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Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins

Titel: Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elton Alexander Duszat
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anspruchsvolles Spiel. Und nur schwer mit unserem ersten Hurricane-Gebot »Durchtrinken!« zu vereinbaren. Ja, und das ist eben wichtiger als pokern. Denn wenn man durchtrinkt, gibt es erstens keinen Kater, und zweitens erträgt man vieles einfach leichter. So ein Festival ist außerhalb unserer Wohnmobilidylle nämlich eigentlich nur laut, dreckig, voll und meistens nass und matschig. Kurz gefasst: Im Prinzip ist es scheiße. Doch trotzdem macht es nun mal höllischen Spaß. So kann man einmal im Jahr drei Tage lang seinen niedersten Instinkten freien Lauf lassen. Es ist doch ein ganz anderes Gefühl, drei Tage mit den Jungs und guten Bands durchzufeiern, als sich zu Hause im Garten zum Grillen zu treffen. Wie komisch Nachbarn aber auch gucken können, wenn man sich einfach mal mit nem Kotelett in der Hand auf den Gartentisch stellt und brüllt. Wenn man sich dazu noch eine Band ins Beet stellen würde, wäre es aus mit dem harmonischen Miteinander. Also verlagern wir unser Woodstock light lieber jedes Jahr direkt nach Scheeßel.
    Die beste Band beim Hurricane waren bis jetzt sicher die Foo Fighters. Die Strokes waren aber auch nicht schlecht. Der Bandname klingt irgendwie wie eine Kapelle, die sich Gottschalk gerne in seine unsäglichen Sixties-Revival-Shows einladen würde. Aber sie sind wirklich top. Manchmal wäre ich ja auch gerne ein kleiner Rockstar. Doch so richtig geklappt hat es mit der Rockstar-Karriere nie. Als Ersatz dafür spiel ich mindestens zweimal im Monat mit meinen Jungs »Guitar Hero Rock Band«. Eine geniale Erfindung. Ohne seine gesamte Kindheit mit skurrilen Musiklehrern verbracht zu haben, kann man mit Plastikgitarren, Gummischlagzeug und ein wenig Übung eine ganze Band auf die Beine stellen und ordentlich abrocken! Die richtigen Knöpfe zur richtigen Zeit gedrückt, im passenden Takt auf die Schlagzeugpads gehauen, und man holt die geilsten Songs aus der Konsole. Wenn man dann noch jemanden dabeihat, der ein bisschen singen kann, ist die Illusion perfekt! Das macht richtig Spaß, ist aber leider nur ein Spiel. Ich weiß, andere sagen: »Wie crazy!« Nun bin ich bald 40 und führe mich auf wie ein 6-jähriges Kind, das Mamas Bürste nimmt und zu Hause vor dem Spiegel singt. So hat man das früher gemacht. Heute macht man das mit der Konsole. Und auch noch als alter Mann. Ist das nicht abgefahren, wie viel Spaß man mit Musik haben kann?
    Ganz dicht ist das vielleicht wirklich nicht. Aber es kann im Leben ja nicht immer alles ganz dicht sein. Damit kenn’ ich mich ja ganz gut aus. Dieses Jahr war es in Scheeßel jedenfalls klasse, weil zeitgleich zum Festival auch die Fußball-WM in Südafrika stattfand. Natürlich haben wir da auch einen Fernseher mitgenommen. Das haben wir auch bei der letzten EM schon so gemacht. Das machen wir alle zwei Jahre. Und in den Jahren dazwischen ist zur Sicherheit auch einer mit an Bord. Man will ja nichts verpassen. Zur WM und EM gibt es auf dem Festival zwar auch Public Viewing, aber wie gesagt, außerhalb unserer Altherren-Komfort-Camping-Residenz ist es gern mal dreckig und siffig – also nichts für uns. Dann doch lieber den eigenen Fernseher am Wohnmobil haben. Nahe dran am eigenen Bier, am eigenen Grill und unweit vom eigenen Bett. Da kommen dann aber auch mal Leute vorbei, die mit uns schauen. Fremde, die zufällig vorbeilaufen und mich mit dem obligatorischen »Ey Eltooooon, können wir ein Foto machen?« begrüßen. Aber das nervt beim Hurricane überhaupt nicht. Wirklich nicht – solange sie Bier oder Grillmaterial mitbringen. Und wenn das nicht automatisch läuft und sie nur fragen: »Können wir mitgucken?«, dann hak ich einfach mit einem freundlichen »Was habt ihr denn dabei?« nach. Spätestens dann krieg ich die gewünschte Antwort. So einfach verständigt man sich auf dem Festivalgelände. Fußball gegen Bier. Ist das nicht schön? So ein Musikfestival ist eben auch das große Festival von Nehmen und Geben.
    Irgendwie sind diese Tage mit meinen Jungs aber auch immer so eine Energie-und-Gute-Laune-Tankstelle für das kommende Jahr. Solche gemeinsamen Auszeiten sind wichtig. Gerade wenn man zusammen arbeitet. Drei Tage, in denen man einfach mal zusammen feiert, nicht über den Job spricht und froh ist, dass man sich hat. In der Fernsehbranche ist es meist stressig. Da streitet man sich hin und wieder auch mal. Und diese Festivaltage schweißen wieder zusammen. So kann man in unserem harten und doch oft auch nervenaufreibenden Business die

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