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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Leaning Tree zu sein, aber es kann doch nicht so einfach sein, oder? Das zu tun, was man will, nur weil es sich gut anfühlt? Meine Mutter sagte immer: ›Glück ist das erste Zeichen dafür, dass man falsch lebt‹.«
    Mama, die zuhörte, stöhnte: »Ich habe Clarice immer gemocht, aber jetzt in diesem Moment würde ich sie am liebsten windelweich prügeln. Weiß sie denn nicht, welch ein Glückspilz sie ist, diesen gutaussehenden Mann, der nach ihrer Pfeife tanzt, auf Abruf zur Verfügung zu haben? Sie soll mit diesem blöden Gejammer aufhören und lieber einen Ratgeber darüber schreiben, wie sie das gemacht hat. Da draußen gibt es ungefähr eine Milliarde Frauen, die gutes Geld dafür bezahlen würden, wenn man ihnen beibrächte, wie man in Clarices Position kommt. Dein Vater war ein guter Mann. Aber wenn ich ihn hätte haben können, wann immer ich will, um ihn danach einfach wegzuschicken … Dann wäre ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, Gott für diese Situation zu danken, als dass ich auch einen Gedanken daran verschwendet hätte, ob ich damit eine Sünde begehe. Arme Clarice, ihre Mutter hat sie echt verkorkst.«
    Wenn man bedachte, welche seltsame Eigenart meine Mutter mir vererbt hatte, konnte ich nicht anders als an das berühmte Glashaus und die Steine zu denken. Aber aus Respekt sagte ich nichts.
    Clarice gestand mir außerdem, dass sie versucht hatte, die Hochzeit meiner Tochter Denise zu übertrumpfen, als sie vor zehn Jahren die Vermählung ihrer eigenen Tochter plante. Sie sagte, das schlechte Gewissen darüber habe sie geplagt, seit sie begonnen hatte, Veronica dabei zu helfen, diese Katastrophe von einer Hochzeit für die arme Sharon auf die Beine zu stellen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mich aufgesetzt und zu ihr gesagt: »Erzähl mir doch mal was, was ich noch nicht weiß, wie wär’s?« Und dann hätte ich noch gesagt: »Wir sind schon zu lange befreundet, als dass wir uns über so einen belanglosen Quatsch Gedanken machen müssten, Schwester. Also vergiss es einfach.«
    Richmond kam später an diesem Tag vorbei und zeigte die Seite an sich, die schon Clarice – und so viele andere Frauen – zum Schmelzen gebracht hatte. Er machte Witze und erzählte Anekdoten, bis er James ein echtes Lächeln entlockt hatte. Dann scheuchte er meinen Mann praktisch aus dem Zimmer, genauso wie es Clarice zuvor getan hatte, indem er darauf bestand, dass James etwas zu Abend aß.
    Als wir allein waren, legte Richmond seine Beichte ab. Und ich kann sagen, wenn Richmond Baker anfing, die genaueren Umstände der Fehltritte, die er sich erlaubt hatte, aufzuzählen, dann kam da einiges zusammen. Die Toten, Mama und Mrs Roosevelt, genauso wie die fast Toten, meine Mitpatienten aus den anderen Betten der Intensivstation, konnten gar nicht genug von ihm bekommen. Sie lachten schallend und kicherten beschämt, als Richmond einige der fleischlichen Sünden beichtete, die er begangen hatte. Mama war stiller, als ich sie je erlebt hatte und brachte bloß gelegentlich ein »Oh mein Gott!« heraus. Mrs Roosevelt holte einen Tüte Popcorn aus ihrer riesigen, schwarzen Kroko-Handtasche und fing an zu mampfen, als sei sie im Kino. Dann und wann schnaubte einer missbilligend, aber alle blieben da, um auch ja kein Detail zu verpassen.
    Als Richmond eine Reihe der schmutzigsten Geschichten erzählt hatte, die mir je zu Gehör gekommen waren, tätschelte er mir die Hand und sagte mir, dass er sich eine Welt ohne mich nicht vorstellen könne. Ich war sehr gerührt. Dann folgte noch eine letzte Beichte. Er sagte mir, dass er viele Jahre schreckliche Angst vor mir gehabt hatte, was mich noch mehr freute.
    Zum Schluss sprach er noch über Clarice. Er redete davon, wie sehr er sie liebe und dass er nicht weiterleben könne, wenn sie nicht wieder nach Hause käme. »Ich liebe sie so sehr, Odette. Ich weiß nicht, warum ich all diesen Mist mache. Vielleicht ist es eine Sucht, wie Alkohol oder Kokain.«
    Mama hielt die Suchttheorie für eine billige Ausrede. Sie hatte noch nie viel Nachsicht gehabt mit der »Nabelschau von Schürzenjägern«, wie sie es ausdrückte. Mama zog Richmond mit der Wasserpfeife, die sie sich gerade mit Mrs Roosevelt teilte, eins über – er spürte es nicht – und sagte: »Schnauze! Du bist nicht süchtig, sondern bloß ein geiler Bock, du alter Schweinepriester. Odette, sag ihm, er ist ein Mistköter und dass er gefälligst einen Unterwäschekatalog mit ins Bad nehmen und sich selbst darum

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