Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
wir das Gesangsbordell fluchtartig verlassen muss ten.
Seit dem gemeinsamen Karaoke-Abend sind Sasha und ich eigentlich sehr eng und gut befreundet. Aber was heißt »eigentlich«? Wir sind befreundet! Punkt. Was ist »eigentlich« eigentlich für ein Wort? Es sagt doch überhaupt nichts aus. »Kommst du eigentlich auch?« Es reicht doch zu sagen: »Kommst du auch?« Was soll das Wort »eigentlich« eigentlich? Was heißt denn das? Unter Umständen? Vielleicht? Das ist doch nur ein Füllwort. Das braucht doch kein Mensch. »Isst du das gerne?« »Ja, eigentlich schon.« Was bietet mir das Wort an Info? Gar keine. Ich glaube, es ist lediglich so eine Art Hintertürchen, das man sich in Sätzen offen lässt.
Wenn man zum Beispiel gefragt wird: »Hast du Freitagabend schon was vor?«, dann kommt es extrem auf das Gegenüber an, das die Frage stellt. Die Hintergedanken und die mögliche Antwort sehen bei einer schönen Frau, die die Frage stellt, oder dem Chef sicher ganz unterschiedlich aus. Je nachdem von wem man gefragt wird, sagt man: »Nein! Wieso?« oder »Ja, eigentlich schon.« Bei der schönen Frau ist alles klar, da kann man sich dann verabreden. Beim Chef erfährt man mit der Antwort »eigentlich schon« nicht in jedem Fall, um was es geht, und es könnte ja außer Überstunden auch etwas Gutes sein. Cleverer ist es daher, zum Chef zu sagen: »Eigentlich noch nichts!« Das bietet ihm dann die Möglichkeit zu sagen, um was es geht, und das Hintertürchen ist dank »eigentlich« trotzdem noch offen. Denn sagt der Chef etwas wie »Da ist Turmspringen!«, dann nutzt man gekonnt dieses Hintertürchen, indem man sagt: »Ja, wie gesagt, eigentlich noch nichts. Aber meine Frau hatte da was angedeutet!« Und schon steht man nicht als Lügner da, wenn man nicht zum Turmspringen kann. Man sagte ja »eigentlich« noch nichts. Ob das Wort von seinem Schöpfer aber so gedacht war? Keine Ahnung. Und irgendwie benutzt es ja sowieso jeder, wie er will. Aber eins ist gewiss: Wenn man erst mal angefangen hat, sich über dieses Wort Gedanken zu machen, und es immer analysiert, sobald es fällt, stehen die Chancen, darüber wahnsinnig zu werden, eigentlich ganz gut.
Neulich kam mein Sohnemann nach einem »Geschäft« erstaunlich schnell zurück an den Tisch. Zum Essen. Und ich hörte mich fragen: »Hast du dir eigentlich die Hände gewaschen?« Und er sagte: »Eigentlich ja!« Und ich: »Wieso › eigentlich ‹ ?« Und er: »Na, weil man das so macht!« Entweder hatte ich den Satz falsch betont oder er ihn bewusst falsch verstanden. Ich wollte wissen: »Wieso eigentlich ?« und nicht » Wieso eigentlich?«. Ich hab ihn noch mal zum Händewaschen geschickt, aber dieser Satz und seine Bedeutung bei unterschiedlicher Betonung ließ mir keine Ruhe. Und irgendwann blieb ich bei » Wieso eigentlich?« hängen. »Wieso wäscht man sich eigentlich nach dem großen Geschäft die Hände?« Also der Gedanke dahinter ist mir schon klar, allerdings deckte ich beim Nachdenken etwas Widersinniges auf.
Die Leute sitzen auf dem Klo, tun, was getan werden muss, und wischen sich dann mit Klopapier so sauber, wie’s geht. Im Idealfall bleibt zwischen Fingern und zu reinigender Stelle stets Toilettenpapier, wenn möglich sogar Feuchtes. Da man aber dennoch so nah an unappetitlicher Stelle war und Bakterien und Keime ja gewiefte Springer und Kletterer sind, wäscht man sich anschließend aber auf jeden Fall die Hände. Stopp! Nachdem man sich aber den Popo abgewischt hat und zum Entfernen eventuellen Drecks zum Waschbecken geht, macht man was? Richtig, man zieht sich an. Man zieht die Unterhose hoch, steckt das Hemd rein, zieht die Jeans hoch, macht den Gürtel zu. Ahhh!!! Und alles mit den kontaminierten Flossen. Das heißt doch, alles, was man an den Fingern hatte, hat man am Waschbecken längst in den Klamotten! Oh Gott! Und damit laufen die Leute dann den ganzen Tag rum. Eigentlich muss man entweder mit runtergelassener Hose zum Waschbecken schlurfen, sich die Hände waschen und dann anziehen oder direkt nach dem Händewaschen die Klamotten in eine dann auf allen Klos vorhandene Wasch-Trocken-Kombination schmeißen. Das dauert vielleicht etwas länger, wäre aber die hygienisch verantwortungsvollere Herangehensweise. Fakt ist, so wie es momentan alle machen, ist es eigentlich absurd, und eigentlich bräuchte man sich nach dem Sie-wissen-schon-was nicht unbedingt die Finger zu waschen. Man muss sich nur umziehen. Aber keine Sorge, Sie können
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