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Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Titel: Mrs Murphy 04: Virus im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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bin, dachte ich, ich sag’s dir gleich.«
    »Wie lieb von ihr.« Ayshas Miene entspannte sich. »Dann kann ich morgen bei Norman bleiben. Vielleicht kann ich ihm heimlich ein Beruhigungsmittel in den Kaffee schütten oder so was. Der Ärmste.«
    Susan, in Tennisbluse und -rock, sah auf die alte Bahnhofsuhr. »Harry, ich komm zu spät zum Training. Bist du heute Abend zu Hause?«
    »Ja. Ich bin am hinteren Zaun.«
    »Okay. Ned muss nach Richmond, dann komm ich zu dir und bring uns was fürs Abendbrot mit.«
    »Prima.«
    Susan ging, Aysha rauschte hinaus, und Mim blieb. Sie ließ die Trennklappe hochschnappen und ging hinter den Schalter. Da Harrys Teewasser schon kochte, goss sie Harrys Teetasse auf und für sich selbst auch eine. »Neue Sitzbezüge.«
    »Miranda konnte die alten nicht mehr sehen. Sie ist sehr geschickt in so was.«
    »Harry, tun Sie mir einen Gefallen?«
    »Wenn ich kann.«
    »Wenn Ihnen beim Sortieren der Post ungewöhnlich viele Einschreibebriefe oder große Pakete von Maklerfirmen unterkommen« – sie hielt inne –, »ich nehme an, mir dürfen Sie es nicht sagen, aber rufen Sie sofort Rick Shaw an.«
    Harry schlürfte dankbar das heiße Getränk. »Das lässt sich machen.«
    »Ich meine, das Geld muss ja irgendwo angelegt werden. Große Aktienpakete wären eine Möglichkeit, wenn auch nicht die sicherste. Ich habe darüber nachgedacht.« Ihre breiten goldenen Armreife klimperten, als sie nach ihrer Tasse griff. »Aber die Betreffenden könnten sagen, sie hätten das Geld geerbt, oder sie könnten sogar mit einem Makler unter einer Decke stecken. Aber der Schuldige kann überall sein, und zwei Millionen Dollar verschwinden nicht einfach.«
    Harry, die nicht viel von Hochfinanz verstand, sagte: »Ist es schwer, an ein Nummernkonto in der Schweiz zu kommen?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich möchte meinen, die Versuchung, das Geld auszugeben, wäre einfach überwältigend. Ich würde mir auf der Stelle einen neuen Traktor und einen Transporter kaufen.«
    »Wer immer dahintersteckt, ist geduldig und unglaublich geschickt im Betrügen, aber ich nehme an, das sind wir mehr oder weniger alle.«
    Harry lachte. »Geduldig oder betrügerisch?«
    »Betrügerisch. Wir lernen früh, unsere Gefühle zu verbergen, höflich zu sein.«
    »Wer könnte gerissen genug sein, so etwas durchzuziehen?«
    »Jemand mit einem gierigeren Appetit, als wir uns überhaupt vorstellen können.«
    Genau in diesem Moment trat Reverend Jones ins Postamt.
    Mrs Murphy und Mim sahen gleichzeitig Harry an. Dann betrachteten Mim und Harry den beleibten Reverend und sagten: »Unmöglich.«
    »Worüber redet ihr Mädels gerade?«
    »Über Appetit.«
     
    Kerry McCray knabberte Karottenstifte und Sellerie. Sie war nicht hungrig, und sie hatte so viel geweint, dass ihr übel war. Reverend Jones, soeben aus dem Postamt zurückgekehrt, hatte sie auf die Schieferterrasse hinter seinem Haus geführt, im Kühlschrank nach etwas zu essen gesucht und Eistee gemacht.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Sie brach wieder in Tränen aus, ihre Stupsnase schniefte.
    »Jedermann oder jede Frau verliert mal die Beherrschung. Ich würde mir deswegen nicht zu viele Gedanken machen.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber ich liebe ihn, und ich glaube nicht, dass sie ihn liebt. Oh, sie macht eine Schau daraus, ihn zu verhätscheln, aber sie liebt ihn nicht richtig. Wie könnte sie? Sie denkt bloß an sich. Sie hat sich seit der Grundschule nicht geändert, außer dass sie besser aussieht. Das hat sie der Tittenoperation zu verdanken.«
    Herbie wurde rot. »Davon weiß ich nichts.«
    »Wie kann man das übersehen?«
    »Kerry, wenn Sie sich immer nur mit Aysha und Norman befassen, sind Sie am Ende vor lauter Kummer nur noch ein Schatten Ihrer selbst. Sie haben abgenommen. Sie haben Ihre Ausstrahlung verloren.«
    »Reverend Jones, ich bete. Ich flehe um Hilfe. Ich glaube, der liebe Gott hat mich auf ›Bitte warten!‹ geschaltet.«
    Herbie lächelte. »Das ist meine Kerry. Ihren Humor haben Sie nicht verloren. Wir werden alle in diesem Leben auf die Probe gestellt, allerdings weiß ich nicht, warum. Ich könnte Ihnen dazu aus der Bibel zitieren. Ich könnte Ihnen sogar eine Predigt darüber halten, aber ich weiß wirklich nicht, warum wir so leiden müssen. Krieg. Krankheit. Verrat. Tod. Einige von uns erleiden größeres Elend als andere, aber leiden tun wir alle. Kummer und Gram erleben die Reichsten und die Ärmsten gleichermaßen. Vielleicht ist das die

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