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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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Wagen überhaupt nicht berührt. Ich habe ihn höchstens mit dem Hinterteil angestoßen.«
    »Ich kann nichts sehen, aber das Licht ist auch schlecht«, erklärte er beinahe enttäuscht. »Geben Sie mir Namen und Adresse.«
    Das durfte nicht passieren. Das war Wahnsinn. Wir mussten den Wagen loswerden, ohne aufzufallen. Plötzlich erinnerte ich mich an die Taschenlampe.
    »Nehmen Sie die. Ich habe Ihre Tür nicht berührt.«
    Als er die Taschenlampe entgegennahm, schaute er mich eindringlich an, und ich sah, wie flüchtiger Abscheu über sein Gesicht huschte. Mein erster Gedanke galt meinen Narben, aber dann zeigte er auf mein linkes Auge. »Sie bluten.«
    Ich betastete meine Schläfe und entdeckte einen kleinen dunklen Fleck auf meinem Handschuh.
Der Ast! Der Ast, gegen den ich im dunklen Garten gelaufen war!
    Er ging zurück zu seinem Auto und leuchtete minutiös den Lack an der Fahrertür ab. Er machte keine Anstalten, sich zu beeilen, während Mum und ich vollkommen ratlos auf dem dunklen, windgepeitschten Parkplatz standen.
    »Haben Sie immer eine Taschenlampe bei sich?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    Mein Gesicht brannte, als mir mein unglaublicher Fehler bewusst wurde. Ich hatte ihm die Taschenlampe einfach gegeben! Welches Mädchen trug so etwas bei sich? Vor allem, wenn sie ins Restaurant wollte? Entsetzt schaute ich zu Mum, doch sie drückte beruhigend meinen Arm.
    Als er sich zum Heck seines Wagens bewegte, löste sich Mum plötzlich von mir und marschierte kühn auf ihn zu.
    »Das ist doch lächerlich!«, rief sie. »Die Fahrertür ist hier, nicht da hinten! Geben Sie mir die Taschenlampe! Wir haben keine Zeit für diesen Unsinn!«
    Er gab sie ihr und bedachte sie mit einem verächtlichen, arroganten Lächeln.
    »Ihrem kostbaren Wagen ist nicht passiert! Vielleicht reagiert Ihre Alarmanlage einfach zu empfindlich.« Sie ergriff wieder meinen Arm, und wir wandten uns zum Restaurant.
    »Hey!«, rief er. »Wo wollen Sie hin? Geben Sie mir Ihren Namen!«
    Mum schoss herum. »Wir haben Ihr blödes Auto nicht beschädigt, Schluss, aus!«
    Wir gingen entschlossen weiter, bis wir fast die Tür erreicht hatten. Drinnen sah ich die Schlange der Leute, die auf einen Platz warteten. Ein Mädchen, das ich aus der Schule kannte, bot einer Gruppe japanischer Geschäftsleute mit Papiermützen einen Brotkorb an. Wir wollten nicht hinein – dadurch würde die Gefahr, bemerkt zu werden, nur noch größer. Ich sah über die Schulter. Der Mann stand mit dem Rücken zu uns und untersuchte erneut die Autotür.
    »Beobachtet er uns?«, meinte Mum.
    »Nein.«
    Sie überzeugte sich davon und zog mich in den dunklen Durchgang neben dem Restaurant. Wir mussten nur bis zum Ende gehen, dann würden wir auf eine andere große Straße gelangen. Ein paar hundert Meter weiter lag der Bahnhof, wo wir uns ein Taxi nehmen konnten.

27
    Mum und ich waren völlig überdreht, als wir nach Hause kamen, und voller Euphorie, weil wir den Wagen des Einbrechers endlich losgeworden waren, der nun nicht mehr wie ein böses Omen neben dem Haus lauerte.
    Wir saßen im Wohnzimmer und ließen unser Abenteuer wieder und wieder Revue passieren – wie wir den Lichtschalter nicht gefunden hatten, wie wir beinahe im Graben gelandet waren, auf dem Parkplatz die Alarmanlage ausgelöst und mit dem »Geländewagen-Typen« gestritten hatten.
    »Du warst super, Mum«, sagte ich. »Wie du dich behauptet hast! So habe ich dich noch nie erlebt – so furchtlos. Du warst ein völlig anderer Mensch!«
    Mum sagte nichts, aber ich spürte, dass sie stolz war und vielleicht auch ein bisschen überrascht, weil sie uns aus einer so schwierigen Situation gerettet hatte.
    »Ich meine«, fuhr ich fort, »der Typ hat mir wirklich Angst eingejagt! Er sah aus wie ein Gangster. Ich wollte schon weglaufen!«
    »Das muss gefeiert werden«, sagte Mum und holte eine Flasche Wein aus der Küche. Sie trank drei Gläser, während ich mich noch am ersten festhielt, und öffnete, bevor ich protestieren konnte, die nächste Flasche.
    Wir waren wie Sportler einer siegreichen Mannschaft oder Schauspieler nach einem Auftritt, die nach der intensiven Erregung nicht abschalten können. Mum konnte sich vor Lachen kaum halten, als ich ihre Begegnung mit dem Geländewagen-Typen nachspielte und ihren gebildeten Akzent gnadenlos übertrieb: »Wir haben keine Zeit für diesen
Unsinn
! Wir haben Ihr
blödes
Auto nicht beschädigt, Sie
blöder
kleiner Mann!«
    »Aber dein Spruch war am besten«,

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