Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
4000-Euro-Armani-Anzug auflaufen und den Leuten die Cornflakes von der Ausgabenliste streichen würde. Und so ähnlich ist es ja bei mir auch. Die Leute wollen mich knuddeln, und darum trag ich Knuddel-Wear. Und Klamotten sind ja wohl nicht alles. Sie sollen in erster Linie zweckmäßig, witterungsgemäß und leicht verfügbar sein. Wenn ich morgens aus der Dusche komme, greife ich in den Klamottenschrank und ziehe das oberste T-Shirt an, das auf dem Stapel liegt. Dazu die oberste Jeans. Und mein Outfit ist perfekt.
Problematisch wird es allerdings, wenn meine Schwiegermutter mal ein paar Tage bei uns zu Besuch ist. Denn Schwiegermutter wäscht jeden Tag und bügelt auch jeden Tag. Diese Tätigkeit stellt sie selbst in fremden Haushalten nicht ein. Also wäscht und bügelt sie auch bei uns jeden Tag. Und so kommt es dann, dass ich jeden Tag immer das gleiche T-Shirt trage, weil es ja immer wieder obenauf liegt. Wenn Schwiegermutter nicht zu Besuch ist, wird auch nicht so oft gewaschen, und die Chancen meiner restlichen Garderobe, an die Öffentlichkeit zu gelangen, steigen immens. Für meine Frau ist meine Mode-Ignoranz wohl weniger schön. Manchmal ist sie sogar sauer, weil ich nicht so viel Wert auf mein Äußeres lege. Wobei ich hier noch mal erwähnen muss, dass man im Fernsehen immer 10 bis 20 Kilo dicker aussieht. Also ganz so schlimm hat es meine Frau dann auch wieder nicht getroffen. Wer mich schon mal in natura zu Gesicht bekommen hat, wird Ihnen das bestätigen. Aber meine Frau sagt immer, wenn ich so dick und unstylisch aussehe, fällt das doch auf sie zurück. Was sie damit wohl meint? Was hat sie denn mit meiner Optik zu tun? Sie macht mich doch nicht dick. Ich esse doch viel mehr außerhalb. Sie behauptet, sie bekomme immer zu hören, wie sie es nur schaffe, mich so aus dem Haus gehen zu lassen. Na, ich gehe halt einfach. Und wer sich jetzt Szenen vorstellt, in denen ich mich in T-Shirt und Jeans zur Tür kämpfe, während meine Frau versucht, mich mit einer Hand festzuhalten und mir mit der anderen ein Jackett überzustreifen, irrt sich. Meine Frau mag mich meistens so schludrig, wie ich bin. An ihrer Stelle würde ich mir da nicht so einen Kopf machen. Es ist auch nicht gut, wenn Frauen sich zu viel über Männer aufregen. Mir sind Klamotten eben nicht so wichtig. Ich finde trotzdem, dass ich immer ganz okay aussehe. Das muss reichen. Gut, manchmal ist mein Dreitagebart fünf Tage drüber, aber es hat sich noch nie jemand beschwert. Und wenn, würde ich es erfahren. Im Fernsehen gibt es ja für alles und jeden diese tollen Marktforschungen. Da wäre mir längst was zu Ohren gekommen, wenn ich etwas ändern müsste. In einer Studie kam mal heraus, dass ich damals bekannter war als Gerhard Schröder. Wohlgemerkt, als er schon Bundeskanzler war! Aber jetzt, während ich so drüber nachdenke, würde ich mich selbst dann nicht ändern, wenn sich dieser Wunsch nach einer optischen Veränderung aus einer Studie über mich ergeben würde. Täglich rasieren, abnehmen, Krawatten binden. Das wäre ja alles nicht nur nicht ich, sondern obendrein auch noch wahnsinnig anstrengend und würde Unmengen an Zeit kosten, die man prima vor der Konsole oder im Bett verbringen könnte. Also scheiß auf Krawatte und Co. Im Fernsehen bin ich so oder so, und bei meinen Fans bin ich ja, gerade weil ich nicht so viel Wert auf diese Oberflächlichkeiten lege, beliebt. Ich will mir gar keine Gedanken über mein Outfit machen und auch weiterhin jeden Dienstag zu »Blamieren oder Kassieren« diese braunen Schuhe zu diesem roten Anzug anziehen. Und das, ohne zu denken: »Das passt doch nicht und wieso bekomme ich nicht mal etwas Schöneres?« Das sollen ruhig andere denken. Mir ist es sowas von egal. Ich habe schon früher immer angezogen, was Mutter mir rausgelegt hat. Dann kann ich auch jetzt das anziehen, was mir die Damen vom Kostüm rauslegen. Ich will auch nichts Neues ausprobieren. › Bewährtes bewahren ‹ ist mein Motto. Und andere dürfen gern ihre eigenen Mottos haben. Und die lauten meist: »Quäle dich im Fitnessstudio!« Oder: »Lass dich von einem Personal Coach quälen.« Aber auch: »Trage nur teure schwarze Designer-Anzüge!« – Das alles ist völlig okay. Jeder so, wie er mag. Schließlich ist bei uns Promis die »Personality« das Kapital. Die Leute mögen uns doch für un sere Haltung, für das, was wir anscheinend so darstellen. Und meine Haltung ist eben: Probier’s mal mit Gemütlichkeit! Ich mach keinen
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