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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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hatte.
    Clarice legte die Hand an seine Brust und stieß ihn von sich. Sie schubste ihn fester, als sie gewollt hatte, und einen Moment lang verlor er das Gleichgewicht. Es erschreckte sie, wie gut es sich anfühlte, ihn taumeln zu sehen, kurz davor mit dem Hintern voraus auf den gläsernen Couchtisch zu fallen.
    Sie sagte: »Entwickel dich weiter, Richmond. Was ich will ist, dass du dich weiterentwickelst .«
    Er fing wieder an herumzutigern, diesmal aber hektischer. »Ich begreife es nicht! All die Jahre, und jetzt wirfst du mir das vor. Du hattest genug Zeit, was zu sagen, wenn du so unglücklich warst. Das ist dein Problem, Clarice.« Und etwas sanfter fügte er an sich selbst gerichtet zu: »Das ist nicht mein Fehler.«
    Sie konnte sehen, wie es in ihm ratterte, während er einen Weg aus dieser Situation suchte. Als ihm nichts einfiel, um die Sache umzubiegen, setzte er auf Wut. Er stakste auf sie zu und beugte sich über sie, so dass sein kantiges Kinn nur Zentimeter von ihrer Nase entfernt war. Mit heißem Atem sagte Richmond zu seiner Frau: »Und eins sag ich dir, Clarice, ich zieh hier nicht aus. Das ist genauso mein Haus wie deines. Mehr sogar, weil ich es bezahlt habe. Also, denk lieber noch einmal über diese Dummheit nach.«
    Er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust und richtete sich auf. Er wirkte zufrieden darüber, seinen Standpunkt erfolgreich klargemacht und sie mit diesem Trotzanfall in ihre Schranken gewiesen zu haben.
    Da verließ Clarice einfach das Wohnzimmer und ging zur Treppe, die zu ihrem Schlafzimmer hinaufführte. Sie sagte: »Das geht in Ordnung, Richmond. Du kannst gerne hierbleiben. Ich gehe.«
    Noch in dieser Nacht, nachdem sie bei Odette die Schlüssel abgeholt hatte, trug Clarice einen Koffer voll Kleidung und eine Kosmetiktasche durch die Tür von Mr und Mrs Jacksons altem Haus in Leaning Tree. Nachdem zwei Tage später auch noch ihr Klavier geliefert worden war, weihte Clarice diese neue Phase ihres Lebens mit der melancholischen und zugleich kraftvoll-freudigen Beethoven-Sonate »Les Adieux« ein und ließ sich von der zweiten Liebe ihres Lebens versichern, dass sie das Richtige getan hatte, indem sie ihre erste verließ.

23
    Trotz ihrer Bitten bestanden Clarices Eltern weiterhin darauf, dass Odette bei allen Verabredungen ihrer Tochter während ihres Abschlussjahres an der Highschool die Anstandsdame spielte. Barbara Jean hatte so wenig Interesse an Verabredungen mit Jungs, wie diese erpicht darauf waren, mit ihr auszugehen. So erschien es damals wenigstens. Also kam sie einfach oft mit, um Odette Gesellschaft zu leisten. Von Clarices Warte aus war die Situation erträglich, solange bloß die Supremes und Richmond zusammen ausgingen. Richmond, der einzige Mann in einer Gruppe weiblicher Wesen, genoss es, den Eindruck zu vermitteln, er unterhielte einen Harem. Und Odette und Barbara Jean waren gut darin, Clarice immer einige Zeit mit Richmond allein zu lassen. Doch dieses Arrangement wurde über den Haufen geworfen, als Barbara Jean anfing, Clarices Einladungen auszuschlagen, um mehr Zeit mit Chick zu verbringen. Sie behauptete, mehr Stunden im Friseursalon übernommen zu haben, und zog sich aus dem Vierergespann zurück.
    Also schleppte Richmond wieder James mit zu den Verabredungen. Damit waren die langen Ausgehnächte beendet, und stattdessen wurden die Gespräche über Humuserde wieder aufgenommen. Selbst zu den seltenen Gelegenheiten, an denen Clarice einen späteren Zapfenstreich zugestanden bekam – normalerweise als Belohnung für eine lobende Besprechung eines ihrer Klavierkonzerte oder um ihrem unablässigen Betteln ein Ende zu setzen –, war die Anwesenheit des schläfrigen James die Garantie dafür, dass der Abend dennoch ein kurzer wurde. Schließlich, nach einem Abend zu viel, an dem sie vor zehn nach Hause kam, sprach Clarice ein Machtwort und verlangte, dass Richmond jemanden fand, der so lange wachbleiben konnte, wie es sich für einen Erwachsenen gehörte. Da fing Richmond damit an, Ramsey Abrams als Odettes Begleitung mitzunehmen.
    Ramsey war eine Nachteule, aber er war auch ein echter Schwachkopf. Odette verbrachte die Abende, die sie mit ihm verbringen musste, damit, sich grausam über das hirnlose Geschwafel lustig zu machen, das aus seinem Mund kam. Falls Ramsey überhaupt bemerkte, dass sie ihre Krallen an ihm wetzte, begnügte er sich wohl damit es zu ignorieren, um die Gelegenheit zu bekommen, ein paar Stunden lang Odettes Brüste zu

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