Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
orangerotem Dress mit zwei schwarzen Ringen an jedem Ärmel, sagte: »Er hat sich aufgeführt, als wäre er was Besseres als wir Übrigen.«
Harry lächelte. Der englische Akzent verfehlte nie seine Wirkung.
Als würde er ihre Gedanken lesen, fügte der mittlere Jockey, etwa fünfundzwanzig, hinzu: »Es lag nicht an seinem Akzent, der sich für mich unecht anhörte. Er hat sich aufgespielt, als wäre er der Größte. Und angegeben.«
»Dass er ein besserer Reiter wäre?« Harry wollte es genau wissen.
»Nein«, sagte der Jüngere. »Dass er Addie Valiant heiraten würde. Addie hat was Besseres verdient.«
»Ja, das ist wahr«, stimmte Harry zu.
Jetzt beschloss der älteste Jockey, in dunkelgrünem Dress mit hellblauen Kreisen, zu reden. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Keiner von uns hat ihn gehasst, geschweige denn ihn umbringen wollen, und er war kein unfairer Reiter, das muss man dem Mann zugutehalten, aber er hatte so was Verschlagenes. Wenn man ihm eine Frage gestellt hat, egal was für eine, ist er drumherum getänzelt, als müsste er sich eine Antwort überlegen.«
»Was Addie nur an ihm gefunden hat?«, meinte der Jüngste, die Brauen fragend hochgezogen. Sein schmachtender Tonfall verriet, dass er in Addie verknallt war.
Miranda erwiderte mit ihrer Kummerkastentantenstimme: »Sie hat nicht klar gedacht. Sie wäre schon noch zur Vernunft gekommen.«
»Warum fragen Sie nach Nigel Danforth?«, wollte der ältere Jockey wissen.
Harry sagte rasch: »Wir waren so neugierig wie Sie – wir konnten uns auch nicht erklären, was sie an ihm fand.«
Sie wechselten noch ein paar Worte, dann eilten Harry, Miranda und Tucker zum Führring, wo die Jockeys auf ihre Pferde stiegen, bevor sie auf die Bahn geführt wurden.
Addie, die in diesem Rennen nicht für Mim ritt, sondern für einen anderen Auftraggeber, wurde von Chark geführt. Das Medaillon ihrer Mutter schimmerte an ihrem Hals. Sie hatte den obersten Knopf an ihrem Dress geöffnet. Chark, vor dem Rennen nervös und sowohl wegen Mickey Townsend als auch wegen des Streits mit seiner Schwester verärgert, bemerkte es nicht.
Colbert Mason, die Sanburnes, Fair Haristeen, Arthur Tetrick, Mickey Townsend, Rick Shaw und Cynthia Cooper sowie Hunderte anderer Menschen beobachteten die Pferde. In wenigen Minuten würden sie zum Startband gerufen werden.
Miranda klappte der Kinnladen herunter. »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte sie halblaut.
»Was?« Harry beugte sich zu ihr hin.
»Schauen Sie auf Adelias Hals.«
Harry sah hin. Das Licht tanzte auf der königsblauen Emaille. »Ein Medaillon. Ich kenne es nicht. Muss ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk sein.«
»Kein vorzeitiges Geschenk. Dieses Medaillon würde ich überall erkennen. Es hat Marylou gehört. Sie hat es nach Charleys Tod nie abgenommen. Nicht mal für Kostümfeste. Sie hat ihre Rubine und Diamanten darüber drapiert.«
Harry nahm das Medaillon in Augenschein. »Ah – ja, jetzt wo Sie’s sagen. Ich erinnere mich, dass Marylou das trug.«
Mim starrte über den Führring hinweg ebenfalls auf das Medaillon. Sie griff nach Jims Arm.
Mim, Miranda und Jim begaben sich zu Rick Shaw, zogen ihn fort von der Barriere und von potenziellen Lauschern.
Sobald er sie dazu gebracht hatte, der Reihe nach zu sprechen, hörte er aufmerksam zu. Cynthia Cooper desgleichen.
»Sie wissen nicht, ob es genau dasselbe Medaillon ist. Jemand könnte ihr eine Nachbildung geschenkt haben«, sagte Rick.
»Man braucht es nur umzudrehen.« Mims Lippen waren weiß, so erschüttert war sie.
»Auch wenn es dieselbe Inschrift hat, könnte es eine Nachbildung sein.« Rick blieb bei seinem Gedankengang.
»Es wurde von Cartier extra für Marylou angefertigt.« Mim rang die Hände.
»Ich weiß das zu würdigen. Ehrlich. Nach den Rennen können wir Adelia bitten, das Medaillon abzunehmen, damit Sie es alle näher in Augenschein nehmen können, und sie kann uns sagen, woher sie es hat.« Rick hoffte, das Medaillon werde Aufschlüsse geben, aber er musste zusehen, dass Marylous alte Freundinnen Ruhe bewahrten. Er wollte ruhig und besonnen an dieses Beweisstück herangehen.
»In dem Moment, wo das Colonial-Cup-Rennen gelaufen ist.« Mim hatte einen flehenden Ton, sehr ungewöhnlich bei ihr.
»Das verspreche ich«, sagte Rick entschieden.
Das Signal rief die Teilnehmer vom Führring zur Bahn.
Harry, Mrs Hogendobber, die Sanburnes und Tucker rannten zu den Tribünen. Die Pferde nahmen Aufstellung, das Startband schnellte
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