Mueller, Carin
was zwischen dir und Giovanni passiert ist!«
»Nichts ist passiert«, versicherte Katia eine Stunde später. Sie hatten ihren Salat gegessen und genossen jetzt bei einem Glas Weißwein den immer noch heißen Sommerabend.
»Mach mir doch nichts vor, Kathi«, insistierte jedoch Antonella, »an dem Abend, nachdem wir letzte Woche bei Damianos waren, muss doch irgendwas vorgefallen sein. Seitdem hat Giovanni nicht mehr mit uns Fußball geschaut.«
»Ja und? Wahrscheinlich findet er es in seiner tollen Sportbar einfach lustiger als mit seiner Familie.«
»Klar, ganz bestimmt. Und es ist auch blanker Zufall, dass du ihm seither bei der Arbeit betont aus dem Weg gehst. Ich bin weder doof noch blind und will jetzt wissen, was los ist!«
Katia hatte nicht die geringste Lust, ihrer Freundin die ganze Geschichte zu erzählen, aber irgendwas Plausibles würde sie ihr wohl bieten müssen. »Es ist wirklich keine große Sache«, fing sie an und tat cooler, als sie sich fühlte. »Er hat mit mir geflirtet, und ich habe ihm gesagt, dass ich nicht interessiert bin. Ist doch klar, dass das ein bisschen peinlich für beide war und wir deshalb etwas auf Abstand gehen, oder?«
»Und du glaubst ernsthaft, dass ich dir diese dünne Geschichte abnehme? Giovanni lässt sich doch von einer einfachen Abfuhr nicht so beeindrucken, dass er völlig von der Bildfläche verschwindet.«
»Nun, es gibt für alles ein erstes Mal …« Katia war wirklich versucht, Antonella von dem Abend zu erzählen, denn sie hätte sehr gut etwas weibliche Unterstützung brauchen können. Aber andererseits war es durchaus wahrscheinlich, dass sie zu ihrem Bruder halten würde. Nein, das konnte sie nicht riskieren. »Und jetzt Ende der Diskussion!«
»Was hältst du eigentlich von Kathi?«
»Was ich von Katia halte?« Adrian kratzte sich am Kopf. Das war jetzt überraschend gekommen. Er saß mit Giovanni in irgendeinem kleinen Taunus-Nest im Biergarten. Nachdem sie siebzig Kilometer hinter sich gebracht hatten, waren sie der Meinung, dass sie vor dem Endspurt nach Hause eine kleine Stärkung verdienten. Und hier im Biergarten hatten sie sich über den Triathlon, den Job und die WM unterhalten. Männerthemen halt. Jetzt sah Giovanni ihn an und erwartete offenbar eine fundierte Antwort. »Ich halte Katia für eine etwas exzentrische Frau«, fing er vorsichtig an, »die in einer schwierigen Lage war, so dass ihr warmherziges Wesen, das sie zweifellos hat, nicht immer gleich offensichtlich wird.« Puh!
»Wow, der Anwalt hat gesprochen!« Giovanni grinste. »Aber jetzt würde mich die Meinung des Mannes interessieren. Wie findest du sie? Magst du sie?«
»Ja, klar mag ich sie. Irgendwie. Sie ist schließlich eine Freundin von Antonella. Irgendwie.«
»Ist das alles? Irgendwie?«
»Also gut, ich finde, dass Katia eine sehr attraktive Frau ist, nicht ganz mein Typ, aber objektiv gesehen ein echter Hingucker. Und sie ist bestimmt auch sehr nett und warmherzig, aber gelegentlich geht sie mir tierisch auf die Nerven. Irgendwie. Und manchmal frage ich mich, wie das alles weitergehen soll – auch mit Antonella. Knallt’s bei denen noch mal richtig, oder sind sie wieder die besten Freundinnen? Aber warum willst du das eigentlich alles wissen?«
»Nur so.«
»Wie, nur so? Hast du etwa Interesse an ihr?«
»Das wäre jetzt vielleicht etwas übertrieben …«
»Ich fasse es nicht, mein Schwager Giovanni, der größte Womanizer der Stadt, ist ausgerechnet in Katia Kolidis verknallt.« Jetzt war es an Adrian, breit zu grinsen.
»Und ich fasse es nicht, dass ich mit dir so ein Gespräch führe …«
»War nicht meine Idee. Aber jetzt will ich alles wissen. Läuft da was zwischen euch?«
»Nein. Und nach Lage der Dinge wird auch nichts laufen!«, brummte Giovanni.
»Und warum?«
»Weil Kathi eine völlig verzogene, arrogante Diva ist, die eine ordentliche Abreibung verdient hätte! Von wegen warmherzig.«
»Korrigiere mich, aber eine Abreibung hat sie doch eigentlich schon bekommen, von ihrem toten Mann, dem verlorenen Geld und jetzt auch noch diesem Damianos …«
»Aber lange noch nicht in der Form, die sie bräuchte!« Giovannis Brummen hatte sich zu einem Grollen gesteigert.
»Was hat sie denn so Schlimmes getan?«, fragte Adrian vorsichtig.
»Du erinnerst dich doch sicher an den Abend, nachdem die beiden Irren bei Kathis komischem Stiefsohn waren? Nach dem Fußballspiel bin ich mit ihr und ihrem dämlichen Köter noch eine Runde gegangen. Und dabei habe
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