Mrs Murphy 04: Virus im Netz
neugierig. »Sie mussten sie verstecken. Hier kennt doch jeder jeden. Stell dir bloß mal vor, Reverend Jones oder sonst wer würde vorbeifahren und ihre Autos vor der Bank stehen sehen. Ich will wissen, wo sie die versteckt haben.«
»Ich auch.« Mrs Murphy atmete die kühle Luft ein. »Ich hasse Dreiecksverhältnisse. Einer kommt immer zu kurz.«
»Meistens alle drei«, bemerkte der Hund weise. »Komm. Lass uns in der Gasse hinter dem Postamt nachgucken.«
Sie überquerten eilig das Bahngeleise. Ihre Mühe wurde nicht belohnt: Kein Wagen parkte auf der anderen Seite.
»Wenn du ein Mensch wärst, wo würdest du deinen Wagen abstellen?«, fragte die Katze. »Unter oder hinter etwas, das entweder nicht benutzt oder nicht beachtet wird.«
Sie überlegten eine Weile.
»Hinter Berrymans Werkstatt stehen immer Autos. Sehen wir mal nach.«
Sie kehrten zur Railroad Avenue zurück und liefen in westlicher Richtung.
An der Eisenbahnunterführung bogen sie nach Süden ab auf die Route 240. Die kleine Werkstatt, die frisch gestrichen war, befand sich an der nächsten Ecke.
Hinter den Autos, die darauf warteten, repariert zu werden, war Normans Audi geparkt.
»Treffer Nummer eins!«, kläffte Tucker.
»Wir sollten lieber machen, dass wir nach Hause kommen. Wenn wir um die Stadt kreisen, um Kerrys Wagen zu suchen, sind wir bis Tagesanbruch nicht zurück. Mom würde sich Sorgen machen. Ein Auto haben wir gefunden, das genügt fürs Erste.«
Schritte in der Ferne schreckten sie auf. Norman Cramer war auf dem Weg in ihre Richtung.
»Psst, hierher.« Mrs Murphy deutete auf einen Transporter, unter den sie mühelos kriechen konnten.
Sie spähten hinaus, rührten sich aber nicht. Norman wischte sich die Augen, öffnete leise die Fahrertür, stieg ein, ließ den Motor an und fuhr ungefähr einen halben Häuserblock weit ohne Licht, bevor er die Scheinwerfer einschaltete.
»Der sieht ja aus wie der lebendige Tod«, sagte Tucker.
Sie schafften es, bis Sonnenaufgang zu Hause zu sein. Als Harry sie fütterte, bemerkte sie Schmiere auf Tuckers Rücken. »Verdammt, Tucker, hast du wieder unter dem Transporter gespielt? Jetzt muss ich dich baden.«
»Oh nein!« Tucker sagte winselnd zu Murphy: »Da siehst du, was du mir eingebrockt hast!«
22
»Für wie blöd hältst du mich eigentlich?« Aysha schob schmollend die Unterlippe vor. »Du warst gestern Abend nicht im Büro.«
»War ich wohl.«
»Lüg mich nicht an, Norman. Ich bin an der Bank vorbeigefahren, und dein Auto war nicht da.«
»Ich war bis halb elf dort.« Er betete inständig, dass sie nicht vorher vorbeigefahren war, aber da sie an einer Besprechung in Ash Lawn teilgenommen hatte, bei der es um die Beschaffung weiterer Spendengelder ging, rechnete er sich aus, dass sie nicht vor halb elf oder elf dort weggekommen war. »Dann hab ich Hogan Freely die Papiere vorbeigebracht, und er wollte mit mir reden. Ich konnte meinem Chef nicht gut den Stinkefinger zeigen, oder?«
Mit hochrotem Gesicht griff Aysha zum Telefon und wählte. »Laura, hallo, Aysha Cramer. Ich rufe in Normans Auftrag an. Er meint, er hat gestern Abend bei seiner Besprechung mit Hogan seinen Mark-Cross-Füller bei Ihnen liegen lassen. Haben Sie ihn gefunden?«
»Nein. Moment, ich frag Hogan, er ist gerade hier.« Laura kam wieder ans Telefon. »Nein, er hat auch nichts gefunden.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie gestört habe.«
»Das macht doch nichts. Sagen Sie Norman, er soll sich ausruhen.«
»Ich richte es aus, und haben Sie vielen Dank. Wiedersehen.« Sie legte den Hörer sorgfältig auf, dann sah sie ihren Mann an. »Ich muss mich entschuldigen. Du bist dort gewesen.«
»Liebelein, was ist los mit dir? Alles wird gut. Ich werde weder weglaufen noch mit einem Herzanfall zusammenbrechen oder was immer es ist, weswegen du dir Sorgen machst. Wir stehen beide unter Druck. Lass uns versuchen zu entspannen.«
»Es ist Kerry, ich mach mir Sorgen wegen Kerry! Ich weiß, du kannst den Job in den Griff kriegen, aber ich weiß nicht, ob -«
Er legte seine Arme um ihre Taille und koste mit den Lippen ihren Hals. »Ich hab dich geheiratet, oder?«
23
»Nie, nie wieder werde ich mit dir reden!«, zischte Mrs Murphy.
»Nur einmal noch«, gurrte Dr. Parker, als sie der Katze die Tollwutimpfung verpasste. »So, das hätten wir mal wieder.«
Die Ohren flach angelegt, machte Mrs Murphy einen Buckel, dann schoss sie vom Behandlungstisch und raste durch das Zimmer.
»Murphy, beruhige
Weitere Kostenlose Bücher