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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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anderen Supremes und sie selbst als junge Mädchen. Wenn sie auftauchten, gab sich Barbara Jean ganz der Vergangenheit hin und ließ ihren alkoholbenebelten Geist von ihrer Wucht mitreißen, als wäre er gefangen in der Strömung unter der Oberfläche des gefrorenen Flusses, von dem sie nun jede Nacht träumte.
    Lester fragte Barbara Jean am ersten April 1968, ob sie ihn heiraten wollte. Zuerst dachte sie, er mache bloß Spaß.
    Lester hatte die Supremes, Richmond und James zum Abendessen ausgeführt. Da es ein Montag war, wurde der Abend nicht lang. James musste am nächsten Morgen früh arbeiten, die Mädchen zur Schule.
    Barbara Jean wurde an diesem Abend als letzte von ihm zu Hause abgesetzt. Lester hielt vor Big Earls und Miss Thelmas Haus, und sie wartete darauf, dass er aus dem Wagen sprang, um ihr die Tür aufzuhalten, wie er es immer tat. Aber Lester blieb sitzen und blickte starr nach vorne, während der Motor des Cadillacs weiter brummte. Also sagte sie: »Dann gute Nacht, Lester«, und langte nach dem Griff, um die Tür aufzumachen.
    Da legte ihr Lester eine Hand auf die Schulter und sagte: »Eine Minute noch, Barbara Jean. Ich würde dir gern noch etwas sagen.« Er ließ seine Hand auf ihrer Schulter ruhen – so viel körperlichen Kontakt hatten sie noch nie gehabt – und fing an zu sprechen.
    »Barbara Jean«, sagte er, »ich habe mich sehr bemüht, mich wegen dieser Sache hier nicht zum Narren zu machen, aber ich bin sicher, mittlerweile weißt du, dass ich Gefühle für dich habe.«
    Sie rechnete damit, dass er gleich grinsen und »April, April!« rufen würde. Aber er fuhr mit ernstem Gesicht fort, und ihr wurde in einer Mischung aus Angst und Interesse klar, dass er es ernst meinte.
    »Du hältst mich wahrscheinlich für einen alten Mann …«
    »Nein, das tu ich nicht, Lester«, unterbrach sie ihn.
    »Das ist in Ordnung. Du bist jung. Als ich in deinem Alter war, dachte ich, zweiundvierzig sei uralt. Aber die Sache ist die: Zweiundvierzig ist gar nicht so alt. Und du kamst mir immer wie jemand vor, der reif ist für sein Alter. Also habe ich gedacht, dass wir beide vielleicht mehr Zeit miteinander verbringen könnten.«
    Als sie nichts erwiderte, fügte er hinzu: »Nur damit du mich richtig verstehst, ich rede nicht davon, nur herumzuspielen oder so. Ich rede davon, dass wir, du und ich, richtig zusammen sind. Was ich will, ist eine Frau, Barbara Jean.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Also nickte sie nur und dachte: Oh Mann, Clarice hatte recht.
    »Du bist in ein paar Monaten mit der Schule fertig, und vermutlich hast du schon drüber nachgedacht, was vor dir liegt.«
    Damit hatte Lester unrecht. Obwohl Barbara Jean dazu erzogen worden war, immer nach einer guten Gelegenheit Ausschau zu halten – »Eine Frau muss vorausdenken, wenn sie es in dieser Welt zu irgendetwas bringen will«, hatte ihre Mutter immer gesagt –, hatte sie nichts getan, nur versucht, nicht an die Zukunft zu denken. Und das seit dem Tag, an dem sie Chick Carlson zum ersten Mal im Gang des All-You-Can-Eat geküsst hatte. Und es fiel ihr immer schwerer, nicht über ihre Zukunft nachzudenken. Praktisch jede Nacht flüsterte ihr Chick seine Träume ein, wenn sie in seinem Bett lag und den Kopf an seine Brust schmiegte. Chick hatte von Städten gelesen, wo sie zusammensein konnten. Bei ihm klang alles so leicht, so möglich. Sie würden einfach durchbrennen, in eines der gelobten Länder, in denen gemischte Ehen erlaubt waren, vielleicht nach Chicago oder Detroit, und alles wäre perfekt. Barbara Jean wollte mit ihm träumen, aber da wo Chick sich geringfügige Komplikationen vorstellte, die sich mit vereinten Kräften ganz einfach aus dem Weg räumen ließen, sah Barbara Jean die unüberwindbaren Hindernisse von Rassendiskriminierung, Dummheit und Wut. Also ließ sie Chick zwar von einer idyllischen gemeinsamen Zukunft schwärmen, aber sie blendete seine Worte aus und hörte bloß auf das Geräusch seines Herzschlags.
    Lester fuhr fort: »Ich will bloß, dass du mich in deine Überlegungen mit einbeziehst. Ich verfüge über ein ordentliches Vermögen. Und wenn sich die Dinge so entwickeln, wie ich glaube, werde ich bald noch viel mehr Geld haben. Ich könnte auf jeden Fall für dich sorgen und dir alles geben, was du dir wünschen magst. Nicht dass ich versuchen will, dich zu kaufen, oder so. Ich dachte nur, du solltest wissen, dass ich gut für dich sorgen kann. Ich könnte dir sogar Ballard House kaufen und es für

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