Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
anderes.
Nachdem der Hundeführer Ben Seifert identifiziert hatte, war er mit dem Pikör zu den Mastern, dem Feldmaster und den anderen Pikören hinuntergeritten. Sie beschlossen, die Hunde zu verladen und in die Zwinger zurückzubringen. Erst als alle Menschen in sicherer Entfernung vom Tunnel waren und sich zum Frühstück begeben hatten, eröffneten die Master ihnen die Neuigkeit.
Nachdem die Hunde verfrachtet waren, kehrten der Hundeführer und der Pikör, der ihn zu dem grausigen Fundort begleitet hatte, zum Tunnel zurück, um Rick Shaw und Cynthia Cooper zu helfen.
Trotz der betrüblichen Nachricht trieb der Appetit die Reiter und ihre Zuschauer ans Buffet. Die Speisen schwanden, und Susan füllte Platten und Schüsseln wieder auf. Ned, ihr Mann, kümmerte sich um die Bar.
Big Marilyn, die in einem aprikosenfarbenen Ohrensessel saß, balancierte ihren Teller auf den Knien. Aus ebendiesem Grund konnte sie Buffets nicht ausstehen. Mim wollte an einem Tisch sitzen. Herbie und Carol saßen auf dem Fußboden, zusammen mit Harry, Blair und Boom Boom, die sich betont charmant gab.
Cabell und Taxi trafen später ein und wurden von einer Person, die es gut meinte, von der Neuigkeit unterrichtet. Sie waren so erschüttert, dass sie sofort wieder nach Hause gingen.
Fair stand am Buffet. Er bemerkte die Gruppe auf dem Boden und brachte Nachtisch für alle, auch für seine Exfrau. Fitz-Gilbert und Little Marilyn leisteten Mim Gesellschaft. Mrs Hogendobber wollte in ihrem Rock nicht auf der Erde sitzen und nahm deshalb den anderen Ohrensessel in Beschlag, der in sanftem Mintgrün gehalten war.
»Miranda.« Big Marilyn spießte ein Stück Omelette auf. »Deine Meinung.«
»Sollen wir die Gesellschaft nach ihren unzufriedenen Mitgliedern beurteilen?«
»Was meinst du damit?«, fragte Big Marilyn, ehe Mrs Hogendobber neuen Atem schöpfen konnte.
»Crozet kommt wieder in die Zeitung. Was bei uns Schreckliches passiert ist, wird überall herumposaunt. Man wird uns anhand dieser Morde beurteilen statt anhand unserer guten Bürger.«
»Danach hatte ich nicht gefragt«, fuhr Mim sie an. »Was glaubst du, wer Ben Seifert getötet hat?«
»Noch wissen wir nicht, ob er ermordet wurde«, warf Fitz-Gilbert ein.
»Du glaubst doch nicht etwa, dass er in den Tunnel gegangen ist und sich umgebracht hat? Er wäre der Letzte, der Selbstmord begehen würde.«
»Was denken Sie, Mim?« Susan wusste, dass ihr Gast darauf brannte, ihre Meinung zu äußern.
»Ich denke, wenn Geld von Hand zu Hand geht, bleibt es manchmal an den Fingern kleben. Wir wissen alle, dass Ben Seifert mit der Arbeitsmoral nicht gerade auf gutem Fuße stand. Aber er lebte ausnehmend gut, oder nicht?« Alle nickten zustimmend. »Der einzige Mensch, der ihn vielleicht hätte ermorden wollen, ist seine Exfrau, aber so dumm ist sie nicht. Nein, er hat an irgendjemandes Treuhandvermögen manipuliert. Das war ihm zuzutrauen.«
»Mutter, das ist ein hartes Urteil.«
»Ich sehe keinen Grund, damit hinterm Berg zu halten.«
»Er, beziehungsweise die Bank, hat das Geld von vielen von uns verwaltet. Er wusste also, wer was hatte.« Fitz vertilgte ein Brownie. »Aber Cabell hätte ihm das Fell über die Ohren gezogen, wenn er auch nur eine Sekunde hätte annehmen müssen, dass Ben unredlich wäre.«
»Vielleicht ist jemand zahlungsunfähig geworden«, überlegte Carol Jones laut. »Und vielleicht hat derjenige erwartet, dass Ben ihm entgegenkommt. Und wenn er es nicht getan hat?«
»Oder jemand hat ihn beim Griff in die Kasse erwischt«, fügte Reverend Jones hinzu.
»Ich glaube nicht, dass dies irgendwas mit Ben und klebrigen Fingern zu tun hat.« Harry setzte sich in den Schneidersitz. »Bens Tod hängt mit der nicht identifizierten Leiche zusammen.«
»Ach Harry, das ist an den Haaren herbeigezogen.« Fitz griff nach seiner Bloody Mary.
»Es ist so ein Gefühl, ich kann’s nicht erklären.« Harrys stille Überzeugung geriet ins Wanken.
»Halten Sie sich an Ihre Gefühle. Ich halte mich lieber an Fakten«, stichelte Fitz-Gilbert.
Fair nahm Harry in Schutz: »Früher hab ich genauso gedacht, aber im Zusammenleben mit Harry habe ich gelernt, auf … nun ja, auf Gefühle zu hören.«
»So, und was sagt Ihnen nun Ihre innere Stimme?« Mim betonte »innere« mit anmaßender Schärfe.
»Dass wir gar nicht viel wissen«, sagte Harry bestimmt. »Dass einer von uns ermordet wurde und wir uns im Schlaf nicht mehr so sicher fühlen können, weil wir nicht einen
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