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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Clarice schlug vor, auf dem Weg zurück noch an einer einsamen Stelle am Fluss anzuhalten.
    Die Planungen für den Abend waren beinahe abgeschlossen, als Odette explodierte. »Was zur Hölle ist los mit dir, James Henry?« Sie beugte sich zu ihm hinüber, bis ihre Nasen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. »Ich bin es so was von leid, von dir angeglotzt zu werden, als würde mir gleich ein zweiter Kopf wachsen. So seh ich aus, James. Wenn dir das nicht gefällt, dann geh und starr jemand anderen an.« Dann lehnte sie sich wieder auf ihrem Stuhl zurück. »Also, hast du was dazu zu sagen? Oder willst du mich weiter nur anglotzen?«
    James schaute erst überrascht und dann verlegen. Er wich Odettes Blick aus und starrte ein paar Sekunden lang auf die Tischplatte. Dann sagte James: »Ich liebe dich. Und ich finde, wenn du dich mal verheiratest, dann sollte es mit mir sein.«
    »Was?«, riefen Odette, Richmond und Clarice wie aus einem Mund.
    Er sagte es noch einmal: »Ich liebe dich, Odette, und ich finde, wenn du dich mal verheiratest, dann sollte es mit mir sein.«
    Richmond warf entrüstet beide Hände in die Luft. Er stöhnte: »Ich schwöre bei Gott, Clarice, das ist nicht , was ich ihm geraten habe zu sagen.«
    Odette sah James mit zusammengekniffenen Augen an. Clarice wusste, dass Odette dachte, er mache sich über sie lustig.
    Aber James saß einfach da und sah sie immer noch an. Nur jetzt mit einem Grinsen im Gesicht, als wäre er stolz darüber, dass er endlich gesagt hatte, was er dachte.
    In diesem Moment, an ihrem Tisch im All-You-Can-Eat , sah Clarice Odette zum ersten und zum letzten Mal in ihrer langen Freundschaft sprachlos. Als Clarice beobachtete, wie Odette James noch eine Weile musterte, sah sie sie zum ersten Mal, diese Zärtlichkeit in ihrem Gesicht. Die argwöhnischen Falten auf Odettes Stirn glätteten sich, ihr Kinn entspannte sich, und die Mundwinkel bogen sich ein klein bisschen nach oben. Clarice wurde klar, dass sie an diesem Abend Zeugin von mehr als nur einem ungewöhnlichen Anblick geworden war. Sie hatte auch etwas gesehen, vor dem Odette Angst hatte. Die ganze Zeit über hatte ihre taffe Freundin Angst gehabt, dass dieser Junge mit der Narbe im Gesicht sie nicht so lieben könnte wie sie ihn.
    Odette hatte genug Filme gesehen und Clarice oft genug von Richmond schwärmen hören, um zu wissen, dass es bestimmte Dinge gab, die eine junge Frau in solch einer Situation sagen sollte. Sie bemühte sich sehr, sich an eines dieser Dinge zu erinnern, aber ihr fiel nichts davon ein. Mit trockenem Mund und rasendem Puls spürte sie den Anflug von etwas, das sie für Panik hielt. Doch als sie James’ zufriedenes Lächeln sah, beruhigte sie die Gewissheit, dass er kein Mann war, der je langatmige Beteuerungen und großartige Liebeserklärungen von ihr erwarten würde. Und das weckte in ihr den Wunsch, die Arme um ihn zu schlingen und ihn festzuhalten, bis er sie anbettelte ihn loszulassen.
    Odette legte ihre Hand auf die von James und nickte ein paar Mal mit dem Kopf. Dann sagte sie: »Gut, James, dann sind wir uns ja einig.«

24
    Es war Barbara Jean klar, dass es nichts mit ihr zu tun hatte, dass Clarice Richmond verlassen hatte und nach Leaning Tree zurückgekehrt war; es war seit langem zu erwarten gewesen. Trotzdem fühlte es sich an wie ein weiterer Baustein in der Verschwörung, in die die ganze Welt gegen sie verwickelt war; ein finsteres Komplott, um sie zurück in die Vergangenheit zu zerren und dort festzuhalten. Da waren sie also, die Supremes, wieder in Leaning Tree versammelt, in demselben Haus, in dem sie vierzig Jahre zuvor geredet, gelacht und zu den Platten auf Odettes pink-lila Plattenspieler gesungen hatten.
    Wenn sie auf dem Weg von oder zu Odettes altem Haus war, in dem nun Clarice lebte, sah Barbara Jean überall um sich herum das Leaning Tree ihrer Kindheit, statt dem, das heutzutage existierte. Aus dem Augenwinkel heraus erspähte sie markante Punkte, die bereits seit Jahrzehnten nicht mehr da waren – Abraham Jordans Anwaltskanzlei, den Ramschladen, in dem ihre Mutter ihre Kosmetik gekauft hatte, die Schreinerei, die Odettes Vater damals gehörte. Alles das war da, wahrhaftiger als die großen Häuser und die hübschen überteuerten Boutiquen, von denen sie ersetzt worden waren. Bis sie blinzelte und die Vergangenheit wieder verschwand.
    Auch die Menschen von damals besuchten sie weiterhin: Lester, Adam, Loretta, Chick, Big Earl, Miss Thelma, die

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