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Muckefuck

Muckefuck

Titel: Muckefuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lentz
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Hügel märkischen Sandes auf, von den Jungenten beäugt. Auf einer ausgehobenen Stalltür mixten sie Zement und Kies, ich schleppte Wasser, und Onkel Hubert glättete bald die erste Schicht. Als zweite Schicht kam Maschendraht hinein, damit der Zement bei Frost nicht Risse zog. Dann die dritte Schicht, wieder dicker Beton, und am Schluss übernahm der kräftige Onkel es, in Feinarbeit die wasserdichte Glattschicht aus fettem Zement aufzutragen: Binnen eines Tages war das Meisterwerk vollendet, ein Entenswimmingpool, damals Pfuhl genannt, Größe zwei mal anderthalb Meter, an der tiefsten Stelle fünfzig Zentimeter tief, mit einer Rampe, auf der die Enten ins Wasser watscheln konnten.
    Sie taten es zu früh, noch bevor das Wasser eingelassen war, und ewig behielt der Beton ein paar Abdrücke von Entenfüßen. Mit Schwimmhäuten.
    Erst zwei Tage später, die Männer waren längst wieder an ihre kriegswichtigen Posten geeilt, bewässerten Großmutter und ich die Schwimmanstalt, Großmutter lockte »Wulle, wulle, wulle«, und die Enten rannten begeistert insWasser. Mit fünf Sack Zement war eines unserer Hauptprobleme aus der Welt geschafft. Enten hatten wir sogar in der Schule durchgenommen, und in meinem alten Lexikon stand: Enten (Anatinae), Unterfamilie der Zahnschnäbler aus der Ordnung der Schwimmvögel, sind Vögel mit kurzem Leib, dickem Kopf, mittellangem, auf der Firste gewölbtem, an den Rändern scharf bezahntem Schnabel mit kleinem Bürzel, kurzem oder mittellangem Hals, mittelgroßen, schmalen, spitzigen Flügeln, kurzem, breitem Schwanz und weit nach hinten gestellten, niedrigen, bis zur Ferse befiederten Füßen mit großen Schwimmhäuten und schwachen Krallen. Die Männchen tragen ein buntes Hochzeitskleid.
    Ich las das Großmutter vor. »Quatsch«, sagte sie. »Bei uns nicht. Wir haben Essenten.«
    Davon stand in keinem Buch etwas, es sei denn, die Hausente Anas boschas domestica war gemeint, aber auch sie sah bunt aus im Lexikon, während unsere Enten weiße Federn bekamen und behielten, auch die Erpel. Erst Othmars Mutter, von unseren Reden über den Ententeich angelockt, stellte fest: »Es sind Pekingenten.« Chinesen also, und Othmar und ich malten uns aus, wie die Ahnen unserer Speiseenten in Palästen gelebt hatten, gehätschelt von Mandarins mit Zöpfen, und gelegentlich von Chinakaisern verzehrt. Unsere Vorstellung von China entsprach etwa dem, was wir aus einer Nachmittagsvorstellung von Madame Butterfly mitbekommen hatten, einer entenfreien Aufführung übrigens.
    Unsere Pekingenten fuhren mit ihren Schnäbeln in dem mühsam von uns beschafften Futter umher und vertilgten Unmengen. Manches warfen sie in ihren Pfuhl, fischten es wieder heraus, aber nach drei Tagen schafften sie es jedes Mal, eine Schlammschicht in den unteren Regionen zuverursachen, die uns zwang, den Pfuhl auszuschöpfen und neues Wasser einzulassen. Es war eine Heidenarbeit mit diesen Schwimmvögeln, Othmar sah ich kaum mehr. Winnetou vergaß seine Silberbüchse.
    »Was machst du denn den ganzen Tag?«, fragte Othmar. Ich wies auf die zwei verschiedenen Handschuhe, die ich trug. »Brennnesseln rupfen«, sagte ich. Othmar sagte: »Mein roter Bruder möge mir verzeihen, wenn ich das nicht verstehe.« Ich verzieh ihm und radelte am selben Nachmittag einen weiteren Sack Kleie nach Hause, den Ede auf dem Tauschweg organisiert hatte.
    Großmutters Zimmerchen diente nun als Fouragierzentrale. Von hier aus schickte sie Postkarten an ländliche Verwandtschaft, von der ich noch nie etwas gehört hatte, aber sie war weit verteilt über Uckermark und Mecklenburg, bis nach Hinterpommern reichten unsere Verbindungen. Es gab sogar einen Onkel Willi Kaiser, der einen großen Hof besitzen sollte, irgendwo in der Nähe der Schnellzugstation P., einen Onkel, mit der Würde eines Ortsbauernführers bekleidet.
    Onkel Willi schickte als Erster ein Dreißigkilopaket mit Hafer, und auch von anderen Verwandten kamen Pakete und Päckchen.
    »… das reicht doch nicht hin und nicht her«, sagte Großmutter. »Ich muss mir was einfallen lassen.«
    »Was denn?«
    »Dämlack, so schnell jeht dat nich.«
    »Worüber streitet ihr denn schon wieder«, sagte Minnamartha, die, glänzend erholt, nach ihrer Petroleumkur, jetzt giftgrüne und rosa Fondants auf Zuckerkarte schleckte. Großmutter sah sie an. »Minnamartha, du könntest zu Willi reisen.«
    »Ich, zu Willi?«
    »Mir ist da son’n Jedanke jekommen.« Großmutter entwickelte einen kühnen Plan. Im

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