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Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins

Titel: Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elton Alexander Duszat
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!?« So, ich sag es an dieser Stelle jetzt noch mal: An diesem Abend hat sich nur einer verarscht. Nämlich Ede Stoiber sich selbst.
    Naja, aber offenbar befürchtete man Verarschung. Ich muss zugeben, diese Befürchtung war nicht unbegründet. Denn nachdem der Spaßvogel aus Bayern so sensationell vorgelegt hatte, wollte ich bei der SPD mein Bestes geben und auch ein bisschen für lustige Stimmung sorgen. Aber die Prognosen standen meinem Vorhaben kolossal entgegen. Die Genossen hatten keinen Bock auf Stimmungsauflockerung abseits von Rotweinflaschen. Sie waren so schlecht drauf, dass sie sogar die Polizei riefen. Ich bekam Hausverbot. Hausverbot wegen › Duszat heißen ‹ . Denn wie es scheint, ist › Duszat heißen ‹ nichts anderes als Vorspielung falscher Tatsachen. Wenn das meine Eltern lesen. Die machen das auch schon ihr ganzes Leben. Crazy Eltern hab ich da. Mein Verhältnis zur Sozialdemokratie hat an diesem Abend leider ein paar Kratzer bekommen. Wir zogen also weiter zur CDU-Zentrale. Dort war inzwischen leider auch schon allen klar, dass das Lustigste an diesem Abend die Büttenrede von Ede Stoiber gewesen war. Nichts wurde aus der Wachablösung in Berlin. Schröder sollte Kanzler bleiben. Was die CDU aber im Gegensatz zur SPD verstanden hatte, war, dass ich nichts Böses wollte. Ich wurde trotz der offensichtlichen Wahlschlappe mit offenen Armen empfangen. Die CDU hatte verstanden, dass ich einen Beitrag für junge Zuschauer drehen würde und sie mit mir neue Wählergruppen erreichen konnten. Auch wenn die am gleichen Abend nicht mehr hätten helfen können. Es war ein schwarzer Tag an diesem roten Abend für die CDU.
    Doch dann wurde plötzlich noch alles wunderschön. Denn ich traf SIE. Ich stand mitten im Gedränge eines Pulks von Journalisten und Kameras und SIE auch! Vielleicht hab ich SIE berührt? Vielleicht auch nicht: In dem Geschubse weiß man ja nicht, wer wen und warum berührt. Ist es einfach nur Gedränge oder schon Gruppenpetting? Naja, jedenfalls war ich in IHRER Nähe. In der Nähe der guten Angela. Jahre bevor sie Kanzlerin wurde. Es war ein romantischer Augenblick: Ich habe ihr gewunken, sie angelächelt, und sie hat zurückgelächelt. Das war also meine erste und einzige Begegnung mit Angie. Aber ganz ehrlich: Auch aus der Nähe hat selbst für mich Robbie Williams mehr Sex-Appeal.
    Und so schön es an diesem Abend bei der CDU auch war, wir drei dachten, noch besser feiern lässt es sich bestimmt bei den Grünen. Da sind die Leute doch jung, crazy, durchgeknallt. Eben so wie wir. Als wir dann auf der Wahlparty der Grünen ankamen, roch es auch schon heftigst nach Bier. Nein, es stank nach Bier. Die Location versprach auf den ersten Blick eine coole Party. Und es roch eben überall nach Bier. Der Boden war klebrig wie morgens um fünf in einer Disco. Und die Leute sahen irgendwie auch so aus. Sie waren jung, sie waren grün, sie waren Party-People. Ich wusste, hier bin ich richtig. Hier sind meine Leute. Aber da hatte ich mich geirrt. Statt netten grünen Mädels und coolen grünen Jungs erwartete mich eine Bierdusche aus dem Hinterhalt, als hätte ich gerade den FC Bayern München als Trainer zur Meisterschaft geführt. Ich war kaum fünf Minuten auf der Party, da war ich von Kopf bis Fuß nass und roch wie der Boden, auf dem die Grünen da feierten. Das muss man sich mal vorstellen: Ich bin auf der Party der Partei des Friedens und treffe auf uncoole Besoffene im grünen Feiervolk, die mir mit einer Grundhaltung entgegentreten, als wolle ich ihnen etwas Böses. Ich wollte feiern und meinen Feierabend bei ihnen ausklingen lassen, aber die fühlten sich von mir verarscht und angegriffen, obwohl ich privat da war. Die Kamera hatten wir längst im Auto gelassen. Die Grünen fanden mich an diesem Abend also doof oder zumindest einer Bierdusche würdig. Wenigstens Claudia Roth hat dann noch sehr nett mit mir geplaudert und sich nicht daran gestört, wie ich gerochen habe. Eine versöhnliche Geste. Nun gut, egal, es gibt in Berlin ja auch bessere Partys als die der Grünen.
    Ich liebe Berlin für seine Bars. Da hat man seine Ruhe, und der Alkohol kommt in Cocktailgläsern statt als Bierdusche. Wenn es richtig spät ist in Berlin und ich nicht mehr in überfüllten Läden abhängen will, dann zieht es mich oft in die Bar des Grand Hyatt am Marlene-Dietrich-Platz. Hier lebt Berlin das Thema Hotelbar in all seinen Facetten. Da trifft man auf Promis, auf seltsame Pärchen, auf in die Jahre

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