Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
Rolex draufsteht. Zu spät komme ich dann trotzdem noch. Ich bin nur ärmer und bekomme wegen der einseitigen Belastung aufgrund des hohen Gewichts der Uhr auf Dauer einen Beckenschiefstand, den ich nur mit einer zweiten Rolex am anderen Armgelenk verhindern könnte. Und da hört der Spaß ja wohl auf. Und überhaupt ist die Anschaffung von Luxus doch Stress. Da muss man dann shoppen und bummeln und sich infor mieren, nein, das ist nichts für mich. Das ist beim Auto kauf genau das Gleiche. Da will ich auch nicht ewig Preise vergleichen und Probe fahren. Ich finde, ein Auto muss praktisch sein, nicht allzu scheiße aussehen und mich und meine Familie sicher von A nach B bringen. Der Rest ist doch egal. Ich fühle mich in einem größeren Mercedes oder BMW am Steuer auch gar nicht richtig wohl. Irgendwie komme ich mir da fehl am Platze vor. So ein Auto ist doch für viele auch immer eine Botschaft. Wenn einer Porsche fährt, hat er entweder einen Kleinen, seine Midlife-Crisis oder beides. Und würde ich in einem großen BMW vorfahren, würden die Leute doch entweder sagen: »Oh, der Elton macht jetzt einen auf dicke Hose!«, oder: »Wahrscheinlich passt er nicht mehr in einen Kleinwagen!« Daher fühle ich mich in solchen Schlitten immer scheiße. Nicht anders war das allerdings, als wir noch einen Beetle hatten und ich damit durch die Gegend gekurvt bin, gerade mit dieser scheiß Blumenvase vorne drin. Da fühlte ich mich nicht minder scheiße. Meine Frau fuhr aber lieber den großen Familienwagen, weil sie öfter mit den Kindern unterwegs war als ich. Stimmt und macht Sinn. Aber sie war es auch, die diesen Beetle unbedingt haben wollte. Und sie sieht samt Blümchen im Cockpit auch hinreißend darin aus. Aber dann musste ich darin rumgurken. Na toll. Ich sehe mich ja eher so als Golf-Typ. Ist ja auch das Auto meiner Generation. Der Golf – das bin doch ich als Auto: solide, beständig und gutes Mittelmaß. Da fühl ich mich wohl drin. Aber so ein dicker Benz als Privatauto wäre nichts für mich. Ich lasse mich ja gerne mal darin rumchauffieren, wenn ich zu irgendwelchen Veranstaltungen gefahren werde. Da kann ich es mir dann hinten gemütlich machen. Aber selber fahren, so eine Riesenkarre, nein danke. Aber immer wieder wollen Leute mir diese Wagen regelrecht aufdrängen. Wenn ich mir zum Beispiel irgendwo einen Mietwagen bestelle, dann sind die Leute in den Stationen immer ganz überrascht, dass der Herr Alexander Duszat, der da kommt, eigentlich der Elton ist. Oder umgedreht. Und dann passiert es häufig, dass ich beiseite genommen werde und man mir flüsternd ein Upgrade anbietet. »Herr Elton, ich kann Sie upgraden auf einen BMW oder einen Mercedes. Was hätten Sie denn gerne?« Wenn ich dann sage, ich würde gerne bei meinem bestellten Golf bleiben, stoße ich auf pures Unverständnis. »Aber Sie müssen nichts dazubezahlen! Das geht einfach so!« Da gucken die anderen Kunden dann schon mal, wenn der Dicke aus’m Fernsehen irgendwann lautstark auf seinen Golf besteht und immer wieder ruft: »Ich möchte kein kos tenloses Upgrade!«, während der eingeschüchterte Autovermietungsangestellte leise vor sich hinjammert: »Ich wollte Ihnen doch nur einen Gefallen tun!« Einen Gefallen tut mir jeder, der mich nicht zwingt, eine riesige Luxuskarosse steuern zu müssen.
Aber zurück zu den Jungs, die das sicher anders sehen würden. Ich schlaf also im Minivan und die Jungs im Wohnmobil. Sie haben es lieber kalt im Wohnmobil. Das ist nichts für mich. Und ich erspar mir ihr Geschnarche. Auf Ohrstöpsel habe ich nämlich keinen Bock. Tim hatte sich für unsere letzte Tour im Internet Ohrstöpsel für 25 Euro bestellt. »Das müssen ja Wahnsinnsteile sein«, hatte er gedacht. Verständlich. Warum sonst sollten zwei simple Schaumstoffpfropfen 25 Euro kosten, die man in jeder Apotheke für 3 Euro kriegen kann? Vermutlich weil sich da ein paar Internethändler gedacht haben, dass sie bei jedem Deppen, der das bestellt, mal locker 22 Euro Gewinn machen. Und einer ist da auf jeden Fall drauf reingefallen.
Ja, ich liebe mein Hurricane Festival. Ich mag die Belanglosigkeit des Alltags und das bekloppte Miteinander. Trinkend und kalauernd in der Gegend rumhängen – einfach der Hammer! Unfassbar, über was man sich da so amüsieren kann. Man wirft sich weg, wenn der Pavillon der Nachbarn vom Wind fortgerissen wird, stundenlang. Das ist beste Unterhaltung. Klingt null lustig, ist es aber. Man muss nur dabei sein.
Womit ich
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