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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Ball war, hatten sie Zeit genug, sich etwas anderes zu überlegen. Die Bibliothekarin schlug vor, für die Kinder eine Geschichte zum Vorlesen auszusuchen. Keine ideale Lösung, aber besser als nichts.
    Mirandas Schritte auf dem Weg zum Postamt wurden immer schleppender. Sie erreichte den Eingang. Dort blieb sie einen Moment stehen. Sie atmete tief durch. Sie öffnete die Eingangstür.
    »Harry!«, dröhnte sie.
    »Ich bin direkt vor Ihnen, Sie brauchen nicht zu brüllen.«
    »Ach so. Es tut mir leid, aber das Ernteballkomitee hat beschlossen, und ich halte das für eine kluge Entscheidung, die Aufführung mit dem kopflosen Reiter ausfallen zu lassen.«
    Harry war sichtlich enttäuscht, aber der Entschluss leuchtete ihr ein. »Nehmen Sie’s nicht so schwer, Mrs H. Nächstes Jahr führen wir’s wieder auf.«
    Ein Seufzer der Erleichterung entschlüpfte Mirandas roten Lippen. »Ich bin so froh, dass Sie es einsehen.«
    »Danke, dass Sie es mir gesagt haben. Soll ich es Susan sagen?«
    »Nein, ich gehe gleich zu ihr. Das ist meine Aufgabe.« Als sie ging, betrachtete Harry die gestrafften Schultern, den geraden Rücken. Miranda war manchmal eine Nervensäge – wer ist das nicht –, aber sie wusste stets, was zu tun war und auf welche Weise. Das bewunderte Harry.

 
17
     
    Fitz-Gilbert hätte sich eine Sekretärin nehmen können, um sich den Anschein eines beschäftigten Anwalts zu geben – der er nicht war.
    Es sieht nicht gut aus, wenn ein Mann nichts arbeitet, auch bei einem sehr wohlhabenden Mann nicht, deshalb hatte er zum Schein sein Büro; allerdings hatte es sich als willkommene Zufluchtsstätte vor seiner Schwiegermutter und gelegentlich seiner Frau bewährt.
    Er war nicht mehr im Büro gewesen, seit vor zwei Tagen der Rumpf in Mims Bootshaus aufgetaucht war.
    Fitz-Gilbert öffnete die Tür und erblickte Chaos. Die Stühle waren umgeworfen, Papiere waren überall verstreut, die Schubladen des Aktenschranks hingen schief.
    Er griff zum Telefon und rief Sheriff Shaw an.

 
18
     
    Wenn Überreste einer Menschenleiche gefunden wurden, so war das zwar unschön, aber keine Seltenheit. Alle Jahre stolpern in Virginia Jäger über von Vögeln und Aasfressern säuberlich abgenagte Leichen, denen noch ein paar Kleiderfetzen an den Knochen klebten. Manche waren versehentlich von anderen Jägern erschossen worden; ein andermal war ein alter Mensch, der an einer Krankheit oder an Gedächtnisschwund litt, einfach im Winter losgegangen, hatte sich in Wind und Wetter verirrt und war gestorben. Dann gab es die gequälten Seelen, die in den Wald gingen, um allem selbst ein Ende zu machen. Morde kamen allerdings nicht so oft vor.
    Was diese zerstückelte Leiche betraf, so stand für Rick Shaw fest, dass es sich um Mord handelte. Das Leben eines Bezirkssheriffs besteht gewöhnlich aus Vorladungen, die zugestellt werden müssen, aus Zeugenbefragungen bei Wilderei oder Grundstücksstreitigkeiten, aus der Verfolgung von Rasern und dem Einlochen von Betrunkenen. Ein Mord sorgt für Aufregung. Ohne dass es Rick bewusst gewesen wäre, arbeitete sein Verstand schneller, als wenn er an seinem überhäuften Schreibtisch saß; er konzentrierte sich und war voller Eifer. Ein ungerechter Tod war nötig, um ihn zum Leben zu erwecken.
    »Los, Cooper.« Er drehte sich auf seinem Stuhl herum, indem er sich mit den Fußballen abstieß. »Her damit.«
    »Womit?«
    »Das wissen Sie doch ganz genau.« Er streckte die Hand aus.
    Gereizt zog Cynthia ihre große Schreibtischschublade auf, nahm eine Schachtel Lucky Strikes ohne Filter heraus und knallte sie Rick in die Hand. »Sie könnten wenigstens Filterzigaretten rauchen.«
    »Dann würde ich zwei Schachteln am Tag rauchen statt einer. Wo soll da der Unterschied sein? Und glauben Sie bloß nicht, ich wüsste nicht, dass Sie sich welche mopsen.«
    So gesehen konnte Cooper keinen Unterschied erkennen. Die Oberfläche ihres Schreibtisches glänzte, die Maserung des alten Eichenholzes verlieh dem Möbelstück Gediegenheit. Säuberliche Papierstapel mit Briefbeschwerern darauf kontrastierten mit Ricks Schreibtisch. Die Denkweisen der zwei kontrastierten ebenfalls. Cooper war logisch, ordentlich und zurückhaltend. Rick war intuitiv, unordentlich und so offen, wie es seine Stellung eben zuließ. Cooper mochte das Politische an dem Job. Er nicht. Da er gut zwanzig Jahre älter war als sie, war er stets der Sheriff und sie seine Assistentin. Wenn kein Unfall dazwischenkäme, konnte Cooper sich darauf

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