Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
alles absolut DDR-mäßig organisiert zu sein. Das war unfassbar. Alle an der Show beteiligten Künstler kamen aus osteuropäischen Staaten, und die wenigen Deutschen, die im Theater arbeiteten, hatten mit Sicherheit beim Zubettgehen noch zu Margot Honecker gebetet. Das war wirklich wie eine Reise in die Zeit vor der Wiedervereinigung. Eine Ostsippe vor dem Herrn. Schlimm war das. Aber nicht ganz so schlimm wie der Tabledance-Schuppen, in den wir dann am Abend nach der Show gegangen sind. Der Laden war direkt um die Ecke vom Friedrichstadtpalast, und wir wollten eigentlich nur ein Feierabendbier trinken. Die Frauen, die da tanzten, waren so furchtbar, dass wir unser Bier mit dem Rücken zu ihnen tranken. Nur einer meiner Jungs schaute sich die Show wirklich an. Und das will was heißen. Eigentlich steht er nicht so auf das, was er da an der Stange zu sehen bekommt. Aber er hat es sich gegeben. Fachmännisch bemerkte er dann auch treffend: »Mein Gott, sind die hässlich hier.« In seiner gewohnt liebenswerten Art allerdings so laut, dass nicht nur wir das zu hören bekamen. Merkwürdigerweise blieb das aber ohne Konsequenzen, die Damen schienen es gewohnt zu sein. Nun ja, in L. A war er zum Glück nicht dabei. Ich musste an ihn denken, als sich die erste Dame im Gentleman’s Club an der Stange zu schaffen machte. Zum Glücke saßen wir weit genug weg von der Bühne. So konnte ich mir noch einreden, dass Schönheit über die Distanz verloren geht. Sie sah wirklich nicht gerade gut aus, obwohl sie, wie am Einlass versprochen, »fully nude« war. Leider. Gleiches galt für die zweite Tänzerin, die kurz darauf die Bühne betrat. Die gefiel uns noch weniger, was als Anlass genommen wurde, den Club wenige Minuten später zu verlassen. So standen wir wieder draußen auf der pechschwarzen Straße und warteten auf ein Taxi. Inzwischen war ich mir sicher, dass sich die Ladies im Club nicht auf eine Diet Coke einlassen würden. Sie bestellen ganz sicher eine normale Coke XXL. Gegenüber vom Gentleman’s Club entdeckte ich einen Staples-Büromarkt, der 24 Stunden geöffnet hat. Eine gute Geschäftsidee. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in diesem Viertel viele Menschen mal mitten in der Nacht tierisch Bock auf eine Packung Büroklammern haben. Der Laden brummt bestimmt. Wahrscheinlich haben die bei Staples auch einen »fully nude service«. Und wenn nicht, auch egal. Ich werde mich demnächst auch als L. A.-Insider ausgeben und dies einfach behaupten. Das Taxi kam und im Hotel wartete unser Bett. Wenigstens das war gemütlich. Doch bevor ich schließlich schlafen ging, checkte ich noch eben meine Mails und schickte allen meinen Freunden eine Empfehlung für den Staples-Markt, den sie unbedingt besuchen sollten, wenn sie demnächst mal in L. A. sein sollten.
Irgendwann schlief ich jedenfalls ein und musste einen schnarchenden Kai neben mir ertragen. Ätzend! Aber ich bin ja selbst schuld. Ich denk halt immer, es ist cool, sich mit dem besten Kumpel ein Zimmer zu teilen. Ist es auch – aber nicht in jeder Situation. Ganz selten beim Schlafen, aber immer zum Labern. Das auf jeden Fall. Und so konnten wir uns, wenn wir nicht gerade schnarchten, schön die Vorfreude auf unsere erste Party in der Playboy Mansion teilen.
Nächster Morgen: Nach dem Duschen gingen wir erst mal lecker amerikanisch frühstücken. Ich liebe Scrambled American Eggs mit Bratkartoffeln und Speck. Dazu ein lecker Sandwich mit Hühnchen, Kaffee, Orangensaft und Früchten. Nur Grillen ist besser. Aber das wäre morgens einfach zu hardcore! Nach dem Frühstück ging es zu einer Sightseeing-Tour. Auf nach Hollywood! Wir fuhren mal wieder Taxi – für 25 Dollar. Anscheinend kostet jede Fahrt in L. A. so viel. Naja, jedenfalls machten wir die klassische Touri-Tour: Hollywood Boulevard, Chinese Theatre, Kodak Theatre, und natürlich führten wir uns am Walk of Fame wie typische Touris auf. Ich könnte wetten, diese bescheuerten abfotografierten Sterne schaut sich zu Hause kein Mensch mehr an. Wie langweilig die doch eigentlich sind, aber wenn man schon danebensteht, dann fotografiert man es eben. Ein paar Sterne sind übrigens noch frei. Ich kann es also noch schaffen. Weiter ging’s im Touri-Programm: Wer Walk-of-Fame-Sterne fotografiert, der geht auch ins Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds. Also, wenn man die Dame schon mal in London besucht hat, dann ist ihr L.A.-Ableger recht enttäuschend. Es sind kaum Figuren da, und die Atmosphäre ist
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