Mueller, Carin
auch bei fiesen Bösewichten auf die inneren Werte an … »Bitte, kommt herein.« Seine ölige Stimme klang ohne die Sprechanlage noch unsympathischer. Er führte sie in ein chaotisches Büro und bedeutete ihnen in Richtung einer kleinen Sitzecke, Platz zu nehmen.
»Danke, wir stehen lieber«, antwortete Katia kühl. »Ich möchte keine Flecken auf meinem Kleid.«
»Wie ihr wollt. Kaffee?«
»Keinesfalls! Wäre ja eine prima Gelegenheit, mich zu vergiften.«
»He, Zicke, Klappe halten! So redest du nicht mit Damis!« Das kam von einem kleinen, drahtigen Kerlchen, das sich mächtig aufplusterte und drohend auf Katia zukam. Olga knurrte ihn an.
»Verzieh dich, Pan«, sagte Damis zu ihm. »Wenn die Damen unsere Gastfreundschaft nicht zu schätzen wissen, ist das ihr Problem.«
»Ist das der Zweite mit Ei?«, wollte jetzt Antonella wissen.
»Wie bitte?« Der schmierige Damianos klang ein Spur irritiert und sah sich Antonella zum ersten Mal genauer an.
»Na, der Name dieser angeblichen Werbeagentur lautet doch ›Zwei mit Ei‹, und hier laufen zwei Witzfiguren rum. Da wird die Frage doch wohl erlaubt sein.« Antonella grinste ihn herausfordernd von oben herab an. Auch ohne Absätze wäre sie ein Stück größer als er gewesen, aber mit ihren High Heels musste er den Kopf praktisch in den Nacken legen, um ihr in die Augen zu sehen. »Und mir fallen gleich noch mehr ein: Hat jeder von euch nur ein Ei? Oder sollte es sich einfach nur reimen?«
Olga schien diese Frage ebenfalls zu beschäftigen, denn sie steckte gerade ganz undamenhaft ihre Schnauze in Damianos’ Schritt. Der verpasste ihr dafür einen Tritt und wurde mit gleich doppeltem Knurren bestraft. Denn auch Mops Hugo fühlte sich nun bemüßigt einzugreifen.
»Wer ist diese Person?«, fragte er nur noch mühsam beherrscht Katia. »Und was will sie hier?«
»Das tut nichts zur Sache. Ich will einfach nur wissen, was du von mir willst.«
»Katia, Katia, Katia …« Damis war wieder auf schleimig umgestiegen. »Warum willst du das unbedingt zwischen Tür und Angel besprechen? Lass uns in Ruhe essen gehen. Allein. Ich bin dein Freund, wir sind doch Familie. Und innerhalb der Familie teilt man alles, auch Informationen …«
»Komm mir nicht wieder damit«, unterbrach ihn Katia ungeduldig, »und auch nicht wieder mit dieser haarsträubenden Nummernkontogeschichte. Ich weiß davon nichts, und das habe ich dir auch schon mehrfach mitgeteilt.«
»Wie du willst.« Nun klang auch Damianos plötzlich eiskalt. »Machen wir uns doch nichts vor: Du hast meinen Vater abgezockt und mich um mein Erbe betrogen. Das Mindeste, was du tun kannst, ist, mir Zugang zu dem Konto zu gewähren. Aber weil wir Familie sind, will ich nicht so sein. Fürs Erste würden mir fünfhunderttausend Euro reichen. Du kannst mir das Geld also freiwillig geben, oder ihr beiden Hübschen könnt es bei mir abarbeiten, ganz, wie du willst.«
»Was?« Antonella schnappte empört nach Luft.
»Die Finanzsituation im Frankfurter Bahnhofsviertel muss ja noch verheerender sein als in Griechenland«, stellte Katia sarkastisch fest. »Direkt nach dem Tod deines Vaters wolltest du doch nur fünfzigtausend haben.«
»Dann hättest du mir besser damals schon das Geld gegeben …«
»Wie auch immer. Wenn dein Vater ein Nummernkonto hatte«, Katia starrte Damis feindselig an, »dann hat er dieses Geheimnis mit ins Grab genommen. Ich habe kein Geld – weder fünfzig- noch fünfhunderttausend Euro –, und selbst wenn ich welches hätte, würde ich dir nichts geben. Wofür bitte auch? Hör auf mit deinen blöden Drohungen und lass mich ein für alle Mal zufrieden!«
»Das geht leider nicht, meine Liebe.« Er kam ein Stück näher auf Katia zu. »Ich brauche das Geld, und es steht mir zu.« Er fasste mit einer Hand an ihren Hals und befingerte ihre Perlenkette. »Und die hier wirst du als Anzahlung dalassen!« In diesem Moment sprang Olga hoch und schnappte ihn in den Arm. »Ahhrrg, du verdammtes Mistvieh!«, schrie er auf und rieb sich seinen Arm, der bis auf ein paar rote Striemen unverletzt war. »Ich habe es nett versucht, das ist jetzt vorbei. Du hast bis Ende nächster Woche Zeit, mir das Geld zu beschaffen!«
»Komm, wir gehen.« Antonella schob die völlig fassungslose Katia energisch hinaus und ließ die Tür zuknallen. Glücklicherweise war der Aufzug noch da, und sie konnten sofort hinunterfahren.
»Das meint der doch nicht ernst?« Katias Stimme zitterte vor Aufregung und Angst.
»Na ja,
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