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Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins

Titel: Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elton Alexander Duszat
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»Reserviert«-Schild. Die sind doch bekloppt! Wenn ich einen Platz will, nehme ich mir den. Also ließ ich ein Schild unauffällig verschwinden. Wir saßen noch keine Minute, schon kam ein hektischer Sicherheitsmitarbeiter angerannt und raunzt uns an: »Are you with Mitch?« Ich verneinte, und er überlegte offensichtlich, wie er uns am besten rauswerfen konnte. Vielleicht hat mein St.-Pauli-Outfit an diesem Abend auch einfach etwas unter dem offiziellen Dresscode der Bar gelegen? Naja, aber wir flogen nicht raus, und nach ein paar Minuten kam dann schließlich auch eine Bedienung, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Sehr ungewöhnlich war allerdings, dass sie auch gleich meine Kreditkarte mitnahm! Danach kamen zwar die Drinks, aber die Kellnerin sah ich nicht wieder. Ich hatte schon etwas Angst um meine Kreditkarte. Also frage ich mal nach. Es stellt sich raus, dass es hier so üblich ist, die Karte zu behalten, bis der Gast die Bar verlässt. Es sind wohl schon zu viele St.-Pauli-Fans abgehauen. Kein Wunder bei Preisen von 10 Dollar für ein Bier und 22 für einen Gin Tonic. Viel zu krass! Naja, aber auch wenn es etwas preiswerter gewesen wäre: Der Laden war einfach nicht unser Fall, und so machten wir uns nach unseren Drinks auf in den Silver Reign Gentleman’s Club. Das muss ein guter Laden sein, schließlich ist es eine Empfehlung, die ich von einem L. A.-Insider bekommen habe. Aber ich bin ja nicht blöd. Bevor ich mich in meinem Pauli-Shirt in einen weiteren Laden chauffieren ließ, bat ich den Concierge im Hotel, mal eben telefonisch im Gentleman’s Club zu erfragen, ob es dort einen Dresscode geben würden. Die Antwort lautete: »Es gibt eigentlich keinen Dresscode. Shorts sind allerdings nicht so gern gesehen!« Shorts hatten wir beide keine an. Also nichts wie hinein ins Taxi auf die Rückbank eines nicht so nett aussehenden russischen Taxifahrers. Mit ihm düsten wir abseits der großen Straßen durch das nächtliche L. A., immer schön durch enge dunkle Seitenstraßen. Wir hatten ein echt seltsames Gottvertrauen, bis uns Kollege Oleg schließlich nach einer Fahrt für knapp 25 Dollar am Silver Reign absetzte. Der Tipp des L. A.-Insiders schien voll ins Schwarze getroffen zu haben. Der Club lag in einer dunklen Seitenstraße – oder wie nennt man die Farbe, die auf der Farbskala kurz vor Pechschwarz kommt? Wir hatten echt ein bisschen Schiss. Naja, ich eher weniger. Ich rede hier natürlich nur von Kai. Doch der Türsteher wirkte netter als die Gegend, in der er arbeitete. Jedenfalls erfuhren wir von ihm, dass im Club noch Happy Hour ist und der Eintritt gerade mal 10 Dol lar kosten sollte, »fully nude service« inklusive. »Na, wenn das nicht noch ein schöner Abend wird!« Man konnte die freudigen Comic-Gedankenblasen vor unseren Köpfen geradezu sehen. Es macht Pling vor meinem Schädel und Plop über Kais Scheitel, wir mussten grinsen und wussten beide, warum. Schien ein Spitzentipp zu sein. Im Club gab es allerdings keinen Alkohol. Eine sehr merkwürdige Getränke-Politik, die die Amis da in ihren Clubs praktizieren. Aber bitte. Es kam aber noch schlimmer. Denn während ich mir überlegte, ob ich mir eine Cola oder eine Fanta bestelle, schaute ich mir den Laden mal genauer an. In was für einem abgeranzten, abgefuckten Schuppen sind wir denn da gelandet? Nur mal angenommen, dass sich hier eine »fully nude«-Lady zu einem Typen setzt und sich auf einen Drink einladen lassen will. Was bestellt die dann? In Deutschland ganz klar einen Champagner. Aber das ist ja unbestreitbar Alkohol. Also lassen sich die Damen hier auf eine Diet Coke einladen? Und was kostet die dann? Ich bestellte eine Cola und bat die nette Bedienung, uns die nötigen 1-Dollar-Noten als Wechselgeld rauszugeben, um sie den Ladys in den nicht vorhandenen Schlüpper zu stecken! Ich war echt gespannt auf das, was noch kommen sollte. Ich traute dem Laden einfach nicht. Einen ähnlichen Laden habe ich mal in Berlin mit meinen Autoren besucht. Wir waren beim ersten Bundesvision Song Contest auf Tour durch alle Bundesländer, um für »TV total« Filmchen zu drehen. In jedem Land hatte ich eine andere Aufgabe. In Berlin war es die, einen Tag lang im Berliner Friedrichstadtpalast zu arbeiten und eine Rolle in einem Musical einzustudieren. Einen Bischof sollte ich spielen. Ich weiß noch, dass ich purpur angezogen war und sehr schlimm aussah. Auch viele Jahre nach der Wende erschien mir im ehemaligen Prunk-Varieté-Theater der DDR noch

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