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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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bisschen aufbrausend, aber noch immer im Flüsterton.
    Der Hundeführer folgte dem Heulen des einzelnen Hundes. Die Meute rückte auf das Klagen zu. Der Jagdführer wartete einen Moment, dann bedeutete er dem Feld, Abstand zu halten. Der sanft hügelige Erdboden knirschte. Neue Felsvorsprünge forderten die Trittsicherheit der Pferde heraus.
    »Wir sind bald außerhalb des Reviers«, sagte Harry zu Susan. Sie sprach leise. Es war irritierend, wenn man sich anstrengte, die Hunde zu hören, und hinter einem jemand quatschte. Sie wollte die anderen nicht stören.
    »Ja, er muss die Hunde zurückholen.«
    »Wir reiten auf den Tunnel zu«, stellte Mim fest.
    »Da können wir nicht hin. Sollten wir auch nicht. Wer weiß, was da oben ist? Das hat uns gerade noch gefehlt, dass ein Bär oder so was aus dem Tunnel stürmt und die Pferde scheu macht.« Little Marilyn war von dieser Aussicht alles andere als begeistert.
    »Wir können da nicht hin, das steht fest. Außerdem hat Chesapeake and Ohio den Tunnel versiegelt«, fügte Fitz-Gilbert hinzu.
    »Ja, aber Kelly Craycroft hat ihn wieder aufgemacht.« Susan spielte darauf an, dass Kelly Craycroft den Tunnel wieder geöffnet und listig getarnt hatte. »Ob die Bahn ihn wohl neu versiegelt hat?«
    »Das will ich gar nicht wissen.« Fitz’ Pferd wurde unruhig.
    Das Heulen des Hundes erhielt bald Antwort. Die Meute arbeitete sich zum Tunnel vor. Der Jagdführer hielt das Feld zurück. Der Hundeführer blieb stehen. Er blies in sein Horn, doch nur ein paar von den Hunden kehrten um. Der abgeirrte Hund heulte und heulte. Ein paar andere stimmten in die heisere Klage ein.
    »Die lassen mich im Stich. Die Hunde lassen mich im Stich«, sagte der Hundeführer, beschämt über ihren Ungehorsam, zu einem Pikör, der mit ihm ritt, um die Hunde wieder heranzuholen.
    Der Pikör knallte mit seiner Peitsche nach einem Nachzügler, der schleunigst wieder zu der Meute stieß. »Rehwild? Aber sie haben nie Rehe gejagt. Außer Big Lou.«
    »Das da oben ist nicht Big Lou.« Der Hundeführer bewegte sich auf das Klagen zu. »Komm mit, lass uns die Burschen wieder runterkriegen, bevor sie uns die schöne Jagd verderben.«
    Die zwei Treiberpferde bahnten sich einen Weg durch das unwegsame Gelände. Jetzt konnten sie den Tunnel sehen. Die Hunde schnüffelten und hechelten am Eingang. Ein großer Geier flog über ihnen, stieß tollkühn auf einer Luftströmung herab und verschwand im Tunnel.
    »Verdammt«, rief der Pikör.
    Der Hundeführer blies in sein Horn. Der Pikör machte reichlich Gebrauch von seiner Peitsche, aber die Tiere lärmten weiter. Sie waren nicht ratlos, sie waren außer sich.
    Dem Hundeführer war so etwas in seinen mehr als vierzig Jahren als Jäger noch nie passiert. Er saß ab und reichte dem Pikör seine Zügel. Er bewegte sich auf den Tunneleingang zu. Der Geier kam heraus, ein zweiter gleich hinterher. Der Hundeführer sah, dass ihnen verfaulte Fleischbrocken aus den Schnäbeln hingen. Er bekam auch eine Geruchswolke davon mit. Als er sich dem Tunnel näherte, erwischte er eine weitere, viel strengere Ladung. Die Hunde winselten jetzt. Einer wälzte sich sogar auf den Rücken. Der Hundeführer bemerkte, dass am Tunneleingang mehrere Steine herausgefallen waren. Ein starker Verwesungsgestank, der ihm vom Leben auf dem Land wohlvertraut war, wehte ihm aus der Öffnung entgegen. Er trat gegen die Steine, und ein paar kullerten fort. Die Eisenbahngesellschaft hatte es also doch versäumt, den Eingang wieder zu versiegeln. Blinzelnd versuchte er, in die Dunkelheit zu spähen, doch seine Nase sagte ihm genug. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, dass das tote Wesen ein Mensch war. Er wich unwillkürlich zurück. Die Hunde winselten kläglich. Er rief sie fort von dem Tunnel. Er schwankte leicht, als er ins Licht hinaustrat.
    »Es ist Benjamin Seifert.«

 
34
     
    Auf der langen Mahagoni-Anrichte schimmerte ein erlesenes georgianisches Teeservice, umringt von zierlichen blau-weißen Teetassen, die Ende des siebzehnten Jahrhunderts aus England herübergeschafft worden waren. Ein Hepplewhite-Tisch, beladen mit Schinkenschnittchen, Käseomeletten, Artischockensalat, Schnittkäse, Hackfleischpastete und frischem Brot stand in der Mitte des Speisezimmers. Brownies und ein mächtiger Kuchen rundeten das Angebot ab.
    Susan hatte für das Jagdfrühstück ihr Bestes gegeben. Das aufgeregte Gemurmel, gewöhnlich ein Anzeichen für eine erfolgreiche Jagd, bedeutete heute etwas

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