Mueller, Carin
Schadensersatz und Schmerzensgeld für sie erstritten. Geld, das sie umgehend dem Tierschutzbund spenden wollte, falls sie es denn jemals bekäme. Nach der Urteilsverkündung hatten sich Adrian und Daniel unterhalten. Wie sich herausstellte, war der smarte Junganwalt derzeit auf der Suche nach einer Stelle, bei der er auch seine Promotion vorantreiben konnte. Adrian hatte nicht lange gezögert und ihm sofort ein Angebot gemacht. Zum 1. März würde er anfangen, und wer weiß, vielleicht auch irgendwann Partner werden – der Name »Stern & Engel« wäre für eine Anwaltskanzlei jedenfalls der Renner.
Aber jetzt freute er sich vor allem darauf, Antonella endlich nach Hause zu holen. Als er im Krankenhaus ankam, saß sie bereits abreisefertig und ungeduldig bis in die Haarspitzen auf dem Bett.
»Wir müssen leider noch auf den Arzt warten«, informierte sie ihn. »Aber ich kann es wirklich kaum erwarten, endlich wieder heimzukommen, und bin schon sehr auf deine Überraschung gespannt.«
»Mama, heim! Omi! Toti!«, plapperte Elisa dazwischen und turnte auf dem Bett herum.
»Wer ist tot?«, fragte Antonella.
»Niemand«, beruhigte sie Adrian. »Sternchen, sei still. Keine Überraschung verraten.«
»Mama, Toti heim! Omi!«
»Mein Schatz, du sprichst in Rätseln.« Sie drückte ihrer Tochter einen dicken Kuss auf die Wange und sagte dann zu Adrian: »Komm, lass uns abhauen. Der gute Doktor erzählt uns bestimmt nur, was ich alles nicht darf. Das will ich gar nicht so genau wissen …«
»Nichts da, ich bin gespannt, was er sagt. Wie war’s denn noch beim Ultraschall? Hat man diesmal was erkennen können?«
»Nein, dein Sohn macht es immer noch spannend. Diesmal hatte er die Nabelschnur zwischen den Beinen. Aber ich weiß ja, dass es ein Junge wird!« Sie tätschelte ihren Bauch. »So wie er randaliert, kann es nur ein Kerl sein!«
»Wie ich sehe, sind Sie schon fluchtbereit.« Der Arzt war gerade ins Zimmer gekommen und deutete lächelnd auf die gepackte Tasche. »Dann will ich es auch kurz machen. Es sieht alles sehr gut aus! Trotzdem heißt die Prämisse für die nächsten drei, besser vier Wochen: Viel Ruhe! Nichts heben, auch nicht Ihre Tochter, kein Jogging, kein Sex. Ab Mitte März ist wieder alles erlaubt, dann wird Ihr Kind weit genug entwickelt sein. Sehen Sie es positiv, Sie werden völlig erholt und entspannt sein. Bleiben Sie in den nächsten Wochen einfach auf dem Sofa, denn Arbeit ist auch tabu. Aber das dachten Sie sich ja sicher ohnehin, oder?«
»O Mann«, sagte Antonella eine Viertelstunde später, als sie endlich im Auto saßen. »Kannst du dir vorstellen, dass ich die nächsten drei Wochen strickend auf der Couch verbringe?«
»Wir werden sehen.«
Eigentlich hatte Adrian sich die Heimkehr etwas feierlicher vorgestellt, aber seine Tochter hatte ihre eigenen Pläne. Während der gesamten Fahrt erzählte sie ununterbrochen was von »Toti und Omi, Wauwau, Mama Schenk, Toti heim«, bis Antonella grinsend feststellte: »Ich weiß, was die Überraschung ist: Zuhause liegt deine tote Mutter – und das ist mein Geschenk.«
»Also wirklich!«, entrüstete sich Adrian.
»Wieso? Fände ich jedenfalls besser, als wenn sie lebendig in meiner Küche steht und ihren Rinderbraten kocht.« Im Treppenhaus roch es nämlich tatsächlich nach Essen. »Mhmm, das riecht lecker! Es kann also nicht deine Mutter sein. Gott sei Dank. Es riecht nach …« Die Wohnungstür öffnete sich. »Oma Rosi!«
»Mei, Mädel, mager bist du!«, stellte Oma Rosi fest, als sie ihre Enkelin begrüßte. »Da bin ich keinen Tag zu früh gekommen!«
»Omi, ich sehe aus wie ein gestrandeter Wal! Aber ich freue mich, dass du da bist.« Sie umarmte ihre Großmutter. »Bist du meine Überraschung?« Sie zwinkerte Adrian zu.
»Ich werde dir jedenfalls in den nächsten Wochen den Haushalt schmeißen und dafür sorgen, dass an dich wieder was hinwächst! Jetzt kommt rein. Gleich gibt’s Essen! Andi, hol mal die anderen!« Sie scheuchte Adrian in den ersten Stock und Antonella samt Elisa an den Esstisch.
In der Küche fiel Antonellas Blick auf einen Hundenapf, der in der Ecke stand, und ein paar verstreute Bälle und Kauknochen. »Was soll das denn?«, fragte sie.
»Toti! Toti!«
»Heute Vormittag war Katia mit zwei von den jungen Hunden hier unten«, erklärte Oma Rosi.
»Wir mussten doch schon mal testen, ob sich Toni überhaupt bei uns wohlfühlt.« Adrian war wieder da und trug Anton auf dem Arm. Das kleine Tier hatte eine
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