Mueller, Carin
unglaublich, zu welchen Aktionen ein schlechtes Gewissen manche Menschen motivieren kann!«, stellte Antonella zufrieden fest. Seit einer Woche durfte sie wieder tun und lassen, was sie wollte, und hatte die Zeit für ein paar Tage in ihrer Firma, einen erhellenden Termin mit einem Hundetrainer und einen ausführlichen Shopping-Ausflug genutzt, denn schließlich brauchten sie noch ein paar Sachen fürs neue Baby. Jetzt saß sie am frühen Freitagnachmittag neben Adrian im Auto auf dem Weg in den Schwarzwald. Seine Eltern hatten den beiden ein Wochenende in einem Romantik-Hotel plus zwei Abendessen im hauseigenen Sterne-Restaurant geschenkt.
»Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, es hätte niemals so weit kommen müssen«, entgegnete er.
»Ja, aber da es nun mal passiert ist, sollten wir auch das Beste daraus machen!« Es war ein milder, sonniger Tag Ende März, und der Frühling war mit aller Macht dabei, den langen, ungemütlichen Winter zu verdrängen. Überall zeigte sich erstes, saftiges Grün, und am Straßenrand sprossen Krokusse. Antonella fühlte sich energiegeladen wie schon lange nicht mehr und hatte beste Laune. »Normalerweise wären wir doch niemals jetzt noch weggefahren. Lass uns also das Wochenende so richtig genießen.« Sie strahlte ihn an. »Nur wir beide. Das hatten wir doch schon lange nicht mehr.«
Ebenfalls Teil der Stern ’ schen Wiedergutmachungsgabe wäre die Kinder-und-Hunde-Betreuung gewesen, doch so einfach wollten es weder Antonella noch Adrian seinen Eltern machen. Und so war es nicht nur ausgesprochen erfreulich, dass Georgia und Tim mit ihrem Söhnchen seit fünf Tagen im zweiten Stock logierten, sondern auch sehr praktisch. Sie hatten nämlich spontan angeboten, auf Elisa und Toni aufzupassen – und auf Heidi. Denn der kleine LeRoy hatte nicht nur spontan einen großen Narren an der frechen Elisa gefressen, sondern sich auch unsterblich in Olgas letzten Welpen verliebt. Weil die Zuneigung gegenseitig war und selbst Katia nichts an Georgia, Tim und LeRoy als neuen Besitzern ihres edlen Nachwuchses auszusetzen hatte, durfte Heidi zunächst eine Etage höher ziehen und demnächst wohl um die halbe Welt reisen.
»Ich hoffe jedenfalls sehr, dass wir in diesen Tagen auch zu zweit bleiben …« Adrian schielte auf Antonellas Bauch.
»Keine Sorge, ich habe mit Hugo vereinbart, dass er noch mindestens eine Woche Ruhe gibt. Stell dir mal vor, ich bekomme während des feudalen Acht-Gang-Menüs plötzlich Wehen! Dann müsste ich in die Schwarzwald-Klinik zum Entbinden. Ob Professor Brinkmann noch praktiziert?«
»Mehr Sorgen als dein schräger Humor oder ein versautes Mehr-Gang-Menü macht mir wirklich dein Entschluss, unseren Sohn Hugo nennen zu wollen.« Er runzelte leicht die Stirn. »Ich hatte gehofft, der Name sei vom Tisch.«
»Der ist natürlich nicht vom Tisch – und auch nicht verhandelbar! Ich habe beim toten Mops meiner Tante geschworen, dass der Junge Hugo heißen wird.«
Er seufzte. »Wir könnten ihn ja mit zweitem Namen Hugo nennen. Wie wäre es mit Leo-Hugo oder Vittorio Ugo?«
»Wie blöd klingt das denn? Vittorio Ugo Stern? Nein, es bleibt schlicht und einfach bei Hugo. Hugo Stern hört sich sensationell an. Sogar noch besser als Hugo Boss. Da steht dem Kleinen eine große Karriere bevor.« Sie grinste verschmitzt.
»Herr, lass es bitte doch ein Mädchen werden!«, flehte Adrian.
»Es wird ein Bub! Todsicher!! Aber jetzt lass uns nicht streiten, es gibt doch so viele Sachen, über die wir uns freuen können!«
»Da hast du Recht! Das mit deiner Lampe ist wirklich der Wahnsinn.« Letzte Woche hatte Antonella die Nachricht erhalten, dass sie für ihre Lampe einen italienischen Designpreis gewonnen hatte. »Schade ist nur, dass wir dieses Jahr nicht nach Mailand zur Möbelmesse fahren können. Ich würde platzen vor Stolz, wenn ich meine Frau zur Preisverleihung begleiten könnte!«
»Tja, insofern haben wir Hugo wirklich schlecht getimt. Aber vielleicht gibt’s ja wieder mal eine Chance. Ich habe einige Ideen für weitere Lampen und auch ein paar Möbelstücke. Und wenn es mit Marie und Katia weiter so gut läuft, kann ich mich zukünftig mehr aufs Design konzentrieren, anstatt Wohnungen für andere Leute einzurichten.«
»Wobei ja von Hugo’s Affairs eingerichtete Wohnungen weggehen wie geschnitten Brot, und das für wirklich absurde Summen …« Adrian schüttelte den Kopf. Letzte Woche war nämlich sein neuer Mitarbeiter Daniel Engel bei der Wohnungssuche auf
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