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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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sie die Supremes nicht mehr gehört hatten, seit Odettes Mutter tot war. Sie drängte Minnie McIntyre in der Nähe des Hochzeitsbogens in die Enge und machte ihr zeternd eine Riesenszene wegen der fehlerhaften Vorhersagen, die ihr Orakel getroffen hatte. Sie kreischte: »Wo ist mein perfekter Tag, verdammt?!« Ihr Mann und ihre Töchter mussten sie zurückhalten, während Miss Minnie nach der Polizei, dem Bräutigam, der Braut und dem Blumenmädchen eilig in der rosa Wolke verschwand.
    Anstatt sich noch länger bei Häppchen und getuscheltem Klatsch in Garden Hills herumzudrücken, beschlossen Odette, Barbara Jean und Clarice zu Rippchen und lautstarkem Klatsch ins All-You-Can-Eat zu gehen. Sie blieben aber noch so lange vor Ort, bis James, nun mit seiner Polizeimütze auf dem Kopf, Auskünfte von einem der Polizisten eingeholt hatte, die Clifton verhaftet hatten. Dann gingen sie schweigend zu ihren Autos, und jeder versuchte, das soeben Erlebte etwas zu verdauen.
    Sie hatten bereits den Parkplatz erreicht, als Barbara Jean das Schweigen brach und sagte: »Tja, da sieht man wieder mal, was passiert, wenn man nicht in einer Kirche heiratet. Das musste ja schlecht ausgehen.«
    Clarice warf ein: »Nein, das passiert, wenn man töricht genug ist, auf Minnie McIntyres Rat zu hören.«
    »Nein, so was passiert«, erklärte James, »wenn der Bräutigam dumm genug ist, seiner stocksauren Exfreundin eine Hochzeitseinladung zu schicken, obwohl die weiß, dass in Louisville ein Haftbefehl wegen Drogenbesitzes und schweren Diebstahls gegen ihn besteht. Einer der Kollegen hat eben gesagt, dass ein Mädchen namens Cherokee gestern Abend auf die Polizeiwache spaziert kam, mit der Einladung wedelte und sagte: ›Wenn Sie einen flüchtigen Kriminellen fassen wollen, dann kann ich Ihnen sagen, wo Sie ihn morgen um drei finden werden.‹«
    Clarice blieb auf der Stelle stehen und prustete los. Lachend sagte sie: »Sharon tut mir wirklich leid. Aber ich muss mir schon das Kichern verkneifen, seit Florence von dieser Biene gestochen wurde.«
    Damit war der Damm gebrochen. Barbara Jean stimmte in Clarices Gelächter mit ein, bis ihr die Tränen kamen. Richmond giggelte hinter vorgehaltener Hand und hielt sich mit der anderen den Bauch.
    Doch sie alle hörten abrupt auf zu lachen, als sie sahen, dass Odette zusammensackte und von James gestützt werden musste. Wie in Zeitlupe sanken die beiden gemeinsam zu Boden. Odette schien nur noch halb bei Bewusstsein zu sein. Und James sah noch mitgenommener aus als sie, als er ihren Namen rief.
    Clarice und Barbara Jean eilten an Odettes Seite und sahen, dass ihre Augenlider zuckten. Bevor sie vollends das Bewusstsein verlor, murmelte Odette noch etwas. Sie hätten schwören können, es war: »Verschwinden Sie, Mrs Roosevelt.«

35
    Ich stand da und lachte und heulte und bereitete mich innerlich darauf vor, Mitleid mit Veronica vorzuspielen, als die Luft um mich herum plötzlich milchig wurde. Dann saß ich auch schon auf dem Asphalt. Alle außer Mama und Mrs Roosevelt, die beide aufgetaucht waren, sobald die Luft flüssig geworden war, bewegten sich nur noch in Zeitlupe und verschwammen langsam. Ich sagte Mrs Roosevelt, sie solle verschwinden, aber sie warf mir bloß einen besorgten Dackelblick zu und kam immer näher.
    Dann war ich auf der Intensivstation. Sechs Tage lang lag ich dort, weder wirklich wach noch wirklich schlafend. Ich hatte keine Schmerzen. Ich hatte keine Angst. Und, weiß Gott, ich war nicht einsam, nicht bei dem nicht abreißen wollenden Strom von Besuchern, die kamen und gingen. James, mein Pfarrer, die anderen Supremes und Richmond, mein Arzt und die Krankenschwestern, um nur einige davon zu nennen. Und das waren bloß die Lebenden. Manchmal war das Zimmer bis zum Bersten voll mit Mama, Eleanor Roosevelt, Big Earl, Miss Thelma und vielen anderen Freunden aus der Geisterwelt.
    Meistens fühlte ich mich müde, und mir war brennend heiß, heißer, als es mir jemals zuvor gewesen war, selbst als ich damals zu Beginn meiner Krankheit nachts diese Schweißausbrüche gehabt hatte. Ich verspürte das starke Bedürfnis, meinen müden Körper abzuschütteln, als wäre er ein schwerer, kratziger Wollmantel, und ihn dann mit einem leichten, angenehm kühlen Gefühl zurückzulassen.
    Manchmal klarte die Luft um mich herum auf, und ich murmelte ein paar Worte. James war jedes Mal da und antwortete mir. Er blickte mich lächelnd in meinem Bett an und sagte: »Na? Ich wusste, du würdest

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