Mueller, Carin
eine kleine Fahrradtour. Sie haben ja ernsthaft vor, Anfang September beim Frankfurter City Triathlon mitzumachen.« Antonella stand ebenfalls auf und begann die Blumen zu gießen.
»Wolltest du da nicht auch mitmachen?«
»Ja, eigentlich schon, aber ich habe einfach keine Zeit für ein vernünftiges Training. Die Männer eigentlich auch nicht, aber das scheint sie deutlich weniger zu stören als mich.«
»Kein Wunder, wenn ihr ständig Fußball schauen müsst.«
»Ach komm schon, es ist doch nur alle vier Jahre WM, und ich weiß gar nicht, was du gegen Fußball hast und warum ihr nie mit uns schaut. Es ist wirklich lustig!«
»Das ist nicht zu überhören …« Franziska klang deutlich gereizt. »Müsst ihr wirklich jedes Mal den Fernseher in den Hof stellen, damit ihr diese blöden Spiele sehen könnt?«
»Es würde dich sicherlich deutlich weniger stören, wenn ihr einfach mitfeiern würdet. Übermorgen wollen wir wieder grillen, kommt doch einfach mal dazu! Eure Kids hätten Spaß, und vielleicht kommt Fabian dann auch mal früher von der Arbeit heim.«
»Danke, aber das ist wohl keine so gute Idee.« Franziska zog ein gequältes Gesicht. »Diese Grillerei ist ja so was von schädlich, und ich will nicht, dass Fee und Finn sehen, wie erwachsene Menschen Bier aus Flaschen trinken!«
»Tja, wir sind schon ein schlimmes, unzivilisiertes Pack …«, murmelte Antonella leise vor sich hin und sagte dann lauter: »Schade, dabei würde ich extra für euch Gläser auf den Tisch stellen und Tofuschnitten braten. Aber mehr als einladen kann ich euch auch nicht.«
»Du brauchst dich gar nicht lustig über uns zu machen«, echauffierte sich Franziska. »Mir ist eben wichtig, dass meine Kinder gesund sind und in einem harmonischen Umfeld aufwachsen. Das kann man ja von dir wirklich nicht behaupten!«
»Genau, meine Tochter steht ja praktisch an der Schwelle zur Verwahrlosung …«
»Schön, dass du das selbst merkst, dann besteht ja noch Grund zur Hoffnung.« Franziska war völlig immun gegen Antonellas Sarkasmus. »Für den Anfang würde es schon reichen, wenn du deine Arbeit aufgeben und dich den ganzen Tag um sie kümmern würdest.«
»Franziska, das war ein Witz!! Und ich habe nicht die geringste Lust, zum etwa tausendsten Mal das Thema Erziehung mit dir zu diskutieren. Elisa geht’s prima!« Sie sah zu ihrem Kind, das eifrig mithalf, Salatblätter an die kleinen Nager zu verfüttern, die inzwischen draußen herumlaufen durften. »Sie ist prächtig entwickelt und liebt es, in der Krippe zu sein. Und wenn Adrian oder ich sie am Nachmittag abholen, dann genießen wir die Stunden auch, die wir mit ihr verbringen. Da haben wir alle mehr davon, als wenn ich jeden Tag von früh bis spät mit ihr alleine wäre.«
»Wenn du meinst …«
»Ja, meine ich. Du hast dein Gesundheits-und-Harmonie-Prinzip, und ich will einfach ein normales Leben führen. Das sollten wir doch gegenseitig akzeptieren können, oder? Aber immerhin sieht Sternchen jeden Tag ihren Vater und verbringt Zeit mit ihm …«
Ehe sie auf den letzten boshaften Kommentar von Antonella reagieren konnte, hatte Franziska auf der Straße Katia und die beiden Hunde erspäht. »Kinder, schnell! Packt die Meerschweinchen in den Käfig, die bösen Hunde kommen!« Sie klang regelrecht panisch. Hektisch stopfte sie den letzten Nager zurück ins Häuschen und verriegelte die Tür. Dann brausten auch schon Olga und Hugo um die Ecke.
»Udo! Oda!«, kreischte Elisa vor Begeisterung und schlang Olga die speckigen Ärmchen um den Hals, was der Hund geduldig ertrug. Hugo leckte dem dreijährigen Finn ein Knie ab, der begeistert kicherte und dafür ein düsteres Stirnrunzeln von seiner Mutter erntete.
»Kommt, wir gehen hoch!«, befahl sie knapp ihren Kindern.
»Ich will aber noch unten bleiben!«, bettelte die fünfjährige Fee, die inzwischen vorsichtig Olgas Kopf streichelte.
»Es ist Schlafenszeit, und Hunde sind keine guten Spielgefährten für kleine Kinder!« Damit packte Franziska mit jeder Hand einen Sprössling und zog Fee und Finn unter schwerem Protest ins Haus hinein.
»Was war jetzt das?«, wollte Katia wissen, die mit ihrer Post um die Ecke gebogen kam.
»Nichts weiter, nur der übliche Franziska-Auftritt«, seufzte Antonella und schnappte sich Elisa, die inzwischen wieder zum Meerschweinchen-Käfig gelaufen war und versuchte, den Riegel zu lösen. »Ich bring mal eben die kleine Maus ins Bett und mache uns was zum Essen. Und dann will ich wissen,
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