Nehmen Sie Platz.«
Ella, die Katze, leistete ihnen Gesellschaft. Ihr voller Name lautete Elevation, und sie machte diesem Namen alle Ehre. Hostien fressen wie die ungezogene episkopalische Katze war nicht ihr Stil, aber einmal hatte Ella an einem Sonntagmorgen eine Predigt von Herbie zerfetzt. Zum ersten Mal im Leben hielt er eine Predigt aus dem Stegreif. Und ohne Ellas mutwillige Zerstörung wäre er wohl nie auf das Thema »Mit allen Gottesgeschöpfen leben« gekommen. Es wurde die beste Predigt seines Lebens. Die Pfarrkinder baten um Kopien. Da er nicht eine einzige Notiz hatte, glaubte er seine Predigt nicht rekonstruieren zu können, aber Carol half ihm. Sie war ebenfalls gerührt über ihres Mannes liebevolle Fürsprache für alle Lebewesen und hatte sich jedes Wort gemerkt. Die Predigt, die in vielen Kirchenzeitungen abgedruckt wurde, sogar außerhalb seiner eigenen lutheranischen Konfession, hatte den Reverend zu einer Kirchenberühmtheit gemacht.
Ella musterte Blair eingehend, weil sie ihn noch nicht kannte. Zufrieden legte sie sich vor dem Feuer auf die Seite, während die Männer plauderten. Carol brachte eine große Kanne Kakao herein, entschuldigte sich dann und ging nach oben, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen.
»Entschuldigen Sie, dass ich so unangemeldet hereinplatze.«
»Blair, wir sind hier auf dem Land. Wenn Sie vorher anrufen würden, würden die Leute Sie für hochnäsig halten.« Herbie schenkte sich und seinem Gast eine Tasse dampfenden Kakao ein; der schwere Duft erfüllte den Raum.
»Ich bin nur gekommen, um Ihnen zu sagen, wie leid es mir tut, dass diese, dieses – ich weiß nicht mal, wie ich es nennen soll.« Blair runzelte die Stirn. »Nun ja, dass diese grauenhafte Entdeckung auf der Parzelle Ihrer Familie gemacht wurde. Da Sie Probleme mit dem Rücken haben, bin ich bereit, alle nötigen Reparaturen vorzunehmen, sobald Sheriff Shaw mich lässt.«
»Danke.« Der Reverend meinte es ernst.
»Wie lange es wohl dauern wird, bis die Leute denken, dass ich es getan habe?«, entfuhr es Blair.
»Oh, diese Möglichkeit wurde schon erwogen, und die meisten haben sie gleich wieder verworfen, mit Ausnahme von Rick, der nie jemanden von der Leine lässt und nie vorschnell urteilt. In seinem Beruf muss man wohl so sein, schätze ich.«
»Verworfen …?«
Herbie bewegte die rechte Hand in der Luft, eine freundliche, wegwerfende Geste, während er mit der linken seine Kakaotasse samt Untertasse hielt. »Sie sind noch nicht lange genug hier, um Marilyn Sanburne zu hassen. Sie hätten die Leiche oder das, was von ihr übrig war, nicht in ihrem Bootshaus deponiert.«
»Ich hätte sie dorthin treiben lassen können.«
»Ich habe kurz nach der Entdeckung mit Rick Shaw gesprochen.« Herb stellte seine Tasse auf den Tisch. Ella beäugte sie interessiert. »Dem Zustand der Leiche nach bezweifelt er entschieden, dass sie ins Bootshaus getrieben sein kann, ohne dass jemand auf dem See etwas gemerkt hat; schließlich geht so etwas langsam. Außerdem war die Tür des Bootshauses geschlossen.«
»Sie hätte von unten hineintreiben können.«
»Die Leiche war auf ungefähr das Dreifache ihrer normalen Größe aufgeschwemmt.«
Blair unterdrückte einen unwillkürlichen Schauder. »Die arme Frau wird Albträume haben.«
»Es hat nicht viel gefehlt, und man hätte sie mit einem Bolzenschussgerät ruhigstellen müssen. Little Marilyn war auch ziemlich erschüttert. Und ich glaube, Fitz-Gilbert dürfte es für eine Weile den Appetit verschlagen haben. Mir ist er übrigens auch vergangen.«
»Mir auch.« Blair beobachtete ein am unteren Ende königsblau und zur Mitte hin karmesinrot glühendes Holzscheit, aus dem hellgelbe Flammen schossen.
»Ich mache mir Sorgen wegen der Reporter. Es wird morgen in der Zeitung stehen. Haarklein. Und wenn die
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