Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
in der Regel maximal fünf Minuten. Das heißt, ich muss auf den Punkt lustig sein. Das mag ich gar nicht. Da fühl ich mich allein. Ich arbeite lieber im Team mit meinen Autoren und kann mich rückversichern. Da weiß ich, dass bessere Einspielfilme entstehen, als wenn ich auf mich allein gestellt bin. Da ist der Druck bei Weitem nicht so groß, wie wenn ich allein in einem Interview sitze. Mit den Jungs habe ich nicht nur ein paar Minuten. Wir nehmen uns mehrere Stunden Zeit und haben viel Spaß dabei.
Am schönsten ist es immer, wenn wir zusammen unterwegs sind und es raus in die große weite Welt geht. Manchmal reicht aber auch Berlin. Was haben wir da schon für coole Drehs gehabt. So bin ich zum Beispiel beim ECHO ohne Erlaubnis auf den roten Teppich gestürmt und habe mir Robbie Williams geschnappt. Das war ein Abenteuer. Er wollte mir sogar seinen Mantel schenken. Blöd nur, dass ich auf dieses nette Angebot nicht schnell genug eingegangen bin. So konnte ich meiner Frau leider keinen echten Robbie-Williams-Mantel mit nach Hause bringen. Meine Autoren waren da schon etwas schneller. Sie haben den Trubel auf dem Teppich genutzt, und einer hat Robbie schön an den Hintern gepackt. Und der andere hat ein großartiges Foto davon gemacht.
Promis überraschen, an die man normalerweise eigentlich nicht so leicht rankommt, macht einfach Laune. Das habe ich im Jahr 2002 besonders schön hinbekommen. Es war der Abend der Bundestagswahl. Auch dort waren wir für »TV total« vor Ort. Eigentlich interessiere ich mich ja nicht sonderlich für Politik. Aber mich mal im Dienste der Verarsche auf irgendwelchen Wahlveranstaltungen herumzutreiben – das hatte schon was. An diesem Abend standen Besuche bei den Wahlpartys von Stoiber und Merkel, beim damaligen Kanzler Schröder, bei Joschka Fischers Grünen und bei Westerwelles FDP auf dem Zettel.
Aber es ist gar nicht so einfach, an die hohen Politiker ranzukommen. Jedes Mal, wenn ich auf so einer Wahlveranstaltung ankam, hatte ich meinen eigenen Herrn vom Staatsschutz an den Hacken. Die glaubten wahrscheinlich, ich würde die Veranstaltung stören wollen. Jedes Mal stand ganz plötzlich ein streng dreinschauender Typ neben mir, der nicht mehr von meiner Seite wich. Er hatte Funk im Ohr und tat ganz unbeteiligt. Da machte ich mir dann immer einen Spaß draus und sprach ihn an: »Danke, dass Sie auf mich aufpassen. Und es tut mir wirklich leid, wenn ich durch meine Anwesenheit den Weltfrieden gefährden sollte. Ehrlich!«
Man kann über die SPD denken, was man will. Man darf sie scheiße finden. Man darf sie toll finden. Sie darf einem sogar egal sein. Was man aber nicht sagen darf, ist, dass die SPD Humor hat und eine coole Partei ist. Cool ist – und das ist meine Erfahrung – nur die CDU. Die CDU ist nämlich die einzige Partei, die den Job eines Comedians nicht mit dem eines hauptberuflichen Terroristen verwechselt und versteht, dass ich nur der Elton bin, der ein bisschen Spaß in die Welt bringen möchte.
Besagter Wahlabend 2002. Wir erinnern uns: der Abend, an dem Ede Stoiber mit stolzgeschwellter Brust zu früh verkündete: »Wir haben die Wahl gewonnen!«, um sie dann doch zu verlieren. Da hatte der Ede schwer vorgelegt. So lustig, wie der Stoiber an dem Abend war, musste ich erst noch werden. Die CDU führte also – zumindest in Sachen Lacher. Für mich war klar: Ich versuche für die SPD auszugleichen und machte mich auf zur SPD-Zentrale in Berlin. Aber die Genossen waren nicht ganz so lustig drauf wie der bayerische Landesvater. Die wollten mich doch tatsächlich nicht ins Willy-Brandt-Haus reinlassen! War ich zu hässlich oder zu dick für die SPD? Ich hatte mich doch ganz korrekt angemeldet, meinen vollen Namen angegeben, meine Adresse, Konfektionsgröße – der Staatsschutz hatte also alle Zeit der Welt, meine Vita samt Führungszeugnis Wochen vor der Wahl zu checken. War das das Problem? Hatten sie Angst, dass ich bis tief in die Nacht bleiben würde und bei Schröder an der Zimmertür klingeln würde? »Bimmel Bingo – Bundestagswahl Spezial«? Hatte Kanzler Schröder etwa keine Beschimpfungen für mich parat, oder war ihm das Preisgeld bei »Bimmel Bingo« zu niedrig? Nein. Mein Name war das Problem. Ich hatte mich als Journalist akkreditiert, unter meinem echten Namen Alexander Duszat. Als mich der Staatsschutz dann vor Ort entdeckte, war das Entsetzen groß: »Duszat? Verarschen können wir uns selbst. Sie sind doch der Elton von › TV total ‹
Weitere Kostenlose Bücher