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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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freuen, irgendwann der erste weibliche Sheriff von Albemarle County zu werden. Rick hielt sich nicht für einen Feministen. Er hatte sie damals nicht haben wollen, aber mit den Jahren lernte er sie aufgrund ihrer Leistungen schätzen. Nach einer Weile vergaß er, dass sie eine Frau war, oder es spielte keine Rolle mehr. Er betrachtete sie als seine rechte Hand, und er fand es in Ordnung, eines Tages den Bezirk an sie zu übergeben; allerdings war er noch nicht so weit, sich zur Ruhe zu setzen. Dafür war er zu jung.
    Die Zigarette beruhigte ihn. Die Telefone schrillten. Das kleine Büro verfügte über eine Sekretärin und mehrere Teilzeitbeschäftigte. Die Dienststelle musste dringend erweitert werden, aber bislang hatten die Bezirksoberen dem überarbeiteten Sheriff keine Gelder dazu bewilligt.
    Gestern war ein Reporter des Lokalblatts erschienen, und Rick hatte sich geweigert, auf die grausigen Einzelheiten des Falls einzugehen. Seine zurückhaltenden Bemerkungen hatten dem Reporter fürs Erste genügt, aber Rick wusste, dass er wiederkommen würde. Rick und Coop hofften, genug Antworten parat zu haben, um einer Panik oder dem Anrücken einer Schwadron von Reportern von anderen Zeitungen zuvorzukommen, ganz zu schweigen vom Fernsehen.
    »Was sagen Sie nun zu diesem Fall, Boss?«
    »Das Naheliegende. Das Wichtigste für den Mörder war, dass sein Opfer nicht identifiziert werden kann. Keine Fingerabdrücke. Keine Kleidungsstücke am Rumpf. Kein Kopf. Wer immer der arme Kerl war, er wusste zu viel. Und wir würden auch zu viel wissen, wenn wir wüssten, wer er war.«
    »Ich kann mir nicht erklären, warum der Mörder sich die Mühe gemacht hat, die Leiche zu zerstückeln. Eine Menge Arbeit. Dann musste er oder sie sie einpacken, damit sie nicht alles vollblutete, und dann die Teile durch die Gegend transportieren, um sie abzuladen.«
    »Vielleicht war es ein Bestattungsunternehmer oder jemand, der Erfahrung mit Toten hat. Vielleicht hat er die Leiche ausbluten lassen, bevor er sie zerlegte.«
    »Oder ein Arzt«, ergänzte Cynthia.
    »Vielleicht sogar ein Tierarzt.«
    »Aber nicht Fair Haristeen. Der Ärmste wurde schon bei Kelly Craycrofts Ermordung verdächtigt.«
    »Ja, und nun ist er bei Boom Boom gelandet, oder etwa nicht?«
    »Tja, der arme Kerl.« Cynthia brach in Lachen aus.
    Rick lachte mit. »Das Weib wird ihn zum Wahnsinn treiben. Aber hübsch ist sie.«
    »Das sagen die Männer immer.« Cynthia lächelte.
    »Hm, ich begreife nicht, wie ihr Frauen für Mel Gibson schwärmen könnt. Was ist so besonders an ihm?« Rick drückte seine Zigarette aus.
    »Wenn Sie das wüssten, hätten Sie und ich uns viel mehr zu sagen«, stichelte Cynthia.
    »Sehr witzig.« Er griff nach dem nächsten Sargnagel.
    »Nicht, Sie haben doch gerade eine ausgemacht!«
    »Tatsächlich?« Er nahm den Aschenbecher in die Hand und zählte die Kippen. »Scheint zu stimmen. Die hier qualmt noch.« Er zerdrückte sie noch einmal.
    »Sie werden mal wieder von einer Ahnung geplagt. Ich weiß es doch. Nun spucken Sie’s schon aus.«
    Er hob eine Schulter und ließ sie sinken. Er kam sich ein bisschen komisch vor, wenn ihn diese Ahnungen befielen, denn er konnte sie weder erklären noch rechtfertigen. Männern wird beigebracht zu untermauern, was sie sagen. Das war ihm in diesem Fall nicht möglich, aber im Laufe der Zeit hatte er gelernt, eigenartige Empfindungen oder seltsame Ideen nicht gleich zu verwerfen. Oft führten sie ihn zu brauchbaren Beweisen, brauchbaren Erkenntnissen.
    »Na los, Boss. Ich merke es doch, wenn Sie Witterung aufnehmen«, drängte Cynthia.
    Er faltete die Hände auf seinem Schreibtisch. »Nur so viel. Dass die Leiche zerstückelt wurde, ergibt einen Sinn. Das gibt mir keine Rätsel auf. Die Regengüsse sind unserem Mörder in die Quere gekommen. Und die kleine Tucker. Sonst wäre die Chance nicht gering gewesen, dass die Beine und Hände nie gefunden worden wären. Aber das Bootshaus, das passt nicht ins Bild.«
    »Vielleicht hat er den Rumpf in den See geworfen, und als er hochkam, hat er ihn mit einem Haken oder was rangezogen und ins Bootshaus gezerrt.« Cynthia hielt inne, um nachzudenken. »Aber dann hätten alle diese Person, ob männlich oder weiblich, gesehen, es sei denn, es war mitten in der Nacht, aber das Erscheinen einer Wasserleiche kann man nicht vorausplanen, oder?«
    »Nee. Deswegen geht ja die Rechnung nicht auf. Das Stück Fleisch ist ins Bootshaus gebracht worden. Es gibt keine andere

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