Mrs Murphy 04: Virus im Netz
Feinheiten mitzubekommen.
»Das stimmt.« Mrs Murphy setzte sich und legte den Schwanz um sich. »Die Gills gehören so wenig zu den ersten Familien Virginias wie Blair Bainbridge. Das Tolle an Blair ist, dass er sich nicht die Bohne was draus macht.«
Market holte Luft. »Aysha hat Cynthia gekratzt, aus Versehen, hat sie behauptet. Ich bin hin und hab Kerry weggezogen, weil Cynthia zwischen den beiden eingekeilt war, um sie auseinanderzuhalten – ich war überzeugt, sie würden meinen Laden kurz und klein schlagen. Als wir sie voneinander wegzerrten, bemerkte Kerry einen Ehering auf dem Boden. Sie bückte sich, um ihn aufzuheben, ich hatte sie ja nur an einem Arm, und warf ihn Aysha ins Gesicht. ›Du hast deinen Ehering verloren. Das bringt Unglück, und das wünsch ich dir tonnenweise.‹ Aysha besah sich ihre linke Hand. Sie hatte ihren Ehering noch an. Aber sie hat den Ring aufgehoben und gesagt: ›Der gehört mir nicht.‹ Dann hat sie ihren Ringfinger hochgehalten, und darauf ist Kerry wieder durchgedreht. Ich dachte, ich würde Kerry nie aus dem Laden kriegen. Sie hat sich ausgiebig entschuldigt, als ich sie endlich draußen hatte, und dann ist sie in Tränen ausgebrochen.« Er hob die Hände. »Es tut mir leid für sie. Der Ring war Cynthia aus der Tasche gefallen, als sie sich sozusagen ins Getümmel stürzte. Eigentlich sollte ich mich nicht darüber lustig machen. Sie haben die Beherrschung verloren, und dabei hätte jemand verletzt werden können. Aysha gab Cynthia den Ring zurück. ›Verheiratet?‹, hat sie gefragt. Cynthia sagte Nein, sie habe kein Geheimleben. Der Ring ist in der Nähe der Leiche in Sugar Hollow gefunden worden. Sie war ein bisschen verlegen deswegen, aber sie meinte, wenn sie ihn bei sich trüge, nachdem er jetzt aus dem Labor zurück sei, hoffe sie, dass er eine Schwingung ausstrahlen und ihr eine Idee eingeben würde.«
Er schüttelte abermals den Kopf. »Ein verrückter Morgen. Oh, und Laura Freely kam rein, sie sah aus wie der Tod. Was hat sie bloß? Geht Hogan fremd oder was?«
»Hogan geht nicht fremd«, sagte Mim kühl.
»Kerry muss über Norman hinwegkommen«, warf Susan ein.
»Oder Aysha umbringen«, sagte Market.
19
Dunkle Ringe unter den Augen verliehen Norman Cramer das Aussehen eines Waschbären. Er stand vor Hogan Freely, dessen Büro mit Golftrophäen geschmückt war.
»- das Personal war erstklassig, aber wir konnten das Defizit von scheinbar zwei Millionen Dollar nicht finden. Wir stoßen immer wieder auf ein Minus, aber wir können den Verlust nicht lokalisieren. Wir sind alles durchgegangen, und ich fühle mich verantwortlich für -«
Hogan unterbrach ihn. »Machen Sie sich keine Vorwürfe.«
»Ich hatte gehofft, dass es sich hierbei um einen einzelnen Computerfehler handeln würde.«
»Wir haben es offenbar tatsächlich mit dem Threadneedle-Virus zu tun.«
»Ich weiß nicht, Sir. Andere Banken melden keine Verluste. Sie melden abgestürzte Computer.«
»Norman, gehen Sie nach Hause, schlafen Sie sich aus. Ich werde die Suppe auslöffeln.«
»Ich sollte mit Ihnen dort sein. Sie können doch nichts dafür.«
»Das ist nett von Ihnen, aber es ist meine Pflicht, unsere Investoren und Kunden hiervon in Kenntnis zu setzen. Warum gehen Sie nicht einfach nach Hause und schlafen mal richtig? Sie sehen aus, als hätten Sie’s nötig. Ich rechne es Ihnen hoch an, wie Sie sich hierfür ins Zeug gelegt haben.«
»Nun« – Norman verschränkte die Hände hinter dem Rücken –, »es muss eine Lösung geben.«
»Ja« – Hogan lächelte matt –, »ich hoffe bloß, dass ich lange genug lebe, um sie zu finden. Irgendein gewiefter Prüfer wird dahinterkommen. Ich habe mit einem alten Collegefreund bei Atlantic Savings in Virginia Beach gesprochen, und er hat gesagt, die Bank hat bereits Lorton & Rabinowitz hinzugezogen.«
Normans Pupillen weiteten sich. »Die Experten für Firmensabotage.«
Hogan stand auf. »Gehen Sie, Sie brauchen Schlaf.«
Mittwochs arbeitete Fair im Westen von Albemarle County. Das war sein Vorwand, auf Harrys Farm aufzukreuzen. Sie war dabei, Zäune an der hinteren Grenze ihres Grundstücks zu reparieren.
»War gerade in der Nähe.«
»Aha«, erwiderte Harry.
»Ich war im Unrecht. Der Kerl bringt mich auf die Palme, aber ich war im Unrecht.«
»Wie wär’s mit einer Entschuldigung, weil du einfach aufgelegt hast?«
»Das auch. Dazu wäre ich gleich gekommen. Es tut mir leid, dass ich grob zu dir gewesen bin und
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