Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
Anonymität in L. A., da tippt mir Herr K. wieder auf die Schulter. Er fliegt mit seiner Rentnerkumpels-Reisegruppe zufällig auch nach Los Angeles. »Hallo, Herr G.«, ich war ganz stolz, dass ich mir den Namen habe merken können. Er sagt nichts und glotzt nur blöd. Also nenn ich ihn weiter so, auch wenn Kai mich gleich wieder beiseitenimmt und mich verbessert. Herr K. will ein Bier ausgeben. Ich stürze meins so schnell wie möglich runter. Ja, da haben sie alle gestaunt. Herr K. ist damit übrigens schuld, dass sich in meinem Körper nun doch Thrombosespritze und Bier mischen.
Zum Glück flog ich ja Business Class. Weit weg von Herrn K., der hinten in den Flieger einsteigen musste. Im Flieger hatte ich dann meine Ruhe, auch wenn ich nicht wirklich durchschlafen konnte. Das Bier hat nichts geholfen. Gerade mal 5 Stunden konnte ich dösend überbrücken. Als ich Kai in L. A. mein Leid klagte, hatte er nur wenig Mitgefühl. Er meinte, bei ihm in der Economy Class wäre schlafen gar nicht möglich gewesen. Er erzählte mir was von ungemütlich. Tja, selbst schuld. Er wollte ja unbedingt ohne Spritze und Bier über den Atlantik fliegen. Aber er muss ja immer alles besser wissen. In meinen Wachphasen habe ich einen Film geschaut. Den Titel habe ich vergessen. Natürlich. Nebenwirkungen Amnesie. Das stand ja schon auf dem Beipackzettel. Dabei hatte ich ja nur das eine Bier mit Herrn K. getrunken. Okay, erwischt. Im Flugzeug hab ich mir noch einen Gin Tonic gegönnt. Ich weiß, das hätte ich nicht machen sollen. Aber Christina, die Stewardess, hatte mich so nett gefragt.
Gegen 16 Uhr Ortszeit L. A. sind wir dann gelandet. Und weil ich so ein toller Fluggast war, gab es zum Abschied von Christina kurz vor der Landung noch ein Glas Champagner mit lecker Erdbeeren. Lecker war aber auch der Geruch in der Flughafenhalle. Überall duftete es nach Pancakes. Das ist Amerika. Herzlich willkommen. Welcome to the USA.
Bei der Einreise fragte mich der Zollfahnder nach Früchten. Ich hatte die Erdbeeren aus dem Champagnerglas alle aufgegessen und nicht als Erinnerungsstück in meinen Koffer gepackt. Ich durfte also einreisen und musste nicht nach Guantánamo Bay. Glück gehabt. Nach etwa einer Viertelstunde Warten und Pancakes-Geruchbombardierung fuhr dann eine schwarze Stretchlimo vor. Im Fenster hatte die sogar ein Schild mit meinem Namen drauf – »Mr. Alexander Duszat«. Wahnsinn. Das war also meine Limo. Den Kai nahm ich natürlich trotzdem mit. Der Fahrer stellte sich vor als Clyde. Wie Bonnie und Clyde. Das kann man sich ganz leicht merken. Er sollte uns ins Hotel bringen! Das SLS Beverly Hills! Ein Traum!
Ich bin seit neuestem Mitglied in so einem Hotel-Bonuspunkte-Club. Leider hatte ich meine Clubkarte nicht mit nach L. A. genommen. Das ist für mich aber lange noch kein Grund, auf meine Bonuspunkte zu verzichten. Ich war mir sicher, die freundliche Dame an der Rezeption könnte mich auch anhand meines Namens finden. Sie fragt mich nach meinem Wohnort. Ich antwortete: »Köln«. Oder musste ich in den USA »Cologne« sagen? Mal abwarten, ob sie etwas findet. Sie tippt und klickt und tippt und klickt und sagt dann etwas, was sich so anhört: »I have only Overräss!« Ich muss lachen. Das ist sehr lustig. Ich stehe in L. A. und die nette Dame findet mich tatsächlich. Mit »Overräss« meinte sie nämlich meinen Wohnort Overath. Was muss ich Vollidiot auch Köln sagen? Ich wohne in Overath. Und nicht in Köln. Auch in L. A. macht man da Unterschiede. Während die Dame da jedenfalls noch beschäftigt war, fragte ich sie, für was denn die Buchstaben SLS im Namen des Hotels stehen. Ein bisschen Smalltalk. Einfach irgendwas labern. Sie klärte mich auf, dass jeder daraus machen könnte, was er wolle! So hängt im Hotel eine große Tafel, auf der die besten Redewendungen zusammengefasst worden sind! Ich entschied mich für »Silly Little Sings«, weil überall bekloppte oder so ultra moderne Designgegenstände rumstanden. Auch in meiner Junior Suite, die ich mir mit Kai teilte.
Wir wollten den Abend relaxed angehen lassen. Also warfen wir uns erst mal auf’s Bett und chillten ein bisschen, bevor wir später in eine Bar neben dem Hotel gingen. Auch hier war alles vollgestopft mit »silly little sings«. Überall Lampen, Stühle und Sofas. Ich mag einfach keine Sofas mit Kuhfell bezug und Stühle mit Elchgeweih-Armlehnen. So was find ich scheiße. Auch die Tische nerven mich. Denn auf jedem einzelnen stand ein
Weitere Kostenlose Bücher