Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
sich, ihr Miauen freundlich klingen zu lassen. »Ich schlage vor, dass ihr Feldmäuse fangt und in der Sattelkammer abliefert. Die Menschen erkennen den Unterschied nicht.«
Rodger rieb sich mit der Vorderpfote die Schnurrhaare. Er runzelte die Stirn. Der weise alte Bursche wollte die möglichen Folgen einer solchen Abmachung bedenken. »Es wird eine Zeit lang funktionieren, Murphy, aber wenn die Körner schwinden und die Stallmäusebevölkerung nicht abnimmt, werden die Menschen dahinterkommen, dass etwas nicht stimmt. Ich will nicht, dass Pusskin oder ich gefeuert werden.«
»Das würde Mim nie tun«, vermutete Tucker richtig.
»Das kann ich nur hoffen.« Rodger kannte Katzen, die ihre Arbeit verloren hatten, weil sie träge geworden waren. »Aber selbst wenn sie uns bleiben lässt, holt sie vielleicht noch eine Katze hinzu, und damit will ich mich nicht herumschlagen. Das hier ist mein Stall.«
»Und wenn wir die Stallmäuse bitten, sich nicht zu zeigen?« Mrs Murphy bemühte sich um eine Lösung. »Dann würden die Menschen sie wenigstens nicht sehen. Ihr wisst ja, wie sie sich mit Mäusen anstellen.«
»Sehen ist schlimm genug. Aber die Körner sind es, die mir Sorgen machen«, sagte der besonnene Rodger.
»Können sie nicht mit dem auskommen, was die Pferde auf die Erde werfen? Pferde sind doch so schlampige Esser«, warf Pusskin ein. Keine schlechte Idee für eine beschränkte Mieze, musste Mrs Murphy zugeben.
»Weniger Futter. Mehr Sicherheit«, schnurrte Rodger. »Ein Handel. Ist wohl einen Versuch wert, aber Murphy, warum interessiert es dich, was in Orions Box ist?«
»Sag bloß nicht aus Neugierde«, warnte Tucker.
Mrs Murphy atmete die frische Luft ein. Ihr Kopf fühlte sich so klar an wie die Luft um sie herum. »Ich glaube, das Morden ist noch nicht vorüber, und ich glaube, was immer in Orions Box ist, könnte ein Teil der Lösung sein.«
»Wenn die Menschen sich gegenseitig umbringen, ist das ihre Sache«, fauchte Pusskin, keine große Anhängerin der menschlichen Rasse.
»Aber wenn Mim dadurch in Gefahr gerät?« Mrs Murphy streckte eine Pfote nach Pusskin aus, als wolle sie sie schlagen. »In ihrem Stall ist etwas passiert. Etwas, das mindestens ein paar Jahre zurückliegt. Mickey Townsend richtet mitten in der Nacht eine Pistole auf Coty Lamont. Coty hat in Orions Box gegraben. Mickey lässt ihn das Loch wieder zuschütten, dann bringt er ihn weg. Cotys Wagen war nicht hier. Er ist von irgendwo zu Fuß gekommen, und Mickey ist ihm nachgeschlichen. Ziemlich eigenartig. Am nächsten Tag liegt Coty Lamont tot auf der Ladefläche des Lieferwagens, mit einem Messer im Herzen und einer weiteren Spielkarte drauf, der Pikdame. Das hat Cynthia Cooper meiner Mom erzählt, als sie vorgestern Abend zusammen gegessen haben.« Sie holte Atem.
Pusskin platzte heraus: »Das bedeutet, Mickey ist der Mörder.«
»Vielleicht ja und vielleicht nein. Addie hat ein Kilo Kokain in ihrem Banksafe und sagt, es hat Nigel Danforth gehört.«
»Oh nein!«, riefen Rodger und Pusskin wie aus einem Munde.
»Sie hat es Rick Shaw erzählt. Jetzt hat sie eine schöne Bescherung am Hals.« Tucker war von demselben Drang beseelt wie ihre beste Freundin. »Und ich glaube nicht, dass sie’s ihm gesagt hätte, aber Mom und Mrs Hogendobber haben sie dazu gezwungen. Ich vermute, das ist noch nicht das Ende vom Lied, denn Addie sollte das Kilo bei Linda Forloines abliefern, und was wird Linda tun, wenn sie nicht aufkreuzt?«
»Dann könnte Addie in Gefahr sein?« Rodger hatte Addie gern.
»Jeder könnte in Gefahr sein, vor allem, wenn ich mit dem Geheimnis in Orions Stall recht habe. Was, wenn Mim durch puren Zufall auf die Wahrheit stößt? Ihr könnt eure Besitzerin nicht so einer Gefahr aussetzen. Ich weiß, ihr seid keine Hauskatzen, aber Mim ist anständig und kümmert sich um euch. Und« – Mrs Murphy senkte die Stimme – »was wäre aus euch geworden, wenn sie euch nicht aus dem Tierheim gerettet hätte? Es gibt zu viele Katzen, und egal, wie viel Gutes der Tierschutzverein tut – nun, ihr kennt das ja.«
Nach dieser bitteren Ermahnung blieben die Tiere eine ganze Weile still.
Schließlich sagte Rodger entschlossen: »Es ist eine Ehrenschuld. Für Mim tun wir unser Bestes. Pusskin?«
»Was immer du sagst, Liebster.«
Er blähte die rote Brust auf, schleckte Pusskins hübsches Gesicht ab und sagte dann: »Verhandeln wir also mit den Mäusen.«
Die Mäuse tummelten sich in den Wänden der Sattelkammer. Mim
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