Mrs Murphy 04: Virus im Netz
kurzer Zeit hergekommen?«
»Zu schnell gefahren.«
»Los, kommt.« Murphy trabte in dem grauen Nebel voraus und wieder zurück. »Folgt meiner Stimme.«
»Harry, wir sind auf der Hauptstraße, und sie halten auf die Bahngleise zu.«
»Ich weiß.« Die Luft fühlte sich klamm an auf ihrer Haut.
»Ist das ein Katzenstreich?«
»Sei still und beeil dich!« Pewter riss allmählich der Geduldsfaden.
»Irgendwas regt sie auf, dabei ist Murphy eine vernünftige Katze – normalerweise.«
»Katzen sind von Natur aus unvernünftig.« Miranda beschleunigte ihren Schritt.
Die Bank ragte im Nebel auf, das Licht oben brannte noch.
Die Katzen riefen durch den Nebel. Harry sah Kerry als Erste, mit dem Gesicht nach unten, die rechte Hand mit der Waffe ausgestreckt. Mrs Murphy und Pewter hatten sich neben sie gesetzt.
»Miranda!«
Mrs Hogendobber ging noch ein bisschen schneller, dann erblickte auch sie, was zunächst wie eine Erscheinung, dann wie ein schlechter Traum aussah. »Grundgütiger Himmel.«
Harry war im Nu an Kerrys Seite. Sie kniete sich hin und fühlte ihr den Puls. Miranda war jetzt neben ihr.
»Lebt sie noch?«, fragte Mrs Murphy.
»Ihr Puls ist gleichmäßig.«
Miranda sah die Stelle, wo Pewter Kerrys Kopf berührt hatte. »Wir brauchen einen Krankenwagen. Ich ruf von der Bank aus an. Die Tür ist offen. Merkwürdig.«
»Das mach ich schon. Ich hab ein komisches Gefühl, dass da drin was oberfaul ist. Sie bleiben hier bei ihr und rühren nichts an, schon gar nicht die Waffe.«
Erst als Harry in der Bank verschwand, wurde Miranda klar, dass sie vor lauter Erschütterung über den Anblick der jungen Frau die Pistole nicht bemerkt hatte.
Harry kam kurz darauf zurück. »Ich hab Cynthia erreicht. Reverend Jones hab ich auch angerufen.«
»Wenn es so schlimm ist, wie ich glaube, dann braucht Kerry allerdings einen Priester.« Mirandas Zähne klapperten, obwohl die Nacht mild war.
Kerry schlug die Augen auf. »Mrs Murphy.«
Die Katze schnurrte. »Es wird schon wieder.«
»Wenn die Kopfschmerzen erst weg sind«, verhieß Pewter.
»Kerry -«
»Harry -« Kerry wollte sich an den Kopf greifen, dabei drehte sie sich auf die Seite und bemerkte, dass sie eine Pistole in der rechten Hand hielt. Sie ließ sie fallen wie ein glühendes Eisen und setzte sich auf. »Au.« Sie umfasste ihren Kopf mit beiden Händen.
»Liebes, Sie sollten sich wieder hinlegen.« Miranda setzte sich neben sie, um sie zu stützen.
»Nein, nein – lassen Sie mich.« Kerry rang sich ein mattes Lächeln ab.
Ein stotternder Motor kündigte Herb an. Er hielt bei der Bank und stieg aus. Noch konnte er die anderen nicht sehen.
»Herbie, wir sind am Vordereingang«, rief Miranda ihm laut zu.
Seine Schritte kamen näher. Er tauchte aus einer dichten grauen Nebelwolke auf. »Was ist hier los?«
»Das wissen wir auch nicht so genau«, antwortete Miranda.
Kerry erklärte: »Mir ist schwindlig und ein bisschen komisch im Magen.«
Herb bemerkte, dass die Tür zur Bank weit offen stand.
Harry sagte: »Die Tür war auf. Ich hab von drinnen telefoniert, aber ich hab mich nicht umgesehen. Da stimmt was nicht.«
»Ja.« Er spürte es auch. »Ich geh rein.«
»Nehmen Sie die Pistole mit«, riet Miranda ihm.
»Nein. Nicht nötig.« Er verschwand in der Bank.
»Sollen wir mitgehen?«, überlegte Pewter laut.
»Nein, ich lass Mutter nicht allein.« Murphy schnurrte weiter, weil sie meinte, die sanften Laute könnten die Menschen beruhigen.
»Ihr seid so liebe kleine Freundinnen.« Kerry streichelte die Katzen, dann hörte sie auf, weil ihr sogar davon flau im Magen wurde.
»Sie haben dich gefunden, und sie haben uns gefunden – das ist eine lange Geschichte.« Harry setzte sich auf die andere Seite von Kerry.
»Herb, was ist passiert?« Miranda erschrak, als er herauskam. Sein Gesicht, aus dem alle Farbe gewichen war, machte ihn zu einer erschreckenden Erscheinung. Er sah aus, als sei ihm so übel wie Kerry.
»Hogan Freely ist ermordet worden.« Er sank schwer auf das Pflaster, fast so, wie ein Kind sich hinplumpsen lässt. »Ich habe ihn mein Leben lang gekannt. So ein guter Mensch – so ein guter Mensch.« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ich muss es Laura sagen.«
»Ich komme mit«, erbot sich Miranda. »Wir können gehen, sobald der Sheriff hier ist.«
»Kerry.« Harry zeigte zitternd auf die Pistole.
Kerrys Stimme bebte. »Ich habe ihn nicht getötet. Ich besitze gar keine Waffe.«
»Kannst du dich erinnern, was
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